This Immortal Coil – The World ended a long time ago (Ici d’ailleurs, 09.12.2022)

Das Projekt This Immortal Coil hat Anfang der 2000er Jahre seinen Beginn genommen und ist nicht mit dem berühmten 4AD-Projekt der 80er Jahre This Mortal Coil verwandt, obwohl die Musik wohl deren Fans ebenso begeistern wird.

This Immortal Coil wurden von Stéphane Gregorie 2004 als Tribute-Band für die Musik der elektronischen Dark Waver und Experimentalband Coil ins Leben gerufen, kurz nachdem diese durch den Tod von Jhonn Balance aufgelöst wurde.

Stéphane Gregorie scharte eine große Anzahl unterschiedlichster Musiker um sich und erarbeitete mit diesen das Album “The Dark Age of Love”, welches 2009 erschien. Es enthielt elf Stücke und die Umsetzung mit klassischen wie modernen Instrumenten und Elektronik plus wunderbaren Gesang überzeugte nicht nur die übrig gebliebene Hälfte von Coil, Peter Christopherson, sondern auch Kritiker und Musikliebhaber. Nur ein Jahr später starb auch Christopherson.

Nun hat sich This Immortal Coil erneut zusammengefunden und im Laufe der letzten Jahre zehn weitere Coil-Songs auf wunderbarste Weise neu interpretiert. Es beginnt mit dem kurzen, klassisch gespielten “Corybantic Ennui”, dem das dunkle, überwiegend elektronisch wabernde “Where are you” folgt.

“Titan Arch” beginnt mit dunklen und kalten Beats, einem Cello und glasklaren Gitarrenklängen. Danach vermischt sich der Sound in einen dunklen Chorus. Die spannende Perkussion, wenn man diese sehr eindringliche und doch spartanischen Klänge so nennen mag, geben dem Ganzen einen sehr mystischen Touch. Über unter dem elektronischen Sound tauchen immer wieder die klassischen Instrumente auf und so entsteht ein düsterer, hymnischer Track.

“Dark River” beginnt mit Streichern und elektronischen Sounds. Dazu gesellen sich melancholische Bläser und wieder eine spartanische Perkussion. Dieser Track erinnert in Instrumentation und Sound sehr startk an die mittleren Dead Can Dance und somit auch an die (Fast-)Namensbrüder This Mortal Coil.

In “Cold Cell” wird die Melodie des Vorgängers vom Cello aufgenommen und dann von einer melancholischen Frauenstimme veredelt. Vielmehr als ein paar Noten und diesen Gesang sowie den Hall des Raumes braucht es auch gar nicht, um diesen großartigen Song zu genießen. Es kommen im Laufe der Zeit noch melancholische elektronische Klänge und ein paar Sounds dazu – perfekt.

“A White Rainbow” startet mit zerfaserter Elektronik die dann zerfällt und anschließend zum Klang wird. Der Klang erfüllt den Raum mit hymnischen Sounds, sakral und doch sehr spartanisch irgendwie, immer wieder mal durch verstörende Sounds aufgerüttelt. Dazu wieder eine (andere) sehr verzweifelt klingende weibliche Stimme, bis sich der Klang in eine Art Ektase aus Streichersounds steigert.

Dunkle, um sich selbst kreisende Elektronik bietet dann den Rahmen für den männlichen Sprechgesang von “Magnetic North”. Auch dieses Stück ist sehr dunkel, fast kalt und doch unglaublich mystisch und spannend.

Mit “Christmas Is Now Drawing Near” wird es (unwesentlich) freundlicher. Hier dröhnt wabernde Elektronik aus den Lautsprechern. In diesem auf und abwobenden Sound sind ein paar lichtere Synthiespuren eingearbeitet. Der männliche Gesang hier ist jedoch kräftig und versteht es, durch die tiefen der Schwermut zu tauchen und auch mal in lichtere Gefilde zu gehen.

“Fire Of The Mind” beginnt mit sirenenhaften Stimmen, die dann von neofolkigen Klängen abgelöst werden. Dieses Stück, nun wieder mit akustischen Instrumenten im elektronischen Sound eingewoben, ist voller Schwermut, doch nach den doomigen Vorgängerstücken fast ein freundliches Stück. Abgeschlossen wird mit “Going Up” das eine gelungene Mischung aller Elemente ist und mit etwas mehr Tempo und Licht aber ebenso viel Schwermut wie der Rest das Album würdig beendet.

“The World ended a long time ago” ist eine weitere großartige Huldigung der Musik von Coil. Dunkler, überwiegend elektronischer Dark Wave in allerbester Manier, der Freunden von Dead Can Dance, This Mortal Coil, Stoa, Ulver und anderen begeistern sollte und, wenn es nicht Ende 2022 erschienen wäre, für mich schon mal ein starker Anwärter auf das Album 2023 wäre.

Das Album erscheint in vielen unterschiedlichen Formaten: als Download, als CD, 2-CD, CD-Box, 2-LP und als 5-LP-Box. Letztere (und auch das CD-Boxset) enthält neben dem Album auch noch ein Album mit Remixen, das erste Album “The Dark Age of Love” (ebenfalls 2-LP).

Absolute Empfehlungsstufe.

 

  1. Corybantic Ennui
  2. Where Are You
  3. Titan Arch
  4. Dark River
  5. Cold Cell
  6. A White Rainbow
  7. Magnetic North
  8. Christmas Is Now Drawing Near
  9. Fire Of The Mind
  10. Going Up

 

https://www.discogs.com/de/artist/1566655-This-Immortal-Coil

4.8