Aziza Brahim – Mawja (Glitterbeat, 23.02.2024)

„Mawja”, was übersetzt so viel wie Welle heißt, ist das fünfte Album der sahrauischen Sängerin Aziza Brahin. Die 1976 in einem sahrauischen Flüchtlingslager geborene Dame ist schon lange künstlerisch unterwegs und zwar als Sängerin, Komponistin und Schauspielerin. Schon vor ihrem ersten Soloalbum 2012 hat sie mit Bands zusammen Musik produziert. Und sie ist auch Aktivistin für die Rechte ihres Volkes.

„Mawja“ dürfte nun ihr eingängigstes Album sein. Nach wie vor setzt sie Iíhre Stimme für traditionelle Gesänge in ihrer Muttersprache ein und arbeitet stark mit afrikanischer Perkussion und auch anderweitiger Instrumentierung, doch werden auf diesem Album diese Klänge in einem sehr sauber arrangiertem Rockkontext aus Bass und Gitarren eingesetzt. Dies betrifft akustische Rhythmusgitarre ebenso wie eine elektrische für fein gespielte und wohltemperierte Solis.

Die Stücke bewegen sich alle eher in einem Midtempobereich mit sehr atmosphärischen Arrangements. Der Bass pumpt stoisch voran, darum rangt sich die spannende und sehr abwechslungsreich gespielte Perkussion. Die genannten Seiteninstrumente geben dann den relaxten Rockanstrich dazu, die wirklich jeden Song sehr hörenswert machen.

Instrumental sind hier wirkliche Könner am Start, die es jedoch hinbekommen, ihre Kunst wohltemperiert, ohne jegliche Überambition zu präsentieren. Unter anderem soll sich auf dem Album auch ein von The Clash inspirierte Perkussionssektion befinden. Nun, das zeigt zum einem den Ansatz der Musiker für dieses Album, aber natürlich auch, dass die Clash ja sowieso auch mit afrikanisch angehauchter Perkussion experimentiert haben. Zusätzlich gibt es auch noch einen waschechten coolen Bluessong. Sas fügt sich wunderbar mit dem Gesang zusammen.

Und auch der etwas dunklere Gesang Azizas passt wunderbar in diesen Sound hinein. Sie schafft es ihren traditionellen Ansatz sauber und klar umzusetzen und trotzdem nicht zu exotisch für das europäische Ohr zu klingen. Ganz im Gegenteil, die Stimme und der Gesang bohrt von Song zu Song tiefer in die Ohren des Hörers und der mitunter auf afrikanischen Musikproduktionen vorkommende „hysterische“ Gesang (das ist nicht negativ gemeint, doch für manches europäischer Ohr wirken diese Gesänge manchmal halt etwas zu aufgeregt) bleiben nahezu völlig aus.

Somit ist “Mawja” ein echtes Einstiegsalbum in afrikanische Rockmusik, aber auch für jeden anderen Rockfan einen Hörversuch wert.

 

  1. Bein trab u lihjar
  2. Thajliba
  3. Duaa
  4. Marhabna
  5. Bubisher
  6. Ljaima likbira
  7. Mawja
  8. Metal, madera
  9. Haiyu ya zuwar
  10. Fuadi

https://de.wikipedia.org/wiki/Aziza_Brahim

https://azizabrahim.com/bio-written-full/

4.5