Universe Zero – Lueur (Sub Rosa, 01.12.2023)

Die belgische Prog-Rock-Legenden Universe Zero feiern ihren diesjährigen 50. Geburtstag gebührend mit einem neuem Opus Namens „Lueur“.

Die Band fand sich erstmals 1974 zusammen, erspielte sich dann bis 1987 einen sehr guten Ruf in der Prog-Szene. Nach einer zwölf Jahre währenden Pause ging es dann 1999 weiter, was nun mit dem neuem Werk zu insgesamt zwölf Studioalben führte.

Universe Zero waren schon immer für ihren eher dunklen Sound bekannt und insbesondere nach der Pause ab 1999 entwickelten sie sich mehr und mehr Ihrer dunklen Version von progressiven Klängen, vermischt mit Klassik und Kammermusik und Gesang. Und das führen sie auch auf „Lueur“ weiter. Dunkle Sounds eröffnen mit dem kurzem „Migration vers le bas“ aus dem sich dann das schwere „Sfumato (part 1)“ herausarbeitet. Hier treffen dunkle Synthesizerschleifen auf leichte Melodien mit etwas hellerem Anstrich auf dem Klavier. Dazu ertönt dunkler, melancholischer, klassisch anmutende Gesang. Das Stück ist spartanisch und bombastisch zugleich, immer wieder mal wollen sich Prog-Rock-Elemente durchsetzen, doch bleibt das Stück über neun Minuten getragen und eher elektronisch.

Das vier Minuten lange „Cloportes“ resit diesen Sound mit einem euphorisch fröhlichen Mix aus Klavier, Synthesizern, Bläsern und was nicht sonst noch alles in eine komplett andere Richtung. Jazzige Klänge treffen auf fetten Prog-Rock, Rhythmuswechsel und Frohsinn konterkarieren das bisher Gehörte völlig. Das trifft in teilen auch auf das folgende „Rolling Eyes“ zu, das wiederum mit pumpenden Bass und geschmeidigen Schlagzeug daher kommt. Das klingt hier ein wenig wie ein Mitsiebziger-Genesis-Stück mit Yes-Einschlag, wunderbar instrumentiert und überhaupt nicht angestaubt. Gekrönt wird das Ganze mit dem überbordenden Mittelteil und Finale aus Bass, Schlagzeug und ekstatischen Bläsern.

„Axe 117” unterbricht diese Euphorie mit experimentelleren und aggressiveren Klängen. Hämmernde Elektronik, ebensolche Perkussionen, dunkele Soundschleifen und Drones zelebrieren eine wahrliche Endzeitstimmung. Dieses pulsierende Stück führt in „Sfumato (part 2)“, welches mit dunklen Keyboardklängen den Faden direkt vom Ende des ersten Teiles wieder aufnimmt. Nun verbreiten Harmonium-Klänge einen mystischen Schwurbelsound und verbreiten einen dunklen, psychedelischen Sound. Dieser wandelt sich dann in pulsierende Keyboardmelodien, die verstärkt von militärischen Perkussionsklängen das Stück in einen mystischen Marsch verwandeln. In diesen irgendwie unwirklichen Sound werden dann Prog-Rock- und Jazzklänge hineingemischt. Wunderbarer kann man dunklen Prog nicht spielen.

„Wavering” kommt mit dunklem Schlagzeug und Perkussionssound daher, der irgendwo zwischen Rock und Jazz liegt. Dunkle Keyboards erzeugen erneut einen eher geheimnisvollen Sound, das darüber liegende Klavier führt jedoch mit einer etwas lichteren melodie durch den Klang. Das wird jedoch nach kurzer Zeit durch dunkle Orgelklänge nach unten gezogen, bis das Piano im Outro ebenfalls dunkle und unheilvolle, aber betörende Noten spielt. Das Stück hat eine wenig „Mittelalter-Charme“. Nicht mal zwei Minuten lang kommt „La tête à l’envers“ mit sehr modern klingendem Bass und Schlagzeugspiel daher. Klavier und Keyboards spielen zu dem Prog-vertrackten Rhythmen wieder euphorisch und hell und die Band zeigt, wie proggig man in nur zwei Minuten klingen kann. Mit knapp drei Minuten ist „Mister Chung“ nur unwesentlich länger, breitet jedoch einen schwebenden, etwas verschwurbelten Sound aus Elektronik und Synthesizer aus. Eine nach dem Ritt durch die Stimmungen willkommene erholsame Pause, die jedoch durch seltsame Klänge erzeugt von Perkussion, Gitarre (?) und anderen auf ein etwas anderes Finale hindeuten.

Diese Finale beginnt mit dem knapp sechs Minuten langen „Dartafalk“. Dieses beginnt mit Klavier und Harmoniumklängen. Jazzige Perkussion und fröhlichere Sounds verfolgen dann doch eine ganz andere Richtung, als erwartet. Das Stück entwickelt sich zu einem euphorischen Mix aus Jazz, Rock und Kammermusik. Im Finale wird es wieder etwas düsterer und das ganze steigert sich in ein feines Finale aus Klarinette und Saxophon.

Abgeschlossen wird das Album mit dem furiosen “Coda“, das mit seinem wilden Schlagzeugspiel und dem pumpenden Bass, ebenso wie der heulenden Gitarre, an Yes in allerbesten Zeiten mit Jazzeinschlag erinnert und ein starkes Album würdig beendet.

Universe Zero beweisen, dass eine Band auch nach fünfzig Jahren nochfrisch und spannend klingen kann, dass man Prog-Rock auch mit eher wenigen Gitarren spannend machen kann und, dass man einen Musikstil, der genauso alt ist wie die Band, auch ohne modernen Firlefanz nur mit dem Einfluss spannender Musikstile und Instrumente frisch und spannend halten kann.

Seinen eigenen Stil nach 50 jahren immer noch so frisch, spannend und wohlklingend zu produzieren, ohne wie der Abklatsch vom Abklatsch des Abklatsches zu klingen, gelingt leider nur sehr wenigen der alten Heroren. Universe Zero scheinen das mal so eben aus dem Ärmel zu schütteln – denn das ganze instrumentale Können wird auch noch von einer immensen Spielfreude gekrönt.

 

  1. Migration vers le bas
  2. Sfumato (part 1)
  3. Cloportes
  4. Rolling Eyes
  5. Axe 117
  6. Sfumato (part 2)
  7. Wavering
  8. La tête à l’envers
  9. Mister Chung
  10. Dartafalk
  11. Coda

https://en.wikipedia.org/wiki/Univers_Zero
https://subrosalabel.bandcamp.com/album/lueur

4.7