Giant Rooks – Palladium, Köln (21.02.2024)

Mittwochabend in Köln Mitte Februar. Es regnet und ist ungemütlich.
Zum Glück habe ich es nicht weit ins Palladium. Auch wenn ich kleinere, intimere Clubs mehr schätze, freue ich mich, dass die Venue so nah, für mich fussläufig, liegt. Und ich erfreue mich, endlich wieder Giant Rooks zu sehen.

Vor zwei Wochen veröffentlichten Giant Rooks ihre zweite Platte „How Have You Been“. Mit ihrer Tour zur Platte sind Giant Rooks nun vollends auf den großen Bühnen der Republik angelangt.
Aber beginnen wir auch hier von vorne.

Zwei Abende am Stück verkauften sie das Kölner Palladium (Kölns größte reine Konzertvenue. Größer ist nur noch die Multifunktionshalle Lanxess Arena oder das Rhein Energie Stadion) restlos aus. Mit dabei an beiden Abenden: Oliver Keane. Mit dabei am zweiten Abend: wir.
Mit einem Abend Vorsprung und Zeit zum Akklimatisieren fühlte sich der Londoner Singer-/Songwriter Oliver Keane am zweiten Tag in Köln wie v.a. im Palladium fast schon zu Hause. Nur mit einer Akustikgitarre und einem weiteren Musiker füllte er Bühne wie Venue mit seinen gefühlvollen, ruhigen Songs. Schon bei ihm ist Wetter und Tag vergessen. Seine Songs umschmeicheln alle und sorgen für behagliche Vorfreude. Und trotz all seines Talent bleibt sein Auftritt doch „nur“ der Prolog für den Auftritt von Giant Rooks.

 

Nach Oliver Keanes Auftritt bleiben 30 Minuten zum Durchatmen, Getränke holen oder wegbringen und Vorfreude kultivieren, ehe Giant Rooks ihr gut 100 minütiges Konzert mit „For You“ beginnen. Unmittelbar nach dem ersten Song, resümiert Fred Rabe bereits, dass Tour wie Platte von einem Prozess der Selbstreflexion und dem Auseinandersetzen mit dem eigenen Werdegang der mittlerweile knapp 10 jährigen Bandgeschichte geprägt sind. Während er davon erzählt, halte auch ich inne und sinniere kurz, wie lange ich die Band Giant Rooks kenne und welche ihrer Konzerte ich bislang miterleben durfte.

Über die damals noch ganz junge Hammer Band stolperte ich erstmals 2017 auf dem Cardinal Sessions Festival im Gebäude 9. Ich war auf Anhieb schockverliebt. Wenig später sah ich sie mit ihrer Erstlings EP „New Estate“ erneut in der selben, erneut restlos ausverkauften, Venue.
Wie kann eine so junge Band bereits so tough sein? Wie kann ihr Sänger Fred Rabe einfach mal Bob Dylan covern und es fühlt sich vollkommen stimmig und passend an? Wie können überhaupt Menschen in so jungen Jahren bereits über einen so guten, so differenzierten Musikgeschmack verfügen und diesen so pointiert in den eigenen Songs zitieren?
Immer wieder kreuzten sich fortan unsere Wege, ob nun mit Kopfhörern beim At The B-Sites Festival oder in den immer größer werdenden Venues. Doch nicht nur hier, auch im Mutterland des gepflegten Musikgeschmacks und der Schmiede des Indiepops, England, in den USA bzw. generell auf internationaler Ebene folgten ausverkaufte und viel bejubelte Touren. Zuletzt sah ich Giant Rooks letzten August auf dem Sziget Festival. Vielleicht sind sie überhaupt die deutsche Indieband, die auch international Erfolg hat.

Aber zurück ins Hier und Jetzt.
Alles um sie herum ist – zwischen ihrem Auftritt im Gebäude 9 von vor etwas mehr als sechs Jahren bis zu dem im Palladium – gewachsen. Es gibt mittlerweile ein ausgereiftes, aufwendiges Bühnenbild und ihr Set wirkt perfekt choreografiert und doch gibt es da etwas, was Giant Rooks seit ihren Anfangstagen begleitet: ihre Energie und Spielfreude kombiniert mit der Präsenz und dem Charisma Rabes. Egal ob kleiner Club oder riesige Halle, Rabe füllt sie mit seiner Ausstrahlung und die vier anderen erschaffen das musikalische Fundament, auf dem er glänzen kann.

Konkret handelte es sich um einen bunten Strauß Klassiker „Bright Lies“, „New Estate“, „Mia & Keira (Days to Come)“ oder „Wild Stare“ der ersten beiden EPs sowie neueren Hits „Bedroom Exile“, „Cold Wars“, „Fight Club“, „Somebody Like You“ oder „Watersheed“. Neben dem Ritt durch das eigene musikalische Schaffen war es zeitgleich aber auch ein Ritt durch die musikalische Diversität der Band. So werden live Songs zu Akustikversionen („Cold Wars“) oder bekommen eine uptempo fast schon discolastiges Outro („Morning Blue“). Hymnenhafte Songs inklusive Singalong-Parts treffen auf tanzbare Indieperlen. Jeder Mensch kommt auf seine musikalischen Kosten. Vielleicht sind Giant Rooks doch nochmals – gemeinsam mit ihrem Publikum – gewachsen.

 

 

Nach den beiden Köln Konzerten spielen Giant Rooks noch in Hamburg und Berlin. Dort beides Mal in wesentlich größeren Venues. Wo ich dies gerade schreibe, merke ich, wie dankbar ich bin, sie nochmals „nur“ im Palladium gesehen haben zu dürfen.

Beim Gehen regnet es draußen immer noch. Es ist mir aber egal. Ich bin immer noch glückselig von dem Konzert

Fotos & Text: © Stephan Strache [Lost In A Moment]