Tränen – Bumann & Sohn, Köln (18.02.2024)

Wir bleiben bei einer der Konsensbands der Stunde: diesmal Tränen.

Anlässlich ihrer komplett ausverkauften „Haare eines Hundes“ Tour gastierte das Duo um Gwen Dolyn und Steffen Israel im Kölner Bumann & Sohn.
Mit im Gepäck hatten sie eine Bassistin, einen Schlagzeuger und ihr Tourmaskottchen Irmgard, ein tanzendes Skelett im Werwolfkleid.

Pünktlich um acht eröffnete Semia mit NNDW angehauchten – größtenteils noch unveröffentlichten – Songs den Abend und ebnete damit den Weg für einen schweißtreibenden, durchtanzten Abend. Auch wenn kaum jemand im Publikum ihre „Sad-Gay-Lovesongs“ vorab kannte, steckte sie mit ihrer Energie und ihrem Brennen für ihre Musik alle an. Sie nur auf ihre Entertainmentqualitäten zu reduzieren, tut ihrer Musik aber unrecht. So schaffte es „schmerzhafte euphorie“ pünktlich zum Konzert auf die Jan und Olli kuratierte „Fidi & Bumsi“-Playlist.

 

Was Semia folgt waren gute 75 Minuten perfekte Abendunterhaltung:
Tränen starteten unmittelbar mit „Mitten ins Gesicht“. Wenig später werden wir animiert, die Band mit Werwolfheulen zu begrüßen. Dabei wird dann auch gleich das Tourmaskottchen, Irmgard, vorgestellt. Im weiteren Verlauf des Konzertes darf Irmgard dann auch einmal durch das Bumann und Sohn stagediven. Es gelingt ohne Kollateralschaden an Irmgard oder ihrem Publikum.
Und immer wieder Anekdoten. Über rote Unterwäsche zum Jahreswechsel und Trauben unterm Tisch als Einleitung zum Cover von Mias „Hungriges Herz“. Dem Cover folgen drei Stücke von Gwen Dolyns Soloprojekt inklusive dem großartigen „Ertrinken“.
Dann wird es politisch, gegen Deutschland oder zumindest dem Teil von Deutschland, der faschistische Ideologien unterstützt. Ihm entgegengesetzt wird die Wall of Love und das „Duell der Letzten“. Vielleicht ist es der Momentum des Abends. Wenn ja, mit Sicherheit zu Recht, kamen Gwen und Steffen über dem Arbeiten an diesem Punkcover von Chaos Z doch zu dem Projekt Tränen. Vom Antifaschismus zum Klimaschutz ist es nicht weit und selbiger legitimiert auch, manchmal Gegenstände zu beschädigen. Den Soundtrack dazu liefert ihr „Denkmal“ Cover. Es folgt mit „Teenage Dirtbag“ ein weiteres Cover, ehe mit „Stures Dummes Herz“ die Venue komplett abgerissen wird. (Als Vorsichtsmaßnahme wurden vorab die Ecken der Stehtische abgeklebt. Es wirkte, alle und alles blieb heil.)
Final kann ich Linus Volkmann nur beipflichten, der Tränen bereits letztes Jahr als Band des Jahres kürte. Tränen haben auch 2024 nichts an Relevanz verloren.

Fotos: © Stephan Strache [Lost In A Moment]