Panzerballett – Planet Z (Gentle Art Of Music, 18.09.2020)

Einen besseren Namen als Panzerballett hätte Meistergitarrist Jan Zehrfeld für sein Projekt wohl nicht wählen können. Auf der einen Seite ist die Band filigran und anmutig wie eine feinfühlige Ballettänzerin, auf der anderen Seite legt man die Wucht eines 50-Tonnen-Stahlungetüms an den Tag. Dabei ist man nie sicher: sind Panzerballett nun eine Jazzband, die metalartige Musik spielt oder eine Metalband, die jazzartige Musik spielt? Wahrscheinlich beides und dann doch wieder nichts davon. Panzerballett sind einfach Panzerballett.

Für das neue Album „Planet Z“ wagte Herr Zehrfeld etwas Neues und ließ sich von zahlreichen Musikern und Komponisten neue Stücke vorlegen, welche er mit komplett wechselnden Instrumentalisten einspielte. Die Gästeliste ist dadurch enorm und umfasst vor allem im Schlagzeugbereich prominente Namen wie Marco Minnemann, Virgil Donati oder Morgan Ågren. Es braucht wohl eine Ladung der Besten der Besten, um den Panzerballett-Wahnsinn standesgemäß einzufangen.

Im Fall von „Planet Z“ verderben viele Köche aber nicht den Brei, sondern es kam ein recht typisches Panzerballett-Album dabei heraus. Aber was heißt schon typisch, bei einer Avantgarde-Prog-Band wie ihnen, die mit krummen Takten, teils wirr anmutenden Strukturen wie kleine, aufgeregte Kinder mit ihren Gitarren und Saxophonen durch den studentischen Jazzkeller hüpfen. Wobei, das mit den kleinen aufgeregten Kindern nehme ich zurück. Denn es bedarf schon eines großen Maßes an Konzentration und Können, um so selbstsicher und mit einer angenehmen Leichtigkeit Stücke wie den heavy Mathprog von „Alle meine Ändchen“, den fein verzahnten Jazz-Metal-Mix „Coconut“ oder das überraschend Bigband-artige „No One Is Flying The Plane“, welches eine neue Facette der Band zeigt, zu spielen.

Trotzdem lässt man in all seiner Perfektion auch immer wieder Platz für spitzbübischen Irrsinn. Der überstrapazierte „Walkürenritt“ von Richard Wagner wird in bester Bandmanier angenehm „verkrasst“ und die Grundlage von „SOS“ ist – wie sollte es auch anders sein – der Morsecode eben jenen Notrufs.

„Planet Z“ ist weiterhin alles andere als „Easy Listening“, sondern etwas, in das man sich voller Lust verbeißen kann. Instrumentale Musik, welche selbst für den Wald-und-Wiesen-Progger eine harte Nuss ein dürfte. Cool!

 

Trackliste:
1. Prime Time
2. Who The Jack Is Migger
3. Mind Your Head
4. No One Is Flying The Plane
5. Walkürenritt
6. Urchin vs. Octopus
7. Alle meine Ändchen
8. Coconut
9. SOS

 

4.2