Ignite – Ignite (Century Media Records, 25.03.2022)

Sängerwechsel sind immer eine spannende bis krasse Erfahrung bei einer Band. Und wenn Sänger und Band dann noch so prägende Platten wie “A Place Called Home” und Songs wie “Veteran” rausgehauen haben, die nicht zuletzt durch die Stimme von Zoli Téglás (dessen Name im neuen, ausführlichen Promotext übrigens nicht einmal auftaucht) getragen werden, wird es noch spannender.

Ich halte das regelmäßig wie mit den zweitklassigen Remakes von Filmen. Man sollte die Neuauflage als Eigenständig betrachten und nicht am Vorgänger hängen, da Zeiten sich nunmal ändern. Und damit fahre ich auch bei Ignite mit Eli Santana am Mikrofon ziemlich gut, schaffe es aber trotz gutem Vorsatz nur zum Teil. Zu sehr hängt man einfach an der Band.

 

 

Wir haben hier also eine seit vielen Jahren erfolgreiche (melodische) Hardcore-Band, die sich mit ihrem neuen Sänger einen Metal-Gitarristen einkauft und mit Langzeitproduzent Cameron Webb (u.a. Motörhead und Pennywise) eine Platte aufnimmt, die einen politischen Anspruch haben soll. Experiment geglückt? Jein.

Mit Songs wie “This Day” kommt schon ein wenig dieses Orange County – Feeling auf. Das kann man nicht abstreiten. Aber genau wie keiner ganz frei von Vorurteilen ist, ertappt man sich immer wieder selbst beim Suchen der Eigenheiten einer Ignite-Platte. Wir finden den schnellen Hardcore hier genau wie die eingängigen Refrains und mitreissenden Melodien. Soweit, so Ignite.

Wir haben hier auf jeden Fall eine solide melodische Hardcoreplatte, bei der allerdings die Eingängigkeit den Druck ein wenig verdrängt zu haben scheint. Faust in der Luft? Klar. Aber bitte mit Blümchen in der Hand.

Thematisch hat sich nicht viel geändert. Bisschen Gesellschaftskritik, bisschen Antikapitalismus. Alles schonmal gehört und trotzdem wichtig.

Insgesamt haben wir hier eine solide Hardcoreplatte, bei der es eigentlich überhaupt nichts zu meckern gibt. Außer das man in die Schublade, in die man sich hier selbst steckt, nicht mehr so richtig reinpassen will. Grund zum Reinhören gibt es bei Freunden von Punkrock und Hardcore auf jeden Fall, aber wenig zur Euphorie für Fans der vorherigen Veröffentlichungen.

 

 

1. Anti-Complicity Anthem (02:25)
2. The River (03:36)
3. This Day (02:15)
4. On The Ropes (02:30)
5. The Butcher In Me (02:55)
6. Call Off The Dogs (03:16)
7. The House Is Burning (03:12)
8. Enemy (03:17)
9. State Of Wisconsin (03:30)
10. Let The Beggars Beg (04:11)
11. After The Flood (03:46)

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