Pete Townshend – Das Zeitalter der Angst (Hannibal Verlag, 03.09.2020)

Wer, wie Pete Townshend seit weit mehr als 50 Jahren im Musikgeschäft unterwegs ist, dem kann man so schnell nichts mehr vormachen – auf der anderen Seite hat man garantiert so einige abendfüllende Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Wenn mann dann aber bereits vor beinahe 10 Jahren eine Autobiograpihe geschrieben hat und es darüber hinaus weltweit unzählige Bücher über seine Hauptband The Who gibt, dann muss man sich schon etwas besonderes ausdenken, damit man sich über die Musik hinaus Gehör verschaffen kann.

Somit gab der Brite letztes Jahr im stolzen Alter von 75 Jahren mit “Das Zeitalter der Angst” sein Romandebüt und begibt sich darin unter anderem auf eine Reise durch das phantastische, aber auch harte Lebens eines vermeintlichen Rockstars, der sich durch Höhen, aber auch viele Tiefen kämpft und so manches Mal näher an den tödlichen Klippen des Lebens steht, als es einem lieb ist. In wieweit Pete hier seine persönlichen Erfahrungen mit in das Überleben der Protagonisten einfließen lässt, mag ich nicht zu beurteilen – aber kennt man seinen musikalischen Werdegang als Kopf einer der bedeutensten Bands aller Zeiten, an so mancher Stelle kann man sich gut vorstellen dass er sich kreativ bei sich selbst bedient hat. Denn Themen wie Sex, Drugs and Rock`n`Roll hatten Pete zeitweise ja bekanntlich so im Griff, dass er die Balance auf dem Drahtseil so manches Mal verloren hat und sich somit in der Sucht verlor, sowie sein eigenes Leben häufiger hätte verlieren können.

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens (ja ich weiß… 42!) und der eigenen Identität bewegen sich die Charaktere in Townshends Roman in einer scheinbar heilen Welt, die oberflächlicher nicht sein könnte – und hier spiegeln sich dann auch gleichzeitig die Musikbranche wieder, in welcher alles “Friede, Freude, Eierkuchen” ist, solange man Erfolge hat bzw. das große Geld bringt. Erst wenn man an seine Grenzen stößt bzw. nicht mehr funktioniert, zeigt sich der wahre Charakter des schnelllebigen Geschäfts.

Im Laufe der 280 Seiten wandeln sich die Angst und die negativen Vibes immer mehr in Richtung Aufbruch und der Suche nach Visionen, die einem das Leben erträglicher machen – Depression wird zu Kreativität, Lethargie zu einem sprudelnden energiegeladenen Wasserfall, der viel neues und unvorhergesehenes mit sich bringt.

Ich persönlich fand “Das Zeitalter der Angst” eine kurzweilige Lektüre, die man immer wieder gut nebenbei zur Hand nehmen kann… und dann eigentlich sofort wieder im Thema ist.

Das Buch hat in der deutschen Fassung den Zusatz “Ein Kunstroman”, was ich persönlich nicht wirklich deuten kann. Geht es hier um die musikalische Kunst an sich, die Kunst des “Romane schreibens”, oder einfach nur die Kunst immer wieder den Widrigkeiten um uns herum Stand zu halten… also der “Kunst” des Überlebens?

Wer die Lösung hat, der kann sie mir gerne schreiben… in der Zwischenzeit lege ich mal “Quadrophenia” auf gönne mir ein paar Songs von Townshend, Daltrey und Co.!

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