Myrath – Shehili (earMusic/Edel, 03.05.2019)

Myrath sind eine Metal-Institution in einem Land, in dem es gar nicht so alltäglich ist, in einer Metal-Band zu spielen. Die Rede ist vom von Islam und politischen Krisen geprägten Tunesien. Auf vier Alben brachte es die Band bereits, deren Name so viel wie Erbe bedeutet.

Musikalisch ist man aber ziemlich westlich geprägt. Progaffiner Powermetal steht auf dem Programm, dem man durchaus eine Verwandtschaft zu Symphony X und Kamelot nachsagen kann. Aber natürlich (bzw. glücklicherweise) sticht die Herkunft der Band immer wieder durch. Perkussionen, Orchesterbombast und die eine oder andere Melodieführung sind stark von den Klängen der Heimat beeinflusst und sorgen für einen Hauch von Exotik und Spannung. Man muss sogar sagen, dass Myrath auf „Shehili“ eine ziemlich stark klingende Symbiose zwischen westlichem Metal-Sound und arabischen Sounds gelungen ist.

Dafür hat man den progressiven Anteil zurückgeschraubt. Denn die Songs kommen überwiegend ziemlich geradlinig und eingängig daher. Ich fühle mich immer wieder an das Album „All Is One“ der Israelis Orphaned Land erinnert. Myrath klingen allerdings eine Ecke traditioneller, auch wenn man immer wieder mit modernen Grooves und Riffs jongliert. Denn trotz aller Melodieseligkeit kann die Band auch ziemlich heavy sein, wie bereits der schwungvolle Opener „Born To Survive“ oder das zackig ratternde „You’ve Lost Yourself“ zeigen.

Am Ende des Tages sind es aber vor allem die Melodien, welche sich ins Ohr fräsen. Besondere Exemplare sind dabei das große „Lili Twil“ oder das rockige „Dance“. Dem Bombast ist man stets nicht abgeneigt, übertreibt es damit aber glücklicherweise nicht übermäßig, damit es nicht zu aufdringlich wird. Ein gutes Beispiel wäre das stampfende „Darkness Arises“. Moderner Sound, ein paar unerwartete Winkelzüge und dann doch noch unverschämt eingängig.

„Shehili“ ist ein Album, bei man durchaus hört, dass sich eine Band richtig Mühe gegeben hat. Eine niveauvoll durchgestylte Platte, der allerdings nicht eine gewisse Portion Gefühl abgeht, was vor allem mit dem starken Gesang Zaher Zorgati zu tun hat, der vom Timbre her etwas an Jorn Lande erinnert.

Schönes Ding!

 

Trackliste:
1. Asl
2. Born to Survive
3. You’ve Lost Yourself
4. Dance
5. Wicked Dice
6. Monster in My Closet
7. Lili Twil
8. No Holding Back
9. Stardust
10. Mersal
11. Darkness Arise
12. Shehili

 

 

Photo Credit:  Nidhal Marzouk

 

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