Rush – Presto (Atlantic, 1989)

Eigentlich bin ich nicht an der Reihe mit einem Beitrag zu unserer Kategorie „Handwritten-Classics“, aber da bei mir diese Woche keine aktuellen Veröffentlichungen zum Besprechen vorliegen, habe ich mich einem Album gewidmet, welches seit dem ersten Januarwochende 2020 eigentlich in der Dauerrotation ist.

Bei dem Album handelt es sich um das dreizehnte Studioalbum der Kanadier Rush. Das Album hört auf den Titel „Presto“ und man mag sich fragen, warum man in einer Kategorie „Handwritten-Classics“ nun nicht ein Album wie „2112“ oder „Hemispheres“ bespricht. Das ist musikalisch ebenso einfach, wie auch emotional kompliziert. „Presto“ stammt aus der Phase als ich Rush kennengelernt habe. „Presto“ war nach „Hold Your Fire“ das zweite Album der Kanadier, welches ich gekauft und gehört hatte. Der kompliziertere Teil ist, dass gerade der Titel „Available Light“ lief, als ich vom Tode des Rush Schlagzeugers Neil Peart erfahren habe. Zufall oder Fügung? Keine Ahnung, ist aber so!

„Presto“ ist ein Album das von seiner hörbaren Leichtigkeit und der eher versteckten Komplexität der Songs lebt. Will heißen, „Presto“ ist das Album welches Rush in einer Phase zeigt, wo die Band noch mit poppigeren Arrangements arbeitet, jedoch den sehr an Keyboards orientierten Sound der Vorgängeralben zurückgefahren hat. Ein Trend, den die Band auf den nächsten Alben noch weiter nachverfolgen wird.

Der Einstieg in das Album gelingt mit „Show Don´t Tell“ noch recht sperrig, zumindest in der Strophe. Sobald der Song in den Refrain übergeht, laufen die Harmonien doch recht flüssig in die Ohrmuschel. „Chain Lighting“ ist deutlich gitarrenorientierter als das was Rush auf den vorherigen Alben veröffentlicht haben, ohne allerdings zu hart zu wirken,

„The Pass“ war die zweite Singleauskoplung aus „Presto“. Neil Peart hat hier einen sehr gefühlvollen Text über den Suizid eines Jugendlichen und dem Umgang damit geschrieben. Musikalisch ist der Song eher ruhig. Nach diesem ruhigen Song folgt mit „War Paint“ ein Track der etwas energischer ist.

„Scars“ überrascht mit einem fast schon tribalartigem Schlagzeugspiel, während der Titelsong mit Akustikgitarrentönen in der Strophe das Ohr schmeichelt. „Superconductor“ spielt mit musikalischer Dynamik, ruhige und schnelle Teile wechseln sich fließend ab.

„Anagram“ ist der kürzeste Song des Albums, was ihn aber nicht daran hindert eine gewisse epische Ausrichtung zu haben. Schon die ersten Takte sind so fesselnd wie wenig anderes.

„Red Tide“ ist ein eindringlicher Song über die Umwelt und wie wir damit umgehen. Pearts Texte sind selten eindeutig, hier allerdings schon. „Hand Over Fist“ baut auf dem Kinderreim/Spiel „Hand over fist – Paper around the stone – Scissors cut the Paper – Cut the paper to the bone“ und lädt fast zum Mitsingen ein.

Abschließend folgt “Available Light“. Dieser Song ist für mich einer der schönsten den Rush je geschrieben haben. Wunderbarer Text trifft auf energische Gitarren, auf Gesang vor leiser musikalischer Kulisse und dieses fast schon hypnotische Rhythmusgerüst aus Bass und Schlagzeug!

„All four winds together
Can’t bring the world to me
Shadows hide the play of light
So much I want to see
Chase the light around the world
I want to look at life
In the available light“

Ja, auch nach Jahren jagt dieser Song, diese Band und ihre gesamtes Werk mir noch einen wohligen Schauer über den Rücken!

Abschließend bleibt nur ein fettes „Danke“ an die die Herren Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart für großartige Musik, wunderbare Konzerte und überraschende Songs!

 

1. Show don’t tell
2. Chain lightning
3. The Pass
4. War paint
5. Scars
6. Presto
7. Superconductor
8. Anagram (for Mongo)
9. Red Tide
10. Hand over fist
11. Available light