Garbage – Bleed Like Me [2024 Remasterd Edition] (Stunvolume/BMG, 05.04.2024)

Ein Jubiläum haben wir noch nicht, denn ursprünglich ist das vierte Garbage-Album im April 2005 erschienen. Aber die Rufe wurden wohl lauter, man wolle gerne eine Vinyl-Version davon haben. Na, das war dann wohl einer der Gründe das Ganze zu überarbeiten und neu herauszubringen. Frisch gemastert und in verschienen Versionen mit Bonusmaterial angereichert, erscheint „Bleed Like Me“ nun als „2024 Remastered Edition“ als Doppel-CD, einfache silberne Vinyl-Scheibe, als rote Doppelvinyl sowie natürlich digital neu. Uns lag zur Besprechung die Version mit den beiden Silberlingen vor.

„Bleed Like Me“ war für das Quartett eine schwere Geburt. Man war sich nicht mehr so ganz grün und konnte sich nicht so wirklich über Songs verständigen. Man engagierte mit John King (Dust Brothers) sogar einen externen Produzenten. Schwung in die Sache kam, als Butch Vig als Gast Dave Grohl beim Song „Bad Boyfriend“ hinter sein Schlagzeug sitzen ließ. Da schien die Richtung alsbald klar: mehr riffgetriebener Rock mit jeder Menge Livepower, weniger elektronisches Geblubber, welches die beiden Vorgänger so stark prägte.

Und so wurde „Bleed Like Me“ tatsächlich ein richtig knackiges Rockalbum in einem überraschend bodenständigen Sound mit Texten über Beziehungen und Politik, was zum ruppigen Gewand durchaus passte. Ruhige Momente gibt es auf dem Album eher wenige, eine echte Ballade mit „It’s All Over But The Crying“ nur eine. Dafür lässt man das Ganze mit „Why Don’t You Come Over“ warm und zurückhaltend ausklingen. Dazwischen stehen viele von Gitarren angefeuerte Songs, wie den vorhin erwähnten Opener „Bad Boyfriend“, „Bleed Like Me“, „Sex Is Not Enemy“ oder das stampfende „Why Do You Love Me“. Dass zu ordentlichen Songs auch eingängige Melodien gehören, hat man dabei nicht vergessen, was man besonders bei einer Nummer wie „Run Baby Run“ hört.

Das meiste Songmaterial ist dabei recht launig. Nur gegen Ende geht der Platte, die durchaus einen speziellen Platz in der Diskografie der Band hat, etwas die Luft aus, was aber verschmerzbar war. Trotzdem stellt sich auch einen gewissen Bruch dar. Es schloss sich eine mehrjährige Pause an, als Garbage mehr oder weniger komplett von der Bildfläche verschwunden schienen. Ganz zur großen Form lief man danach nie wieder auf, auch wenn das immer noch aktuelle Album „No Gods No Masters“ (2021) ziemlich gut war.

Der Remaster-Sound stellt keinen wirklich Grund für einen Neuerwerb dar. Die klanglichen Unterschiede zum Original sind äußerst marginal und vernachlässigenswert. Dafür ist der Bonusteil interessant. Hier hat man zahlreiche B-Seiten, alternative Versionen und Remixe versammelt. Letztere sind dabei das am wenigsten Zwingende. Hier kommen Erinnerungen an die 90er herauf, als Dance-Music-Verwurstungen noch hip waren. Dafür bekommt man einige nicht auf dem Album zu hörende Songs serviert, die „Bleed Like Me“ in eine andere Richtung gedrückt hätten. Zum Beispiel das elektronisch wirkende „Never Be Free“ oder das groovig zerrende „Betcha“. „Space Can Come Through Anyone“ klingt fast wie eine Led-Zeppelin-Nummer im Garbage-Stil. Auf die melodische Karte setzt man beim akustischen „Nobody Can Win“, dem verhaltenen „All The Good In This Life“ oder dem oldschool poppigen „Tell Me Where It Hurts“ (in zwei Versionen enthalten).

Am Ende rundet die Bonus-Abteilung „Bleed Like Me“ durchaus ab. Für Fans ist das dann allemal doch ein nettes Zuckerchen.

 

CD1: Original Album Remastered
1. Bad Boyfriend
2. Run Baby Run
3. Right Between the Eyes
4. Why Do You Love Me
5. Bleed Like Me
6. Metal Heart
7. Sex Is Not the Enemy
8. It’s All Over but the Crying
9. Boys Wanna Fight
10. Why Don’t You Come Over
11. Happy Home

CD2: B-Sides, Remixes and Alternative Versions
1. Space Can Come Through Anyone
2. Nobody Can Win
3. I Just Wanna Have Something to Do
4. Honeybee
5. Never Be Free
6. Badass (October 2003 Ruff Demo)
7. Tell Me Where It Hurts
8. Betcha
9. All The Good In This Life
10. Witness To Your Love
11. Bad Boyfriend (Sting Like a Bee Remix)
12. Bleed Like Me (Kuppers Klub Radio Edit)
13. Sex Is Not the Enemy (IL’s Vocal Mix)
14. Sex Is Not the Enemy (Devil’s Gun Circuit Sex Remix)
15. Never Be Free (Goth Mix)
16. Tell Me Where It Hurts (Belle de Jour Mix)
17. Witness To Your Love (Acoustic)

 

„Bleed Like Me“ kann HIER vorbestellt werden: https://lnk.to/BleedLikeMePR

Photo-Credit: Frank Ockenfels