Ian Gittins – The Cure / Dunkelbunte Jahre [Buchrezension] (Hannibal Verlag, 31.05.2021)

Mit The Cure verbinde ich mehr als eine normale Fan-Musiker-Beziehung – und das, obwohl ich die Briten um den charismatischen Frontmann Robert Smith bisher noch nie live gesehen habe. Ich will jetzt nicht sagen, dass sie mir so manches mal das Leben gerettet haben, denn das würde wahrlich zu weit gehen. Aber sie haben mich definitiv in den letzten über 35 Jahren (denn ungefähr zu dieser Zeit muss ich wohl zum ersten Mal Songs wie “A Forest” oder “Boys Dont Cry” gehört haben) so manches Mal in persönlichen Momenten abgeholt, in denen mein Leben ins Wanken geriet – oder in denen ich einfach in irgendeiner Art und Weise musikalischen Halt brauchte.

Bis heute lege ich immer dann Scheiben wie “Three Imaginary Boys” oder “Seventeen Seconds” auf, wenn ich kein Licht am Ende des Tunnes sehe oder wenn die Dämonen wieder einmal extrem auf meinen Schultern sitzen und mich zu erdrücken drohen. Dem einen oder anderen mag es komisch erscheinen, wenn man gerade in diesen Momenten zu solch düsteren Songs greift, aber für mich ist Robert Smith von je her mehr Therapeut, als dass ich gemeinsam mit ihm, wie im Video zu “Close To Me“, von der Klippe stürze.

Aus diesem Grund fresse ich alles Veröffentlichungen von The Cure – seien es Alben, oder wie im konkreten Fall ein neues Buch!

Denn genau das liegt mit “THE CURE – Dunkelbunte Jahre”, welches im Original von Ian Gittins geschrieben wurde, vor mir. Und ehrlich Leute, alleine der Titel verlangt es schon gelesen zu werden, oder?! Und genau der Begriff “Dunkelbunt” beschreibt irgendwie am besten, wie ich mich fühle wenn ich Songs wie “10:15 Saturday Night”, “Pictures Of You” oder “Just Like Heaven” höre.

Der britische Musik-Journalist und Buch-Autor Ian Gittins (der zuletzt erst dem Judas-Priest-Sänger Rob Halford behilflich war, seine Autobiografie zu schreiben) hat sich hier auf 240 Seiten um alles gekümmert, was die Geschichte der Herren um Robert Smith ausmacht. Und auch wenn es schon unzählige Bücher über The Cure gibt, so hat er es durch seine Recherche und seiner mehr als 35jährigen Karriere und den damit gesammelten Erfahrungen und Kontakte geschafft, noch die eine oder andere neue Anekdote heraus zu kitzeln.

Untermauert wird das Ganze durch unzählige Fotografien aus der gesamten Schaffenszeit der Jungs aus dem südenglischen Crawley, die sich zum Anfang ihrer Karriere niemals hätten erträumen lassen, dass sie es jemals über die Grenzen von West Sussex heraus, naja vielleicht höchstens mit viel Glück bis in das 30 km entfernte London, hinein schaffen würden.

Da der Weg vom Anti- zum Super-Star aber manchmal mit ein wenig Glück gar nicht mal so weit ist, haben sie mittlerweile unzählige Songs für die Ewigkeit und somit Musikgeschichte geschrieben – und was damals als minimalistischer Postpunk begann, fand über New Wave und Gothic dort hin, wo sie heutzutage weltweit noch immer von Millionen von Fans generationsübergreifend im Radio und bei Festivals abgefeiert werden.

Und selbst wenn The Cure irgendwann einmal Geschichte sein werden, die Musik wird uns erhalten bleiben! Garantiert werde ich dann gelegentlich in das Bücherregal greifen und mir mit “THE CURE – Dunkelbunte Jahre” eine Reise durch das Cure-Universum gönnen! Aber vorher warte ich erst einmal auf das bereits für das nächste Jahr versprochene Album… denn so viel ist sicher, für Robert (der als einziger von der Ursprungs-Besetzung noch übrig geblieben ist), Simon, Roger, Jason und Reeves scheint zum Glück noch lange nicht Schluss zu sein.

 

 

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