NITON – Cemento (Shameless Records/Pulver und Asche Records, 12.11.2021)

Niton sind ein schweizerisch-italienisches Trio das sich 2013 zusammengefunden hat um elektronische Musik zu produzieren. Dabei zählen sie neben einem Arsenal von analogen und digitalen Klangerzeugern auch auf „Instrumente“ wie ein Cello – in elektrisch verstärkter wie in akustischer Form. Allerdings fügt sich alles bei Niton zu einem Gesamtsound zusammen und bis auf an wenigen Stellen hört man die Instrumente nicht in Ihrer klassischen Form heraus.

Das neue, dritte Album “Cemento” ist eigentlich gar nicht neu, zu minderst nicht was die Ursprünge der sieben Tracks betrifft. Denn die Sounds und Ideen entstanden in verschiedensten Locations in den Jahren 2015 bis 2019 und wurden nun zu diesen Stücken verarbeitet.

Der gebotene Sound ist einerseits sehr konsistent und trotzdem durchaus unterschiedlich. Konsistent ist der Gesamtsound. Es wabert der Sound des elektronischen Krautrocks durch das gesamte Album. Mal schwebende, mal kreisende Sounds erinnern an den frühen Klaus Schulze ebenso wie an die frühen Tangerine Dream und Konsorten. Die dunklen Orgelpassagen in “Sima” erinnern hingegen durchaus an Pink Floyds “Saucerful of Secrets”. So entsteht ein eher düsterer Gesamtsound, durchzogen von Drones, schwebenden Klängen aber auch vielen eingebauten Klängen und Geräuschen. Da darf es dann auch mal fernöstlich klingen oder wie im Horrorfilm aus dem Jahre 1930.

Die andere Seite sind die melodischen Parts. Da geht es nämlich mit “Usimende” richtig eingängig und melodieverliebt los. An dieser (und nicht nur dieser) Stelle schimmern dann meine heißgeliebten Legendary Pink Dots durch, wie sie in Ihren Sessions klingen – genau richtig zwischen Experiment, Improvisation und packendem Popsong. Und auch in dunklen Stücken wie “Maas” ertönt eine wundervolle, wenn auch traurige, aber hymnische Melodie zu dunklen und unheimlichen Sounds. Hier erklingen die Streicher auch als solche und veredeln diese gemalte Musik.

“Baylanis” hingegen arbeitet fast nur mit unheimlichen Sounds, die spacig und psychedelisch in den Raum wabern, eingeleitet von einer Glockenmelodie. Über diesen erklingen schräge bis kontemporäre Klänge, erneut Klänge wie aus einer Kirchenorgel und man erwartet Noseferatu hinter der nächsten Ecke stehen.

Insgesamt liefert das Album einen sehr dichten Sound voller überraschender Klangspiele, immer wieder auftauchenden Melodien aber überwiegend dunklen unheimlichen Klängen.

Ein spannendes Album zwischen klassischer und moderner elektronischer Musik für das Kopfkino am Abend.

 

Trackliste:

  1. Usimende
  2. Asmant
  3. Mortel
  4. Baylanis
  5. Shuini
  6. Sima
  7. Maas

 

https://shamelessrocks.bandcamp.com/album/cemento

 

4.2