Bernard Sumner – New Order, Joy Divison und ich: Die Autobiografie [Buchrezension] (Hannibal Verlag, 13.04.2015)

Ihr fragt euch bestimmt, warum ich immer mal wieder mit solch alten Kamellen um die Ecke kommen, deren Veröffentlichungen nachweislich schon ein paar Jahre her sind.

Erstens lese ich halt gerne zur Entspannung Mal das eine oder andere gute Buch… und zweitens höre ich gelegentlich zufällig Radio, wodurch ich dank diverser Songs regelmäßig auf Bands gestoßen werde, von denen ich längere Zeit nichts gehört habe. So geschehen bei “True Faith” von New Order, welches neulich erst im Radio dudelte und wodurch ich im Netz mal wieder nach den Briten gegoogelt hatte.

Und was soll ich sagen, der gute Bernard Sumner hat doch tatsächlich schon vor sechs Jahren eine Autobiografie unter dem Namen “New Order, Joy Divison und ich” geschrieben. Von der Neugier gepackt musste ich mir das gute Stück natürlich direkt besorgen – vielen Dank bereits hier an die netten Menschen vom Hannibal Verlag!

In bescheidenen Verhältnissen 1956 im nordenglischen Manchester geboren und ohne Vater aufgewachsen, war erst einmal nicht davon auszugehen, dass er später einmal einer der bekanntesten und eindrucksvollsten britischen Musiker der letzten vierzig Jahre werden sollte… der sich mit 20 Jahren gemeinsam mit Peter Hook daran machte, mit Joy Division Musikgeschichte zu schreiben.

Nach dem viel zu frühen Tod von Joy Division-Frontmann Ian Curtis war dann nach einer kurzen Schock-Pause klar, dass man musikalisch (zwar unter neuem Namen, aber mit der selben Besetzung + Gillian Gilbert) auf jeden Fall weiter machen wollte, wodurch dann die bis heute aktiven New Order entstanden sind.

Aber auch darüber hinaus war Bernard in den ganzen Jahren nie untätig, so dass er in diversen Nebenprojekten auch mit Johnny Marr von The Smiths, Karl Bartos von Kraftwerk, oder den Pet Shop Boys zusammen gearbeitet hat.

Über all diese Erlebnisse berichtet er in seiner Autobiografie, welche er kurz vor seinen 60. Geburtstag fertig gestellt hatte.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich beinahe genau vor einem Jahr ein paar Zeilen über das Jon Savage – Die Geschichte von Joy Division Buch geschrieben habe – aber dieses Mal konzentriert sich der Fokus eher auf die Geschichte und das Schaffen der Nachfolgeband, was sich nicht alleine dadurch erklären lässt, dass Joy Division ja quasi nur 4 Jahre bzw. 2 Alben existent waren… New Order im Gegensatz dazu erst letztes Jahr ihren 40. Bandgeburtstag (okay, ziehen wir mal die Bandpause zwischen 2007 und 2011 ab) feierten, sowie 10 Studioalben, einige Live-Alben (gerade erst am 07.05.21 “Education, Entertainment, Recreation”) und so manche Kompilation auf dem Buckel haben.

Wer 2/3 seines Lebens als aktiver Musiker im Geschäft ist, der hat auf jeden Fall einiges zu berichten – darüber hinaus finde ich es beeindruckend, wie schonungslos Bernard aber auch über seine Kindheit berichtet, die viel Leid mit sich brachte und den Manchester-Boy möglicherweise auch in der Gosse hätte enden lassen können. Aber wie so oft war die Musik das Ventil um dem Ganzen zu entfliehen und machte aus ihm und der Band absolute Weltstars.

Alleine “Blue Monday” ist weltweit einer der meistverkauftestens Maxisingles aller Zeiten – das gute Stück steht auch noch in meinem Plattenregal und hat bis heute alle meine darauf folgenden Musikstile (wie Punk, Hardcore, Metal usw.) schadlos überstanden – ein Song für die Ewigkeit halt… und man kann sagen was man will, die Nummer kickt einen immer wieder!

Ein besonderer Moment tritt an der Stelle in der Autobiografie ein, als Bernard über die Ereignisse bzw. die Gründe der Trennung von seinem Freund und Mitmusiker Peter Hook berichtet, der die Band 2006 verließ und sich dahingehend schon mehrfach in der Öffentlichkeit geäußert hatte – nun war es wohl Zeit, dass auch Sumner seine Meinung zu den Geschehnissen sagen wollte.

Ich empfehle “New Order, Joy Divison und ich” allen musikverrückten Freaks, die sich neben ihrer Vorliebe für den Punk bzw. Metal auch mal trauen, über den Tellerrand zu schauen und darüber ein großes Stück Musikgeschichte aufsaugen wollen – und ich sage es mal so, ohne Joy Division oder die frühen New Order… nee, ich fange nochmal anders an… ohne Musiker wie Bernard Sumner, Ian Curtis und Peter Hook hätte sich die musikalische Landschaft auf der Insel und darüber hinaus garantiert anders entwickelt und Songs wie “Love Will Tear Us Apart” hätten sich nie in meinen Kopf festgesetzt bzw. in meine Seele eingebrannt!

 

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