Sentry – Sentry (High Roller Records, 01.03.2024)

Der Gründung von Sentry ging ein trauriges Ereignis voraus. Am 27. Juli 2018 spielten Manilla Road ein Konzert auf dem norddeutschen Headbanger’s Open Air. Nicht lange nachdem der letzte Ton verklungen war, musste die Band das Ableben ihres Gründers Mark Shelton bekanntgeben. Die Existenz der Truppe war damit besiegelt.

Es sollte im April 2019 auf dem Keep It True Festival eine Tribute-Show folgen, bei der Kalli Coldsmith (u.a. Abandoned, Masters Of Disguise, Jameson Raid, Roxxcalibur) Shelton an der Gitarre vertrat. Diese Erfahrung muss eine gute gewesen sein, denn nicht lange darauf gaben die verbliebenen Mitglieder der letzten Manilla-Road-Besetzung bekannt mit diesem Ersatz weitermachen zu wollen. Verständlicherweise nicht unter dem alten Banner, sondern als neue Band. Sentry war geboren. Nachdem man sich Mitte letzten Jahrs mit zwei Songs wieder etwas in die Szene vortastete, erscheint nun das Debütalbum von Sentry. Neben den beiden bekannten Songs „Hevensent“ und „Black Candles“ gibt es sechs neue Stücke sowie, als Abschluss, ein Cover von Candlemass zu hören („Incarnation Of Evil“).

Ihre gemeinsamen Wurzeln bei Manilla Road können Sentry dabei kaum verleugnen und wollen es bestimmt auch nicht. Man schafft es ohne weiteres das Feeling der übermächtigen Kultband wiederbeleben und doch seinen eigenen Ton zu finden. Kalli Coldsmith ist schließlich kein Mark Shelton und auch Sänger Bryan Patrick, der bei der alten Band stets versuchte das näselnde Timbre seinen Chefs zu imitieren versuchte, agiert hier freier und bringt seinen eigenen Charakter stärker mit ein.

Die Kompositionen orientieren sich dagegen recht stark am Vorbild. Mal kraftvoll und treibend mit ordentlich kernigem Pathos („Dark Matter“), dann wieder atmosphärisch und episch („Heavensent“, „Valkyries“) oder auch mal dunkel und doomig („Black Candles“). Sogar einen thrashigen Ausbruch hat man mit an Bord („Awakening“), auch wenn dieser nicht so richtig zu den Highlights der Platte zählt. Dafür gibt es mit dem ruhig balladesken „Funeral“ auch neue Seiten zu entdecken.

Sentry machen kommerzfreien Undergrond-Metal im besten Sinne. Pur, unverfälscht und klanglich ohne jeglichen Weichzeichner. Es ist wertvoll, dass es solche Bands noch gibt. Damit macht man sogar einer wiedererstarkten Band wie Cirith Ungol Konkurrenz. Ich bin entzückt!

 

Trackliste:
1. Dark Matter
2. The Haunting
3. Heavensent
4. Valkyries (Raise The Hammers)
5. Awakening
6. Black Candles
7. Raven’s Night
8. Funeral
9. Incarnation Of Evil

 

4