System of a Down – Toxicity (American Records/Columbia, 27.08.2001)

Hallo Freunde des guten Musikgeschmacks,

nun bin ich an der Reihe euch meinen ersten Handwritten Classic Artikel zu eröffnen. Wenn man an das Wort Classic denkt, so vermutet man wahrscheinlich eher etwas aus den 60er bis 80er Jahren. Das ist hier nicht ganz der Fall, meine Wenigkeit präsentiert euch das Album „Toxicity“ von System of a Down.

„Toxicity“ erschien am 27. August 2001 in Deutschland, was mittlerweile über 15 Jahre her ist. Mir kommt es vor wie gestern und anhand dieser Tatsache merkt man selber, dass die Zeit nicht stehen bleibt.

Zum ersten Mal hörte ich von „Toxicity“ am Anfang des Jahres 2002, die Band System of a Down war mir bis dato noch völlig unbekannt. Als 16-jähriger Halbstarker aus einem kleinen Dorf in Nordthüringen kommend, hatte ich kaum Zugang zu einem breiteren Angebot aus dem Musikspektrum, welches über VIVA oder MTV hinausging. Mein, auch heute noch, bester Kumpel spielte das Album in seinem Auto, ein „wunderschöner“ roter Citroen AX. Nach einigen skeptischen Momenten entdeckte ich den Song „Needles“ den er direkt zehnmal hintereinander abspielen musste. Später folgte der Song „Toxicity“, den ich dann auch auf MTV und VIVA zwei zusehen bekam.

Für mich war das etwas völlig neues, insbesondere die Intensität und Härte von Klang und Gesang, welche noch über mein gewohntes Programm von Limp Bizkit, Apocalyptica, Linkin Park oder Korn hinausging. Ebenso die sehr gesellschaftskritischen Texte, die ich anfangs überhaupt nicht verstanden habe.

So ist „Prison Song“ ein bewusster Angriff auf die US-Justiz, „Needles“ erzählt über die Gefahren des Drogenmissbrauchs, in „X“ geht es um die entstandenen Probleme der Überbevölkerung und der Hidden Track „Arto“ handelt vom Völkermord in Armenien 1915. Da alle Bandmitglieder armenische Wurzeln haben, ist dies auch heute noch ein Thema, welches die Band immer wieder aufgreift. Kein Song von „Toxicity“ kommt ohne klare Message aus, auch wenn das um die Jahrtausendwende nicht wirklich Jedermann ansprach.

Auch der Sound von System of a Down ist auf „Toxicity“ unverkennbar, eine Defintion oder Betitelung für ein Genre ist schlicht weg nicht möglich. Die Band hat ein sehr großes Repertoire an musikalischer Vielfalt. Sie bedienen sich aus dem Metal, Nu-Metal, Thrash, Progressive, sogar aus armenischer Folklore und das sind nur einige Beispiele im Spektrum der Band. Die Musikwelt legte sich irgendwann auf Alternative Metal fest, so konnte man vieles unter einen Hut bringen.

„Toxicity“ ist ein zeitloses Album, denn der Musikgeschmack eines Menschen bleibt selten auf der Stelle stehen, so auch bei mir. Ich entdeckte auch in den letzten Jahren Songs auf „Toxicity“, wie „ATWA“ oder „Psycho“ wieder, die mich vor 15 Jahren nicht so richtig ansprachen. So gehört das Album, für mich persönlich, zu den wenigen Alben auf denen mehr als nur ein bis zwei Lieder gut sind und zu den Besten die ich bisher gehört habe.

Leider ist die letzte Albumveröffentlichung der vier Amerikaner schon über zehn Jahre her und abgesehen von Nebenprojekten wie Scars on Broadway oder Serj Tankian als Solo Künstler, ist es etwas ruhiger um die Band geworden. Allerdings dürfen sich Fans freuen, im vorherigen Jahr wurde bestätigt das System of a Down an fünfzehn neuen Songs für ein Album arbeiten, welches noch in diesem Jahr erscheinen soll. Jedoch sollte man dabei nicht auf ein „Toxicity 2.0“ hoffen, in ihren aktuellen Auftritten und Konzerten merkt man der Band, womöglich dem fortschreitendem Alter geschuldet, die nicht mehr ganz so intensive Gangart an, dennoch darf man gespannt sein was System of a Down hervorbringen wird.

 

1. Prison Song
2. Needles
3. Deer Dance
4. Jet Pilot
5. X
6. Chop Suey!
7. Bounce
8. Forest
9. ATWA
10. Science (feat. Arto Tuncboyaciyan)
11. Shimmy
12. Toxicity
13. Psycho
14. Aerials

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