Garbage – No Gods No Masters (Stunvolume/ADA-Warner, 11.06.2021)

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren erschien das letzte Garbage-Album „Strange Little Birds“. Jenes klang ein bisschen wie ein Rückgriff auf ihre glorreichen Anfänge – und war durchaus gelungen. „No Gods No Masters“ wirkt dagegen ein ganzes Stück frischer und irgendwie auch moderner. Und doch klingen Garbage nach wie vor einfach wie Garbage. Ab einem gewissen Alter kann man wohl nicht mehr wirklich aus seiner Haut. Oder man will es einfach nicht.

Textlich wirken Shirley Manson & Co. allerdings so bissig und zeitgeistig wie selten. „No Gods No Masters“ ist schon fast ein kleines Protestalbum, bei dem man wahlweise den mahnenden Zeigefinger schwenkt oder den Mittelfinger steif nach oben streckt. Das momentane gesellschaftliche Klima hat wohl geradezu danach geschrien. „Wir wollten versuchen, einen Sinn darin zu sehen, wie f***ing verrückt die Welt ist und in was für einem erstaunlichem Chaos wir uns befinden. Dies ist die Platte, die wir gefühlt zu diesem Zeitpunkt einfach machen mussten“, so die Sängerin.

Dementsprechend grimmig wirken die Songs nicht selten. Natürlich nicht ohne sich immer wieder schamlos im Pop zu suhlen. Die Formel welche das Quartett bereits seit ihrem ersten Albumklassiker von 1995 beherrscht. Melancholischer bis düsterer Alternative Rock gepaart mit elektronischen Sounds, Indieflair trifft auf Punkatmo, schimmernde Melodien auf unglaubliche Abgründe. Das funktioniert auch anno 2021 noch bestens, wenn es die Musiker nur wirklich wollen.

Und das tun sie zweifelsohne. Hart wummernde Songs wie das bissige „The Man Who Rule The World“ oder das gemeine „Godhead“ klingen nicht auf „Nummer Sicher“ getrimmt. Düster atmosphärische und tiefe, fast Shoegaze-artige Titel wie „Waiting For God“ oder das beunruhigende „A Woman Destroyed“ passen gut an deren Seite. Ein Song wie das laszive „Anonymous (XXX)“ oder das überraschend helle, nach 80er-Synthpop klingende „Flipping The Bird“ sind dagegen musikalisch hell schimmernde Kontrapunkte.

Ja, „No Gods No Masters“ ist ein gutes, aufrüttelndes Album, welches ich Garbage so gar nicht mehr wirklich zugetraut hätte. Allerdings keine Liebe auf den ersten Blick, da es beim ersten Hören nicht allzu viele richtige Hits offenbart. Aber das muss in Sachen Langzeitwirkung jetzt nicht unbedingt etwas schlechtes sein!

 

Trackliste:
1. The Men Who Rule the World
2. The Creeps
3. Uncomfortably Me
4. Wolves
5. Waiting for God
6. Godhead
7. Anonymous (XXX)
8. A Woman Destroyed
9. Flipping the Bird
10. No Gods No Masters
11. This City Will Kill You

 

 

Photo-Credit: Joseph-Cultice

 

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