Ace Frehley – 10,000 Volts (MNRK Heavy, 23.02.2024)

Ace Frehleys ehemalige Band Kiss ist zumindest in maskierter Variante mittlerweile Geschichte. Am 2.12.2023 verabschiedeten sich Simmons, Stanley & Co. wohl für immer von ihren Fans. Dass das Gründungsmitglied dazu nicht eingeladen wurde, hat er ja schon mehrfach wütend kritisiert. Umso schöner ist es, dass er nun sein neues Studioalbum präsentiert. Mit „10,000 Volts“ handelt es sich um Frehleys achtes Soloalbum mit eigenen Stücken.

Und schon das Cover der neuen Scheibe macht klar: Ace is back! Er bearbeitet darauf breitbeinig seine Gibson Les Paul, hinter ihm sind meterhohe Verstärkertürme postiert und die 10.000 Volt kommen direkt aus der Stratosphäre geschossen. Cooler geht’s nicht!

Der Titelsong „10,000 Volts“ klingt typisch nach dem Spaceman. Ein markantes Frehley-Solo veredelt das Stück, das sofort im Ohr bleibt. Dazu gibt es auf YouTube auch ein Promo-Video. Er wirkt darauf fast ein bisschen zu lässig und wird dabei von mir unbekannten, jüngeren Musikern begleitet. Etwas gemütlicher kommt „Walking On The Moon“ daher. Die Gitarre röhrt lässig im Hintergrund. Auch hier haut Ace ein wuchtiges Solo aus der Hüfte. „Cosmic Heart“ klettert rau und bedrohlich aus den Boxen. Von der Machart könnte das Stück auf einem Alice-Cooper-Album der 80er stehen.

Eine kleine Rückbesinnung zu „Shock Me“ bringt „Cherry Medicine“. Die Wörter „Black Leather“ hat er sicher nicht zufällig eingebaut. Die Halbballade „Back Into My Arms Again“ ist sehr gut gelungen und könnte problemlos auch im Radio laufen. Aber das wird wohl in dieser Galaxie leider nicht mehr passieren. „Fighting For Life“ zeigt, dass Ace in seinem Leben einiges erlebt und durchgemacht hat. Er musste kämpfen, um dahin zu kommen, wo er mit Kiss einst war.

Seiner Leidenschaft für hübsche Frauen lässt er bei „Constantly Cute“ freien Lauf und haut Textzeilen raus, die bei dem mittlerweile 72-jährigen fast etwas überdreht wirken. Aber Scheiß drauf: Ace ist Ace, ein bisschen durchgeknallt und Rock’n’Roll pur. Eine Hardrock-Variante von „Life Of A Stranger“ der französischen Sängerin und Schauspielerin Nadia hat er diesmal überarbeitet. Bekannt ist die Nummer vor allem durch seinen Einsatz im Actionfilm „The Transporter“ von 2002. Ace hat das Stück „acefiziert“ und so zu seinem eigenen gemacht. „Up In The Sky“ erinnert zu Beginn an seinen großen Hit „New York Groove“ und verbreitet ausnahmslos gute Laune. „Stratosphere“ lässt mit der feinen Akustikgitarre „Fractured Mirror“ vom ersten Soloalbum durchschimmern. Ein starker Ausklang eines überaus kurzweiligen Albums.

Frehley erkennt man gesanglich und vom Gitarrensound her ziemlich schnell. Und das gefällt mir – wo Ace draufsteht, ist auch Ace drin. Das Ganze klingt frisch, zeitlos und spontan. Er spielt auf der Bühne mit Herz und Seele und so nimmt er auch seine Alben auf. Viele der Texte sind sicher autobiographisch. Bei manchen spielt er auf seine Kiss-Vergangenheit und sein Spaceman-Image an. Dies wird bei Titeln wie „Stratosphere“, „Walking On The Moon“ oder „Cosmic Heart“ überdeutlich. Gesanglich klingt alles richtig gut. Er ist sicher nicht der beste Sänger, aber was er hier abliefert, macht einfach Spaß. Und seine Stimme ist in Würde gealtert. Zusammen mit Steve Brown hat er ein zeitgemäßes, traditionelles Rockalbum veröffentlicht, das für Frehley-Fans einen Pflichtkauf darstellt. Über die restliche Band habe ich keine Auskünfte gefunden. Aber schon allein die Tatsache, dass er den Mega-Schlagzeuger Anton Fig verpflichten konnte zeigt, dass Frehley immer noch gute Kontakte im Rockbusiness hat.

„10,000 Volts“ gibt es auf CD und einigen verschiedenfarbigen Vinyl-Variationen. Es lohnt sich wirklich, auf die Homepage seiner Plattenfirma zu schauen. In diesem Sinne: Unbedingt mal reinhören!

 

Trackliste:
1. 10.000 Volts
2. Walking On The Moon
3. Cosmic Heart
4. Cherry Medicine
5. Back Into My Arms Again
6. Fighting For Life
7. Blinded
8. Constantly Cute
9. Life Of A Stranger
10. Up In The Sky
11. Stratosphere

 

 

4.5