Konzertbericht SPANISH LOVE SONGS – Backstage (München, 04.02.2024)

Die Spanish Love Songs haben sich in letzter Zeit mit richtig vielen Support-Touren, bzw. gefühltem Dauer-Unterwegssein die Basis geschaffen, um nun auf ihrer Headliner-Tour vor ausverkauften – oder wie in München – hoch verlegten Clubs zu spielen. Unterstützt werden sie an diesem Abend von den US-Punkern Heart Attack Man und den Münsteranern von Shoreline. Letztere haben sich die amerikanische Band in Sachen Supportarbeit wohl zum Vorbild genommen, denn sie sind ähnlich pausenlos unterwegs.

Shoreline drückten den Startknopf des Abends und von der ersten Sekunde an fegten die Herren über die Bühne und pressten ihre ganze Energie in ihr 30minütiges Set. Es schien sich zu bewahrheiten, dass schon beim Einlass Stimmen zu hören waren, die verkündeten, nur wegen der Vorband maximal gehypt zu sein. Denn auch das Publikum war von Anfang an dabei und feierte „Bent/Broken“ oder „Seoul“ ab, was bei drei Bands an einem Abend schon ziemlich außergewöhnlich ist. Mit dem Hinweis auf die baldige Rückkehr ins Backstage am 30.04.24 im Rahmen ihrer Releasetour zum neuen Album „To Figure Out“ endete dann auch schon der Auftritt von Shoreline. Allerding nicht ohne den Hinweis von Sänger Hansol auf den Safe Space: „Keine Band, keine Bühne und noch nicht mal die eigene Lieblingsband ist per se ein Safe Space. Passt aufeinander auf!“ Allein dafür flogen ihm die Herzen zu.

Von der nächsten Band hatten viele anscheinend noch nichts gehört, doch als Heart Attack Man die Bühne betraten, fühlte man sich direkt in die 90er Jahre zurückversetzt, in die Ära des Skatepunks: Die Musik, die Attitüde und die Moves von Frontmann Eric – er hat offensichtlich bei den ganz Großen seiner Zunft gelernt. Bei Songs wie „Like a Kennedy“ oder „C4“ schossen die ersten Moshpits wie Pilze aus dem Boden und am Ende des Sets war das gesamte Backstage ein einziger, riesiger Circle Pit. Das Auffällige an diesem Tag: Dieser war nie aggressiv, sondern mit strahlenden Gesichtern gefüllt. Nicht wenige dürften sich diese US-Punks mit ihrem unvergleichlichen Bühnencharme für die Zukunft gemerkt haben.

Unglaublich, wie gut der Abend zu diesem Zeitpunkt schon war. Dabei sollte der Hauptact doch erst noch folgen. Nach einem kurzen Technobeat-Gewitter mit entsprechendem Lichthagel enterten dann die Spanish Love Songs die Bühne. Als Sänger Dylan die ersten Zeilen von „Lifers”  anstimmte, wurde er von dem ihm entgegenschallenden Chor fast übertönt. Auch wenn das vorher schon außergewöhnlich großartig war – die Steigerung war offensichtlich. Innerhalb kürzester Zeit tropfte alles. Jedoch kein Wunder, bei dem Hitfeuerwerk, welches da gezündet wurde: „Losers“, „Clean-Up Crew“ oder „Bellyache“ pushten gewaltig.

Die Spanish Love Songs waren noch nie eine Band, bei der es viel Show oder Gerede gibt. Umso authentischer sind die wenigen Momente, in denen das anders ist. Zum Beispiel, als der Sänger erzählte, wie schön es ist, alle vier Jahre auf Tour zu gehen und seine Freunde wieder zu treffen. Aber noch mehr, wenn man sieht, wie sie in dieser Zeit gewachsen sind. Damit meinte er natürlich Shoreline. Mittlerweile war die Betriebstemperatur so weit überschritten, dass für den Brille tragenden Sänger Blindflug angesagt war, da die Brille ihren Dienst verweigerte. Aber auch wenn das Scharfsehen von nun an etwas schwierig war, die überbordende Euphorie des Publikums spürte er bestimmt auch so. „Routine Pain“ oder „Beer & NyQuil“ mobilisierten noch einmal die letzten Energiereserven. Die Ankündigung des letzten Songs führte zu ungläubigen Buhrufen. Zum Glück erklärte Frontmann Dylan, dass man im Backstage eine Treppe hoch und den Raum durchqueren müsse, um von der Bühne zu kommen – das sparten sie sich und spielten einfach drei letzte Songs. Aber dann hieß es wirklich Abschied nehmen, nicht ohne die Betonung, dass die Band nichts, was hier passiert, für selbstverständlich hält. Ein gutes Schlusswort, denn was war das für ein fantastischer Abend – von der ersten Sekunde durchgängig bis zum Schluss. Hoffentlich dauert es bis zur Wiederholung nicht wieder so lange. Aber wir erinnern uns: Das sind die Dauer-Tourer…

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Text & Bild: Melanie

Fotocredit (Titelbild): Hannah Hall

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