NYT LIV – Den døde sol (Indisciplinarian, 19.11.2021)

Neun Songs in einer guten halben Stunde – klingt nicht gerade nach ausuferndem Progressive Rock? Nein, ist es auch in der Tat nicht, was das dänische Quartett NYT LIV zockt. Viel mehr spielt man eine Art schwungvollen Punk/Hardcore mit satten Metaleinflüssen. Das lässt mal an Turbonegro denken, mal an die Gallows und ganz oft an die Norweger Kevelertak.

Mit jenen hat man auf jeden Fall gemeinsam, dass man in der Muttersprache singt und nicht auf Englisch, was einen besonderen Reiz ausübt. Wenn wir schon beim Gesang sind. Jener ist genretypisch recht rau und ungehobelt, alles andere als ein Schönklang. Die Texte mit ihren wenig ausgefeilten Worten und Metaphern wiederum sehr ernsthaft. Um die Band mal selbst zu zitieren: „Die Texte handeln vom Leben und der sozialen Empörung. Über Entscheidungen, wie wir unser Leben leben. Über Widrigkeiten und Verluste. Über Egoismus, Handeln auf Kosten anderer. Über die Schwachen in der Welt, die Hilfe brauchen und die nein einer wird helfen.“ Also doch für diese Musik zu erwartende Sozialkritik.

Das zweite Album der Band startet auch gleich mal ohne Vorwarnung recht punkig. Zackig und mit Mitgrölrefrain versehen (wenn man denn der dänischen Sprache mächtig wäre…) stürzt man sich geradewegs ins Geschehen. Und das ist auch das Metier, welches die Band am besten beherrscht und in explosiven Kurznummern wie „Føler ingenting“ und „Sluk lyset“ mündet.

Schwer und metallisch wird es auch immer wieder recht deutlich. Vor allem im leider recht Hook-freien „Mens livet forsvinder“ oder dem geradlinigen „Begrav dig selv“. Etwas ausgefeilter geht es in den beiden schon überlangen Nummern „Flygt“ und „I mørket“ zu. Während erster Titel schon fast Gothic-like mit Grabesstimme und ruhigem Sound startet und dann regelrecht explodiert, setzt man beim Albumschluss ab der Mitte auf einen melodischen Schlusspart.

Das Album klingt für diese Art von Musik hervorragend, die Schlagzahl der Hits könnte in der Kürze vielleicht etwas höher sein. Aber gerade für Freunde der im ersten Absatz genannten Bands ist „Den døde sol“ ein Geheimtipp.

 

Trackliste:
1. Givet op
2. Mens livet forsvinder
3. Grå dage
4. Dit liv
5. Føler ingenting
6. Flygt
7. Begrav dig selv
8. Sluk lyset
9. I mørket

 

 

Photo-Credit: Martin Goltermann

 

3.8