Sperling – Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder hasst sie (23.02.2024, Uncle M)

Mir kommt es gar nicht vor wie drei Jahre, als ich das erste Mal von Sperling hörte. Die Promomail vom Onkel aus (damals noch) Münster und schon hatte ich eine neue Lieblingsband in der Playlist.

Schon damals habe ich ein bisschen ungewollt die Vergleiche zu alten Casper-Songs ziehen müssen. Schließlich haben wir es hier mit einem melancholischen Biest aus Hardcore und Rap zu tun. Schlechtere Vergleiche gibt es mit Sicherheit. Vergleichen ist aber auch immer ein bisschen die Originalität absprechen, ohne es zu wollen. Denn irgendwie kannst du dieses Sperling-Feeling schlecht in Genres und Vergleiche packen. Gibt es so Brecher wie “Meer” mit Being As An Ocean Frontmann Joel Quartuccio, gibt es aber auch die schön treibenden Songs wie “100 Tonnen Kummer”, der es schafft bei aller Melancholie nie den Kopf in den Sand zu stecken. Kann man mit Sperling-Songs vom neuen Album auf den Ohren wie der Emo von nebenan am Meer stehen und traurig sein? Klar! Aber du kannst mit diesen großen Songs auch easy durch die Gegend fahren, peinlich mitsingen und dieses Kribbeln im Bauch haben, wenn man seine Lieblingssongs besonders euphorisch abfeiert.

 

 

Bin ich mittlerweile mit Anfang 40 zu alt für Songs die rausdonnern was man mit Anfang 20 so denkt und fühlt? Könnte man meinen. Aber dafür sind die Songs zu zeitlos. In Zeiten der Streamingdienste und Hipster die sich die Platten für die nächste Instastory in den Schrank stellen und nie hören, gibt es weniger solche Momente wie ich ihn mit Sperling habe. Regelmäßig. Die Schnelllebigkeit von Songs die durch dein Ohr rauschen und schnell wieder vergessen sind, weil dir schon die nächsten um die Ohren gehauen werden. Wer kennt es nicht. Aber Sperling haben schon mit Album Nummer 1 geschafft mich immer wieder zurückzuholen. Zurück zu den Songs, die antreiben und aufbauen. Ohne es vielleicht zu beabsichtigen.

In “Kleine Angst” mit Feature von den Blackout Problems z.B. haben wir neben dem krass “ohrwurmigen” Refrain ein bisschen “whoohoo” hier und ruhige Gitarren in den Zwischenteilen, bevor es wieder losbrettert. Und genau das ist was mich immer wieder kriegt. Die Mischung, die dich hin und her schüttelt, aber nie den Faden verliert oder anstrengend wird.

Cello! Hab ich schon das Cello erwähnt? Bei “Dünner als Papier” ist es z.B. das Cello das die schwere Stimmung trägt und dem sowieso schon derbe (positiv) schleppendem Song das gewisse Extra verpasst.

Mit Songs wie “Fallen” und “Wach” gibt es Songs die Ausflüge in den Indie und den lupenreinen HipHop nehmen. Passt das? Ja! Meine Lieblingssongs werden sie zwar nicht, aber sie reihen sich in die Stimmung ein und passen wie Arsch auf Eimer.

Für mich haben Sperling sich mit diesem Album von meiner favorisierten Newcomer-Entdeckung der letzten Jahre zu einer melancholisch derben Konstante entwickelt. Heute kam übrigens die Versandbestätigung, damit morgen das Album als wunderschöne Platte neben dem Debut Platz nehmen kann. Und sie wird gehört. Und wie!

Dicke Reinhör-, Kauf- und Abfeierempfehlung!

 

 

  1. Meer
  2. 100 Tonnen Kummer
  3. November
  4. Die kleine Angst
  5. Wach
  6. Dünner als Papier
  7. Verlieren
  8. Fallen
  9. Frost
  10. Luft
  11. Die Welt ist Schuld

 

 

Bildcredits: Crankmerino (Quelle: UncleM)

4.8