Sanctuary – Refuge Denied (CBS, 1988)

1988 war die Metalwelt noch in Ordnung. Gruselgrunge wollte noch keiner hören und in der Metalszene erschienen legendäre Alben quasi im Minutentakt. Gut, dass grade Ende der 80er Jahre auch viel Metal für die Schrottpresse produziert worden ist, das Verschweigen wir an dieser Stelle einfach.

1988 führte mein Schulweg oft an einem kleinen Plattenladen vorbei, welcher immer den neuesten Scheiß aus Amerika im Regal stehen hatte. Irgendwann stand auch mal das Debütalbum der Seattle-Metaller Sanctuary dort im Regal. Die Band war mir vollkommen unbekannt, das Cover sah aber geil aus und auf dem Cover klebte ein Sticker, welcher sagte „Produced by Dave Mustaine“. OK, das Taschengeld war grade aufgefüllt worden und was durch die Hände von Megadeths Dave Mustaine gegangen ist, das kann nicht schlecht sein, also wurde die LP verhaftet.

Nach dem ersten Durchlauf war meine Begeisterung allerdings eher verhalten. Dies lag vor allem am Gesang von Warrel Dane. Der Sänger singt auf „Refuge Denied“ dermaßen hoch, das muss man zunächst mal verdauen. Schon auf dem Nachfolgealbum „Into The Mirror Black“ schlägt Dane etwas gemäßigtere Töne an. Musikalisch haben mich die druckvollen Riffs, die schneidenden Leadgitarren direkt im Bann gehabt. Und mit Warrel Danes Gesang hatte ich mich spätestens nach dem fünften Durchgang auch angfreundet.

„Battle Angels“ eröffnet das Album fast noch etwas verhalten. In den Strophen wird mehr gegroovt. Setzt die Bridge ein zieht man das Tempo ein wenig an und lässt dann im Refrain die Muskeln spielen! „Termination Force“ schlägt dann, nach langsamen Beginn, in die Power-Metal-Kerbe und zeigt sich bis zum Ende sehr vielschichtig.

Die erste Gott-Nummer von „Refuge Denied“ ist dann „Die For My Sins“:

„You’re living in a lie, your tears, repentance fills your eyes
Your life is not what it seems to be
For you breed agony
Your tortured mind will cry out, take my soul“

Geil, was für ein Text, und was für eine Gesangsmelodie! Niederknien ist angesagt!

„Soldiers Of Steel“ ballert weiter durch die Gehörgänge. Der Song ist, im Vergleich zum Rest des Albums, eher sperrig ausgefallen. Es dauert bis der Song zündet.
„Sanctuary“ spielt mit einem dynamischen Wechsel zwischen schnellen und langsamen Parts. Ab der Hälfte des Songs wird die Band von der Leine gelassen.

Gott-Song Nummer 2 ist dann eine Coverversion. Jefferson Airplanes „White Rabbit“ schreddert genial durch die Lautsprecher. Negativer und destruktiver wird das Drogenepos wohl selten gespielt. Das abschliessende Songtrio „Ascension To Destiny“, „The Third War“ und „Veil Of Disguise“ ist dann wieder US Power Metal wie ich ihn mag.
Der Nachfolger „Into The Mirror Black“ ist musikalisch gesehen vielleicht das bessere Album, allerdings klingt die Band auf „Refuge Denied“ ungezügelter und wilder. Nach „Into The Mirror Black“ löste sich die Band auf. Aus Sanctuary gingen Nevermore vor. Momentan ist man allerdings wieder unter dem Namen Sanctuary unterwegs!

Wer das Album noch nicht kennt, bitte nachholen!

Battle Angels
Termination Force
Die For My Sins
Soldiers Of Steel
Sanctuary
White Rabbit (Jefferson Airplane)
Ascension To Destiny
The Third War
Veil Of Disguise

https://www.facebook.com/sanctuaryfans