“Irgendwoher muss ja auch das „sweet“ in „Bittersweet“ kommen.” – Interview mit Me & Reas

Sven: 

Andreas, 30 Jahre und ein bisschen melancholisch. Kann man so den Hintergrund des Songwritings bei “Bittersweet” zusammenfassen?

Andreas:

Haha, sehr passend. Zumindest bei den meisten Songs. Einige Ideen stammen nämlich noch aus meinen Endzwanzigern. Da war ich rückblickend vielleicht sogar melancholischer als jetzt. Mit Anfang 30 haben wenigstens die lähmenden Zukunftsängst etwas nachgelassen, da man schon ein paar Scheißzeiten erfolgreich gemeistert hat. Irgendwoher muss ja auch das „sweet“ in „Bittersweet“ kommen.

Sven:

Wir haben hier ein Album mit lupenreinen Indie-Folk-Pop-Songs vor uns liegen. Muss man erst 30 werden und Schubladendenken abwerfen, damit man so ein poppiges Album machen kann?

Andreas:

Ich würde jetzt natürlich gern sagen, dass ich mich von irgendwelchen Konventionen gelöst und freigespielt habe oder so. Aber tatsächlich kommt eben so aus mir raus. Wir haben durchaus rum probiert und auch schon ein paar neue Ideen gesammelt, aber letztlich hat es mir genauso am besten getaugt, wie es jetzt geworden ist. Ich bin einfach ein Fan von super eingängigen Pop-Hooks in Kombination mit super traurigen Texten und entsprechend zielt man unterbewusst darauf ab. Vielleicht sollte ich mir mit Mitte 30 ein Schubladendenken zulegen und komplett was anderes machen, haha. Meine E-Gitarre an der Wand schaut schon seit ein paar Wochen sehr verlockend auf mich herab. Wir hören uns beim nächsten Album!

Sven:

Wo liegen deine eigentlichen musikalischen Wurzeln?

Andreas:

Ist alles ein ziemliches Klischee. Vor Internet und MTV gab’s für mich nur die CDs meiner Geschwister. Da waren ein paar Ärzte und Hosen-Alben dabei, aber auch Nirvana und Silverchair. Ende der 90er haben meine Schwestern dann  Freundeskreis, Blumentopf und Massive Töne (vor Cruisen) angeschleppt und dann war eben das mein Ding. Bis ich irgendwann nachts auf MTV „Die Welt kann mich nicht mehr verstehen“ von Tocotronic gesehen hab. Da war mir klar, dass ich auch Gitarre spielen muss. Also ein paar Powerchords gelernt und gekuckt was man so spielen kann, wenn man eben nichts kann. Ironischerweise bin ich dadurch zum Pop-Punk gekommen. Green Day, Blink 182, Sum 41 etc. Das konnte man halbwegs spielen und war natürlich auch super gut gemacht. Natürlich gab’s ein paar Jahre später die übliche Geschrei-Phase, die man halt mitnimmt, aber letztlich bin ich schon der poppigen Gitarrenmusik treu geblieben. Akustikgitarre kam allerdings erst relativ spät ins Spiel, nachdem sich 2008 die erste Band aufgelöst hat und ich trotzdem irgendwas machen wollte. Gesang und Gitarre war in diesem Moment das einfachste. So ist tatsächlich das Projekt Me & Reas entstanden. Mit einer MySpace-Seite und einer Singer-Songwriter-Demo.

Sven:

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Uncle M und den Gastmusikern wie Austin Lucas und Matze Rossi? Kanntet ihr Euch vorher schon? Akustikgitarren-Franken-Connection oder so?

Andreas:

Ich kannte nur deren Musik bzw. Matze hatte ich zuvor schon 1-2 Mal live gesehen. Wir wollten unbedingt Features auf dem Album haben, hatten jedoch keine konkreten Vorstellungen. Deswegen haben wir gemeinsam mit Uncle M überlegt, wer passen könnte und dann hat sich das eigentlich sehr schnell von selbst gefügt. Ich war um ehrlich zu sein total überrascht, wie geschmeidig das alles gelaufen ist. Ein paar Mails, Telefonate und Dropbox-Links und auf einmal hatten wir drei super Features im Kasten. Das lief ja alles remote, da Pandemie. Umso glücklicher sind wir mit dem Ergebnis.

Sven:

Wie war die Erfahrung in so einer merkwürdigen Zeit (Pandemie und Co.) ein Album fertig zu machen? Hat dich das beeinflusst?

Andreas:

Ja, das war komplett seltsam. Unser erster Studiotermin wäre eigentlich im März 2020 gewesen, direkt im ersten Lockdown. Nach der Absage war ich erstmal richtig frustriert, weil wir uns wochenlang drauf vorbereitet hatten. Letztlich konnten wir erst im Juli mit der Band ins Studio, hatten allerdings bereits im Mai eine EP veröffentlicht, mit noch neueren Songs, die wir erst während des ersten Lockdowns getrennt voneinander geschrieben und aufgenommen hatten. Dann Anfang Juli Studiosession für das Album und Ende Juli aber schon die zweite EP mit Lockdown-Songs. Das hört sich jetzt alles ziemlich verwirrend an und das war es auch. Timelines, Pläne, Touren – alles kreuz und quer. Komplettes Chaos, auch emotional. Das musste alles raus, daher auch der hohe Output. Für das Album, insbesondere für die Vocals, habe ich mir dann fast ein Jahr Zeit gelassen. Von Juli 2020 bis Mai 2021 habe ich immer wieder neue Takes gemacht. Aber jetzt bin ich zumindest zufrieden damit. Hatte also auch was Gutes.

Sven:

Hast du auch abseits der Band mit Musik zu tun oder verdienst du dir dein Geld in einem anständigen Beruf?

Andreas:

Ich habe einen anständigen Beruf mit Musikbezug, haha. Ich arbeite für das Kulturreferat des Bezirks Mittelfranken als Popularmusikbeauftragter. Habe also den ganzen Tag mit Musik zu tun. Könnte mir aber auch nichts anderes mehr vorstellen. Wird dann nur schwierig, wenn man Privatleben und Beruf trennen will. Klappt nicht mehr so wirklich.

 

Entweder/Oder- Runde:

Bon Iver oder Fugazi?

 Ich verliere vermutlich viele Freunde und Respekt, wenn ich diese Frage beantworte.

An meinem Kühlschrank hängt auf jeden Fall ein Bon Iver Ticket von April 2020. Wenn das irgendwann mal nachgeholt wurde, dann erlaube ich mir ein finales Urteil.

Bier oder Mate?

Bier

Akte X oder Stranger Things?

Akte X

Stadt oder Land?

Ich bin ein Dorfkind, das in der Stadt wohnt und nicht so gern aufs Land zurückkommt. Also Stadt.

FCK AFD oder FCK AFD?


Yes!