Ensemblefoto Mannheimer Schlagwerk | foto. Lys Y. Seng

Mannheimer Schlagwerk – The Numbers are Dancing (Solaire Records, 15.12.2021)

Das Mannheimer Schlagwerk ist ein Perkussionsensemble, das Ende der 1990er Jahre von Musikern der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim gegründet wurde. Seitdem geht dieses Ensemble auf Konzertreisen und wird überall hochgelobt, eine Veröffentlichung gab es bisher jedoch noch nicht. Das wird nun mit “The Numbers are Dancing” nachgeholt.

Und jedem, der meint: ein Album eingespielt (fast) nur von Perkussionisten müsse doch unhörbarer und über ambitionierter Krach sein -hört hier mal rein!

Schon das Eröffnungsstück raubt mir den Atem. “Leon’s House (Epitaph for a friend)” ist 13 Minuten lang und startet mit einem hypnotischen und beschwingten Sound. Das Stück wird von einem Mallet Quartett gespielt, also von zwei Marimbas und zwei Vibraphonen. Und nochmals: das ist hypnotisch, erhaben und durchaus eingängig, was einem hier um die Ohren gelegt wird.

Dieser Sound wird, da das Quartett am Werk bleibt, auch im zweiten Stück fortgesetzt. Und hier wird es noch beschwingter und virtuoser. Es kommen bei dem Sound durchaus Erinnerungen an Parts von Mike Oldfields “Tubular Bells” auf.

Im nächsten Stück wird das Instrumentarium dann erweitert. Das Quartett bleibt bestehen, nun gesellen sich jedoch auch eine Orgel und eine Klarinette hinzu. Die Perkussionen bleiben bestimmend, jedoch bringen die anderen Instrumente zusätzlichen Schwebe und auch Melodieanteil hinein. Bei diesem Stück kann man noch mehr an Mr. Oldfield denken, aber das hier ist vermutlich noch ein Stück weiter gedacht. “Parallel Motion” verzichtet dann wieder auf andere Instrumente, hier wird das Quartett jedoch um Schlagzeug und andere Perkussionen erweitert. Dementsprechend wird der eindringliche Klang ein stückweit kraftvoller und, ja, rockiger.

Das abschließende Stück “Sexgott” ist in drei Teile aufgegliedert und erstreckt sich über mehr als 20 Minuten. Hier kommt erneut das Quartett alleine zum Zuge. Ganz und gar nicht dem Titelentsprechend geht es erst mal eher ruhig und bedächtig los. Gefühlvoll mit leichtem Schwung scheinen sich die vier Musiker warm zu spielen. Aber der zweite Teil wird dann sogar noch ruhiger, geht mit seinen sehr sporadischen, aber effektvoll eingesetzten Töne ein wenig Richtung Contemporary Music, aber ohne die Spur völlig zu verlieren. Auch der letzte Teil bleibt insgesamt eher ruhigerer Natur. Hier geht es zwar etwas beschwingter zu und die Instrumente klingen mitunter nur so aus allen Richtungen, insgesamt bleibt aber der Titel mit dem knalligsten Titel das ruhigste und vielleicht auch unspektakulärste Stück.

Insgesamt eine musikalisch reizvolle Veröffentlichung mit mal etwas ungewöhnlicheren Klängen, die aufzeigt, was man mit den verwendeten Instrumenten so anstellen kann, ohne auch nur einmal über ambitioniert zu sein.

 

Trackliste:

  1. Dennis Kuhn – Leon’s House (Epitaph for a friend)
  2. Nik Bärtsch – Seven ElevenStephan Thelen – Russian Dolls
  3. Stephan Thelen – Parallel Motion
  4. Markus Reuter – Sexgott: I. Mars
  5. Markus Reuter – Sexgott: II. Venus
  6. Markus Reuter – Sexgott: III. Eros

 

https://www.facebook.com/MannheimerSchlagwerk/
https://masw.bandcamp.com/

4.1