Kee Avil – Crease (Constallation, 11.03.2022)

Wenn das Info einer Plattenfirma mal so recht hat, wie im Falle von „Crease“ vom kanadischen Projekt Kee Avil, dann zitiere ich es auch mal direkt:

“Die Musik des Projektes der Produzentin und Gitarristin Vicky Mettler lehnt sich sehr stark an die Arbeiten von Scott Walker, Fiona Apple, PJ Harvey und Autechre, aber auch Björk und Gastr Del Sol an.”

Auf Ihrem Debütalbum finden sich insgesamt 10 Stücke wieder, die nach einem brachialen Start zumeist eher auf filigrane und spartanische Instrumentierung setzen. Es gibt mal hingetupfte elektronische Klänge, dann taucht die Gitarre mit ebenso einfachen wie schönen Parts auf und darüber erklingt die hingehauchte Stimme der Künstlerin. Was das nun mit den eher brachialen Ansätzen zum Beispiel eines Scott Walkers zu tun hat? Nun, da kommt häufig die experimentell eingesetzte Elektronik zum Tragen oder aber auch die an sich folkigen Sounds, die jedoch überall mit versteckten kleinen Ecken und Kanten aufwarten.

Traumhaft schön kann das Projekt aber ebenfalls, wie das wunderbare „And I“ bezeugt. Hier taucht eben diese einfache Gitarrenmelodie auf – ist es noch Folk oder schon Neofolk? Melancholisch zieht die Melodie dahin und die Stimme schwebt mysteriös darüber. Bis es dann zum Ausbruch kommt, der erst scheinbar ins rockige abheben will, dann jedoch in einem Gemisch aus Folk und Contemporary verharrt und letztlich melancholisch schön ausklingt.

Hierauf folgen direkt harsche Elektronische Sounds, welche die Nähe zu Scott Walkers letzten Arbeiten verdeutlicht. „Okra Ooze“ verbindet harsche elektronische Sounds mit perlenden Gitarren, düsteren Soundgewittern und kontemporären Klängen. Über diesem Gemisch liegt die teils schwebende, dann auch vibrierende Stimme. Vereinzelte psychedelische Sounds runden dieses kleine Meisterwerk ab.

So bilden höchst unterschiedliche Stücke, die jedoch über den düsteren elektronischen Sound zu einem Ganzen werden, ein spannendes musikalisches Kammerspiel, das den Hörer durch unterschiedlichste Gefühlswelten zieht. „Crease“ gelingt es, ernste und experimentelle Musik in einen wunderbar hörbaren Gesamtkontext zu stellen und so zu einem starken Werk der modernen Musik zu werden. Für Freunde der genannten Künstler (zu denen ich Coil noch hinzufügen möchte) absolut empfehlenswert.

 

  1. See, my shadow
  2. Saf
  3. Drying
  4. Melting Slow
  5. And I
  6. Okra Ooze
  7. I too, bury
  8. Devil’s Sweet Tooth
  9. HHHH
  10. Gone again

https://keeavil.com/
https://keeavil.bandcamp.com/album/crease

4.5