Arms And Sleepers – What Tomorrow Brings (Pelagic Records, 01.03.2024)

Der Ukraine-Krieg brachte schlimme Erinnerungen bei Mirza Ramic hervor. Floh er doch in den frühen Neunzigern aus Bosnien, während sein Vater sein Leben in dem blutigen Konflikt lassen musste. Und doch klingt „What Tomorrow Brings“, das vierzehnte Album des Projekts Arms And Sleepers, welcher der zwischenzeitlich in Berlin residierende Mann nun wohl als Soloprojekt weiterführt, gar nicht so sehr nach Leid und Tod, selbst wenn viele der 17 gebotenen Stücke doch immer wieder von einer starken Melancholie durchzogen werden.

Ganz im Gegenteil. Es wirkt fast so, als wollen der Produzent mit Arms And Sleepers auch ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Gerade „It’s Easy“ klingt relativ leicht und unbeschwert. Ein regelrechter Kontrast zu den Bildern aus den täglichen Nachrichten. Eine lebhafte Piano-Linie, ein cooler Triphop-artiger Groove und angenehmer, weiblicher Gesang. Mit letzterem hebt man sich etwas vom Rest der Platte ab. Denn Arms And Sleepers ist nach wie vor ein überwiegend instrumentales Projekt.

Beeinflusst von den experimentellen Beats von Leftfield, britischem Trip-Hop, aber auch der glimmenden Atmosphäre und dem großen Panorama-Sound des zeitgenössischen Postrocks haben Ramic und sein ehemaliger Mitstreiter Max Lewis ihre recht eigene Mischung gefunden. Überwiegend rhythmische Musik, durchzogen von einer gewissen Chillout-Atmosphäre, aber immer wieder auch groß im Ton. Das Pendel auf „What Tomorrow Brings“ schlägt dabei zum großen Teil in eher warme, entspanntere Sphären aus.

Das klingt dann hin und wieder wie frühe Massive Attack („Blue Ride / Hell’s Rain“), bringt ein leicht jazziges Feeling mit sich („My Home Is A Vessel Floating Through An Abstract Space Towards Ports Unknown“) oder führt wahlweise über weiche Melodielinien („Have You Gone To The Moon Yet?“) oder über aufgekratzere Querschläger („Anaconda“) zum Ziel. Kleine Highlights für sich sind dabei zwei weitere Stücke mit Gesang. Zum einen das soulig aufgeladene „O-R-I-O-N“, zum anderen das organische „Belfast“.

Manches auf „What Tomorrow Brings“ wirkt in der Kürze der Spielzeit nicht besonders zum Ende gedacht und recht abschnitthaft, anderes kann tatsächlich mit seiner Fülle auf sanfte Art mitreißen. Im Laufe der rund 53 Minuten den Tonträgers gibt es immerhin einiges zu entdecken. Die rein persönliche Frage ist, will man sich dort hinauswagen?

 

Trackliste:
1. Go Now (Don’t Look Back)
2. It’s Easy
3. Fathers and Sons
4. O-R-I-O-N
5. Nautica
6. Have You Gone To The Moon Yet?
7. Belfast
8. Yesterday’s Sorrow
9. Heart Of Night
10. The Art Of Dying
11. Anaconda
12. Gasp
13. Blood Song
14. My Home Is A Vessel Floating Through An Abstract Space Towards Ports Unknown
15. Blue Ride / Hell’s Rain
16. Melodie
17. Who You Were Before

 

 

Photo-Credit: Maria Louceiro