Myrath – Karma (earMusic, 08.03.2024)

Mit ihrem vor fünf Jahren veröffentlichten Album „Shehili“ hat es die tunesische Band Myrath geschafft sich immer mehr in der europäischen Szene bekannter zu machen. Darauf fuhr man die progressiven und orientalischen Elemente stark zurück, setzte dafür umso mehr auf knackige Songs mit eingängigen Melodien und westlichen Bombast.

Mit „Karma“ setzt man diesen Weg unbeirrt fort, geht ihn sogar noch ein Stückchen weiter. Ist es da Zufall, dass es denselben Titel wie der 2001er-Streich der Band Kamelot trägt? Klangliche Parallelen gibt es zwischen jenen und Myrath durchaus zu finden. Beide orientierten sich immer stärken am melodisch, europäischen Powermetal-Sound mit einer großen Portion Drama und Bombast. Dabei klingen die Tunesier natürlich ein Stück zeitgemäßer, vor allem was die Arrangements betrifft.

Gleich mit dem eröffnenden „To The Stars“ zeigt man, wo es langgeht. Knackiges Riffing, ein straight nach vorne gehender Song, der nicht lange fackelt und sehr schnell auf den Höhepunkt mit einem großen Refrain zusteuert. In kurzer Zeit ist (fast) alles gesagt. Kratzt man allerdings etwas an der Oberfläche fällt einem doch auf, dass es an einem gewissen Anspruch nicht mangelt. Immer wieder erinnern etwas schräge Rhythmen und einfallsreiche Spielereien daran, dass Myrath einst als progressive Band galten. Man nehme nur mal „The Wheel Of Time“, bei dem die Band in 4:20 Minuten ein ordentlich abwechslungsreiches Paket geschnürt hat. Oder „Words Are Failing“ bei dem man interessant mit einer orientalischen Grundmelodie spielt und die Nummer zum Gitarrensolo hin dramatisch bricht. Oder der leicht verschleppte Rausschmeißer „Carry On“.

Der Fokus wird aber trotzdem auf das große Hitmaterial gelegt, auf mitreißende Stücke wie das cool groovende „Temple Walls“, das dezent verspielte „Into The Light“ oder das hymnische „Heroes“. Dabei ist stets ein Pluspunkt, dass man mit Zaher Zorgati einen starken Sänger an Bord hat, der die Songs mit einer Stimme tragen kann.

„Karma“ ist ein von vorne bis hinten durchgestyltes und geschliffenes Album, bei welchem man nichts dem Zufall überlassen hat. Dass es über weite Strecken damit doch recht glatt klingt und mit dem aufgedrehten Sound in der Masse auch anstrengend wirken kann, darf man durchaus als Kritik sehen. Doch in Sachen Songwriting zeigen Myrath, was sie können. Wenn es noch ein wenig verspielter und nicht immer so straight auf den Punkt gebracht wäre, wäre es sicher spannender – gut ist es aber so trotzdem!

 

Trackliste:
1. To The Stars
2. Into The Light
3. Candles Cry
4. Let It Go
5. Words Are Failing
6. The Wheel Of Time
7. Temple Walls
8. Child Of Prophecy
9. The Empire
10. Heroes
11. Carry On

 

 

Photo-Credit: Leo-Margarit

 

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