Konzertbericht ADAM ANGST – Ampere (München, 27.02.2024)

Wären Adam Angst ein bisschen mehr wie andere Bands, würde man wahrscheinlich in jeder zweiten Zeile über sie das Wort Supergroup oder All-Star-Projekt lesen – bei dem ganzen ehemaligen oder aktiven Band-Background, den sie haben. Dabei haben sie schnödes Namedropping gar nicht nötig, denn Adam Angst machen das, was sie am besten können: Live begeistern und Ausrufezeichen setzen. Als Support haben sie sich an diesem Abend die Metalcore-Combo I Saw Daylight eingeladen.

Dass es heute kuschelig werden würde, konnte man schon daran erkennen, dass der Wellenbrecher quasi direkt an der Bühne klebte, „grabenlos“ sozusagen. Als I Saw Daylight eröffneten, schallten die Gangshouts deshalb auch gerne ganz ohne Mikro über die Köpfe des Publikums hinweg, schließlich ist man hier unter sich. Eine pralle halbe Stunde füllten die Schwaben mit Screamo-Parts, ordentlichem Geknüppel und schrien sich die Seele aus dem Leib.

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Kurze Umbaupause, dann die ersten Töne von „Let’s Twist Again“, dem Intro. Hatten Adam Angst die ersten Songs ihres aktuellen Albums „Twist“ noch auf der Supporttour mit den Donots angetestet, waren sie nun bereit, die Songs der ultimativen Livetaufe zu unterziehen. Mit „Angst“ als Opener kamen beide Seiten auf Betriebstemperatur. Schon bei dem folgenden „Punk“ gab es kein Halten mehr: Erste Moshpits, erste wogende Menschenwellen, erste gestreckte Mittelfinger. Begleitet von der Ansage “aufeinander aufzupassen, wenn es körperlich wird”. Unglaublich, welche Energie diese Band und ihr Sänger ausstrahlt: Boxen erklimmen, sich auf dem Boden räkeln, blitzschneller Wechsel von aggressivem Gesichtsausdruck zu strahlendem Lächeln. Nach dem großartigen „Alphatier“ wird es anders, „Twist“-anders um genau zu sein, der Pogo wird gegen Dancemoves eingetauscht, Sänger Felix flaniert tänzelnd die hintere Bühnenstufe auf und ab und packt den Entertainer aus.

Plötzlich vernimmt man jedoch so vollkommen andere Klänge: Die Flippers schallen aus den Boxen. Gelächter. Das Sample leitet nur über zu „Alexa“, und glücklicherweise interpretiert die Alexa des Abends die Sprachbefehle richtig. Zu „Die Lösung für meine Probleme“ singt Felix ganz zurückgenommen am Piano, in sanftes Licht getaucht, aber unterstützt von einem lautstarken Publikumschor. Wie laut das Publikum an diesem Abend war, wurde später sogar in Dezibel gemessen. (Ergebnis: 113!).

Viel zu schnell ist man leider bei dem Zugabenblock des Abends angelangt. Felix schlendert alleine zurück auf die Bühne, die eine Hand in der Hosentasche, in der anderen Hand das Handy. Jetzt wird es nämlich interaktiv und das Publikum kann über die Insta-Story (Biber vs. Igel) über den nächsten Song abstimmen. Gewonnen hat „Schrei nach Liebe“ von den . Aber auch das folgende „Splitter von Granaten“ gönnt dem Publikum keine Verschnaufpause. Endpower at it’s finest. Mit den letzten Klängen von „Professoren“ endet das Konzert mit einer Verbeugung vor dem Publikum – dabei müsste sich heute eigentlich das Publikum verneigen. Danke, Adam Angst.

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Fotocredits: Marina Zeiler

Fotocredit (Titelbild): Esteban Sierra

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