Call Of The Void mit Zahn, Miss Mellow und Fogdriver (Augsburg, Ballonfabrik am 01.03.2024)

Die Berliner Instrumentalrocker Zahn sind auf ihrer ersten großen Deutschlandtour. Auch ein Konzert im beschaulichen Augsburg stand auf dem Plan. Für die Veranstalter Grund genug zwei weitere, interessante Acts für den Abend einzuladen und unter dem Banner „Call Of The Void“ ein feines Programm auf die Beine zu stellen.

Der Veranstaltungsort, die Ballonfabrik oder auch „fabrik unique“, ist wie prädestiniert dafür. Betrieben wird jene von einem gemeinnützigen Verein. In komplett ehrenamtlicher Arbeit bietet man damit ein selbstverwaltetes Kulturzentrum, das als Ort für nichtkommerzielle Veranstaltungen dient – ganz egal, ob es sich dabei um Konzerte oder Kleinkunst, Diskussionen oder Diavorträge, Lesungen, Workshops oder Theater handelt. Das macht sich nicht zuletzt am Eintrittspreis (flexibel zwischen 12 und 15 €), sondern auch an den Getränkepreisen bemerkbar, welche um die 3 € liegen. Daumen hoch, toll, dass es sowas gibt!

Aber kommen wir zur Musik. Eröffnet wurde das Konzert vom Quartett Fogdriver aus dem Raum Heidenheim an der Brenz. Kern der Truppe sind drei Instrumentalisten an Bass, Gitarre und Schlagzeug. Als dritte im Bunde hat man eine Dame, die live Projektionen – passend zur Musik – an die Wand zaubert. Zusammen mit der rein instrumentalen Musik ergibt sich dadurch ein einnehmender, audiovisueller Trip, der mitnimmt. Psychedelic Rock im besten Sinne, irgendwo zwischen Floyd’schem Schweben und der Wucht einer Stoner-Band. Der Sound ist durchaus kräftig und war auch von den Gitarrenriffs bestimmt. Die Stücke selbst wirken dabei zwar irgendwie, als würde man einer Jam-Session beiwohnen, aber der Eindruck täuscht wohl. Fogdriver lieben es einfach den Zuschauer einzuwickeln und auf eine Reise zu schicken. Das hat wirklich gut funktioniert. Demnächst spielt man auch ein Konzert in einem Kino. Das kann ich mir sehr gut vorstellen!

Geografisch weiter westlich ging es dann mit Miss Mellow aus München weiter. Musikalisch war das Quartett aber ganz anders gelagert und gar nicht so einfach in eine Schublade zu stecken, was die Sache recht spannend machte. Georgel, Groove und Gitarrenpower. Psychedelic, Krautrock, Blues, Funk, Hardrock – für jeden was dabei, wie der singende Gitarrist in einer Ansage meinte. Genau, hier gab es auch im Gegensatz zu den anderen beiden Bands des Abends Gesang. Jener wirkte beim ersten Song „Update“ noch etwas befremdlich. Wahrscheinlich auch weil er deutsch war und man dazu auch noch ein leichtes New-Wave-Feeling verbreitete. Im Folgenden wechselte man dann zwischen der Muttersprache und Englisch. Überhaupt war der Soundcocktail ziemlich wild. Die anfangs noch etwas distanzierte Performance entlud sich aber alsbald in kompletter Begeisterung. Das wohl um die 100 Nasen umfassende Publikum feierte Miss Mellow ordentlich ab, die sich ihrerseits in einen regelrechten Rausch spielten, so dass sich am Ende sicherlich niemand nicht unterhalten fühlen dürfte. Hier reift definitiv etwas heran das man im Auge behalten sollte. Sich ihr im letzten Jahr veröffentlichtes Debütalbum zu holen ist kein Fehler!

Das aktuelle Album der Hauptstädter von Zahn zu holen ist auch kein Fehler, das darf man an dieser Stelle gerne mal wieder betonen! Jetzt war es für Zahn an der Zeit das an diesem Abend begeisterungsfähige Augsburger Publikum mit auf eine Reise an die „Adria“ zu nehmen. Eine Stunde lang Sound pur – keine Show, keine Gesang, keine Ansagen und am Ende auch keine Zugaben, wie bei den beiden Bands davor. Zahn waren so schnell weg, wie sie vorher erschienen sind. Dafür schüttelten sie das Publikum aber ordentlich durch. Bewaffnet mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboard sowie einem Sampler und einer Ladung Effektpedale konnte man ohne weiteres die massiven Klangwälle der Studiovorlagen auch auf der Bühne aufbauen. Ein sympathisch versponnener, schubladenfreier und klischeefreier Sound zwischen Kraut und Psychedelic, zwischen den Melvins und Stoner. Dabei wählte man für diesen Abend nicht den leichtesten Weg mit seinen geradlinigsten Stücken, sondern packte die großen Nummern aus, in die man sich voller Leidenschaft fallen lassen konnte. Gut, dass Schlagzeuger Nic Stockmann mit seinem enorm wuchtigen und Kraftvollen Spiel da war, um die Zahn’sche Musik nicht aus den Fugen geraten zu lassen. Er pushte seine beiden Kollegen an den Saiteninstrumenten ordentlich nach vorne.

Ja, hier war schon einiges geboten. Neue Hörer hatten es damit vielleicht nicht ganz einfach, aber man konnte beobachten, wie sich Publikum und Band Stück für Stück annäherten, auch wenn die Musiker sich voll auf sich selbst konzentrierten und wenig Kontakt zu den Menschen vor der Bühne suchten. Aber das gehört zum Konzept und man lässt lieber die Musik für sich sprechen. Und diese hatte an diesem regnerischen Freitagabend einiges zu sagen.

So kann ich dem am Ende vor allem das entgegnen: bitte bald wieder mal in der altehrwürdigen Furggerstadt vorbeischauen!

 

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