Rob Halford With Familiy & Friends – Celestial (Legacy/Sony Music, 18.10.2019)

Rob Halford ist auf der Bühne nicht nur der Metal God. Nein, auf seinen Social-Media-Kanälen gibt sich der Sänger mit der legendären Schneidbrennerstimme selbstironisch und posiert gerne in skurrilen Katzen-Pullovern. Ein lustiger Geselle mit Hang zum Schrägen. Daher überrascht es auch nicht, dass der in den USA wohnende Brite ein Herz für typisch amerikanischen Endjahreskitsch hat. Das führte vor zehn Jahren bereits zu seinem Weihnachtsalbum „Winter Songs“. Jetzt bekommt das Ding mit „Celestial“ einen Nachschlag verabreicht.

Das Konzept ist dasselbe: er interpretiert auf eigene Art und Weise traditionelle, im englischsprachigen Raum bekannte Weihnachtslieder und fügt diesen noch ein paar passende Eigengewächse hinzu. Vergleicht man nun den zweiten Anlauf mit der 2009 veröffentlichten Platte, stellt man fest, dass „Celsestial“ nicht so steif auf festlich getrimmt klingt, sondern recht locker und gelöst, trotz der vermeintlichen Ernsthaftigkeit schon regelrecht spaßig daherkommt. Ob das nicht was mit dem gesteigerten Lebensalter zu tun hat. Wer weiß…

Nach einem pathetischem Intro fetzt „Donner and Blitzen“ jedenfalls ziemlich zünftig metallisch los. Klingt wie ein Überbleibsel vom letzten Judas-Priest-Album „Firepower“. Allerdings singt Mr. Halford äußerst charismatisch und mit viel Inbrunst über die beiden Rentiere des Weihnachtsmanns. Kurios und doch wieder ziemlich unterhaltsam. Und das trifft auf viele der Songs zu. „God Rest Ye Merry Gentlemen“ kommt als grooviger Rock mit lässiger Cowbell daher, aus „Deck The Halls“ wird plötzlich ein stampfender Metal-Song mit martialischen Background-Chören und „Hark! The Herald Angels Sing“ schiebt schon fast punkig um die Ecke, während man aus „Good King Wenceslas“ eine epische Ballade zauberte, der leider doch der letzte Kick etwas abgeht.

Trotz einiger spaßiger Titel braucht man aber auch immer wieder ein recht dickes Fell. Gerade die beiden Eigenkompositionen „Morning Star“ und „Protected By The Light“ streifen die Grenze zum Kitsch nicht bloß. Hier etwas schunkelnd und einlullend mit knisternder Lagerfeuerromantik, dort feierlich mit Akkordeon, Flöte und Chor – ja, das muss wohl so sein, wenn man das Thema Weihnachten anpackt.

Klar, eine solche Platte kann man nicht mit normalen Maßstäben bewerten. Am Ende steht viel mehr die Frage: Blamiert sich der Mann damit? Aber 1. wird ihm das vollkommen wurscht sein, und 2. tut er es auch nicht. „Celestial“ ist eben was es ist. Ein rockiges Weihnachtsalbum mit metallischem Einschlag für die Leute, die auf großes Tamtam mit Schneeflocken, Tannenbäumen, Winterzauber, Glühwein und kitschigem Frohlocken stehen. Und da gibt es definitiv Schlimmeres.

Deswegen ein beherzter „Ho ho!“ und Mundwinkel nach oben!

Trackliste:
1. Celestial 1:32
2. Donner and Blitzen 3:31
3. God Rest Ye Merry Gentlemen 2:45
4. Away in a Manger 4:03
5. Morning Star 4:14
6. Deck the Halls 5:03
7. Joy to the World 2:48
8. O Little Town of Bethlehem 5:31
9. Hark! The Herald Angels Sing 2:06
10. The First Noel 4:24
11. Good King Wenceslas 7:28
12. Protected by the Light

3.5