Alice Cooper – Road (earMUSIC, 25.08.2023)

Die Gitarrensalven fliegen einem nur so um die Ohren, als das Album mit „I’m Alice“ startet. Der Text des Stücks nimmt den Mythos Alice Cooper genau unter die Lupe und untermauert den Kultstatus der Kunstfigur und Legende, die viele Höhen und Tiefen durchlebt hat. Der Basslauf schlägt eine Brücke zum Klassiker „Elected“.

„Welcome To The Show“ könnte als perfekter Opener der kommenden Tour durchgehen, das Gaspedal wird ordentlich durchgedrückt. Hier sind Querverweise zu The Whos „Pinball Wizard“ deutlich zu erkennen. „All Over The World“ zeigt das Absurde über das Reisen mit einer Rockband, gespickt mit Zitaten seines Klassikers „Eighteen“. Mit einem Monstergroove kommt „The Dead Don’t Dance“ ums Eck. In der Textzeile „If I wasn’t in a band, I’ll probably be a criminal“ steckt viel Wahrheit.

Über die Liebe auf Tour handelt „Go Away“. Selten hat ein Stück diese Thematik so passend umschrieben. Bei der coolen Single „White Line Frankenstein“, die nur so vor Klischees strotzt, hat Rage Against The Machine-Gitarrist Tom Morello einen Gastauftritt. Wenn man bedenkt, dass Alice dem weißen Pulver viele Jahre sehr zugetan war, beeindruckt das Ganze noch mehr. Sehr amüsant ist das Lied „Big Boots“. Mit einem fetten Honky-Tonk-Piano ausgestattet lässt das Stück Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen, die ziemlich absurd sind.

„Road Rats Forever“ ist ein Blick zurück auf das Stück „Road Rats“ vom 1977er Album „Lace And Whiskey“, welches damals sogar einen Einsatz bei dem Film „Roadie“ mit Alice Cooper und Meat Loaf hatte. Lässiger hat Cooper selten geklungen. Bei „Rules Of The Road“ gibt Mr. Cooper seine nicht ganz ernst gemeinten Regeln für die Tour zum Besten. Wenn einer darüber berichten kann, dann sicher einer der dienstältesten Musiker des Rock-Business. Fazit: „Always Get The Money!“

„Baby Please Don’t Go“ fügt der bockstarken Cooper-Balladensammlung noch eine weitere Perle hinzu. Das hätte Tom Petty bestimmt nicht besser hinbekommen. Etwas gruselig wird es bei „100 More Miles“, welches an 80er-Perlen wie „Gail“ erinnert. Den Abschluss bildet eine starke Version von The Whos „Magic Bus“, das den roten Faden des Albums thematisch passend beschließt.

Die Scheibe versprüht vom ersten bis zum letzten Song Energie, Spaß und hat mehr Rock’n‘Roll im Gepäck, als so manches Album einer Newcomerband. Die Texte sind Alice Cooper pur und es lohnt sich, diese beim Hören mitzulesen. Haus- und Hofproduzent Bob Ezrin hat einen phantastischen Job abgeliefert und „The Coop“ perfekt in Szene gesetzt. Eigentlich sollte sich jede Band das Album gründlich anhören, bevor sie ihre erste Tour absolviert.

Das mittlerweile 29. Studioalbum klingt weder angestaubt noch altbacken. Hier hat ein Großer der Rock-Szene eine Scheibe eingetütet, die von der Spielfreude und Virtuosität seiner Liveband lebt. Und die Rückkehr von Gitarristin Nita Strauss zeigt, welcher Mannschaftsgeist in dieser Besetzung steckt. Man kann sich gut vorstellen, wie die Songs auf der Bühne funktionieren. Die Stücke klingen spontan und treiben mir zwangsweise ein Grinsen ins Gesicht. Und so muss das sein.

Das Album gibt es auch in farbigem Vinyl und mit Bonus-DVD, auf der ein Konzert vom Hellfest 2022 enthalten ist. Ich bin schon auf die Live-Daten gespannt!

 

Tracklist:
1. I’m Alice
2. Welcome To The Show
3. All Over The World
4. Dead Don’t Dance
5. Go Away
6. White Line Frankenstein
7. Big Boots
8. Rules Of The Road
9. The Big Goodbye
10. Road Rats Forever
11. Baby Please Don’t Go
12. 100 More Miles
13. Magic Bus

 

 

Titelfoto – Copyright: earMUSIC / Credit: Jenny Risher

 

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