Donots

Interview – “…und ansonsten fände ich es einfach super, wenn irgendwo aufgelistet wäre, wie viele Hektoliter Bier wir während unser Band-Karriere getrunken haben” – mit den DONOTS

Im Rahmen des diesjährigen Deichbrand-Festivals hatte ich die Möglichkeit die Donots für ein Interview zu treffen, was mir zugegebenermaßen eine besondere Ehre war, da ich die Jungs beinahe seit Beginn ihrer Karriere begleite und ich daher eine gewisse Nervosität vorher nicht abstreiten möchte… selbige war jedoch nach Sekunden verflogen!

Während auf der WaterStage gerade die Bässe zu Fatoni wummerten ging es dann entspannt zur Sache – lest selbst und viel Spaß damit!

 

Moin und herzlich Willkommen auf dem Deichbrand-Festival!
Guido: Hi.
Jan-Dirk: Hallo.
Ingo (mit dem Hinweis auf mein Handwritten-Holzfäller-Hemd): Hi… ihr habt ja sogar euer eigenes Merchandise.
Das habe ich extra gemacht, damit ihr mich erkennt. (allgemeines Gelächter)
Ingo: Und sogar ein Shirt von Thees Uhlmann & Band an, sehr sympathisch… ein ganz feiner Typ. Soll ich dir mal erzählen wie ich Thees kennengelernt habe?
Natürlich… gerne!
(darauf folgt eine absolut amüsante Geschichte die man so nicht erfinden kann – endend mit dem Thees-Zitat „Wenn ich aufhöre zu trinken, dann ist der Punkrock am Arsch!“ – und durch die wieder einmal klar wird, dass Thees ein absolut cooler und mindestens so sympathischer Mensch ist wie die Donots… somit ist der Bann sofort gebrochen und es folgt ein wunderbares Interview mit den Jungs aus Ibbenbüren)

Also… ihr kommt direkt aus Karlsruhe!
Alle Drei: Genau.
Ihr habt gestern dort gespielt und ich habe vorhin noch Fotos gesehen… sah sehr geil aus, auch die Location!
Ingo: Ja echt super, das war total abgefahren!
Und, war geil?
Jan-Dirk: Das war Wahnsinn!
Ingo: Ja hat Spaß gemacht… jetzt ehrlich!

Letzte Woche wart ihr „auf Malle“, gestern bei Das Fest und heute hier? Ihr seid echt weit bereist…
Ingo: Ja, vor allen Dingen haben wir das alles gar nicht so geplant! Der Sommer sollte eigentlich der werden, wo wir uns richtig rar machen und kaum spielen. Jetzt haben wir dann nur elf oder zwölf Festivals, was für uns  eigentlich trotzdem wenig ist, aber dass es uns dann irgendwie auch noch Malle bringt ist schon der Hammer!
Das ist schon sehr geil… und dann noch die alten Hasen des Punkgeschäfts zu treffen…
Ingo: Ja… zum Beispiel Bad Religion!
Guido: Das sind Götter für uns!
Die Jungs haben letzte Woche in Köln gespielt… das habe ich leider verpasst!
Ingo: Bad Religion oder was? Ja, ich war da!
Und?
Ingo: Ja, es war geil. Ich habe mir das Konzert angeschaut in Köln, das war tierisch… ich bin ja auch Fan-Boy! Dann sitzen wir so auf Malle im Backstage-Bereich… dann kommt die Band irgendwann an und die Jungs sagen „Ey, super dass wir uns wieder sehen“ und ich „Ja, ich war schon am Montag in Köln und habe eure Show angesehen“ – die Jungs dann so „Oh Kacke, das ist heute die selbe Setlist wie am Montag!(Gelächter)… und dann haben sie in der Tat noch drei Songs umgeschmissen.
Nur für euch… das ist ja voll lieb! Und das hätte keiner gemerkt außer dir!

Malle ist ja bekanntermaßen nur einmal im Jahr – deshalb seid ihr jetzt auch hier auf dem Deichbrand…
Ingo: So sieht`s aus!
Genau… ihr habt Glück mit dem Wetter – das bleibt auch so… habe ich ja gerade schon gesagt!
Ingo: Ja, mal gucken… also es heißt momentan noch, dass es bei uns eine Gewitterwarnung geben wird. Aber nein, nein, nein… das zieht vorbei!
Donnerstag und Freitag sollte es auch Gewitter geben, da gab es auch keins…
Ingo: Aber wie sagen wir bei uns in Westfalen immer „der meiste Regen fällt sowieso daneben!
Jan-Dirk: Ahhh, das sagen wir? Wusste ich gar nicht, gut dass wir das sagen!
Siehste, hast du was gelernt!
Jan-Dirk: Ja eben.
Ihr kennt euch so lange…
Jan-Dirk: All die Jahre… und dann sowas!

Ihr ward ja schon mindestens einmal hier beim Deichbrand…
Ingo: Genau genommen ist das hier das (überlegt) vierte Mal… einmal schon hier an der Location und davor zweimal als das Deichbrand noch da hinten am Deich war… da wo es so abgesoffen ist… da haben wir irgendwann mal mit den Emil Bulls so ewig hinten auf der Bühne gesessen – da wo es den Abbruch gab – tonnenweise Bier getrunken, weil wir gewartet haben bis es weiter ging und irgendwann – wir haben eigentlich damit gerechnet, dass es nicht mehr weiter ging – mussten wir dann dort noch spielen und wir waren alle ziemlich voll. Wir sind eigentlich nie voll…
Das Gute ist ja, dass es hier nicht schlimm ist, wenn die Leute auf und die Leute vor der Bühne den gleichen Pegel haben… da ist das sogar relativ egal!
Ingo: Das gleicht sich aus!

Was unterscheidet denn das Deichbrand für euch von anderen Festivals, ihr seid ja so viel unterwegs… gibt’s da Unterschiede oder ist das ein Festival wie jedes andere auch?
Ingo: Nee, also ich finde kein Festival ist wie das andere! Das ist ein bisschen zu pauschal wenn wir das sagen… und ich will auch gar nicht, dass ich jemals das Gefühl habe, dass jedes Festival gleich ist. Das mag vielleicht nur so Mikro-Unterschiede geben, aber das Deichbrand zum Beispiel ist Backstage richtig schön. Man merkt, dass sich die Leute da echt Gedanken gemacht haben – diese Liegestühle, ein paar Palmen zum Beispiel… das ist echt schon sehr sehr nett gemacht, muss man sagen und wir haben gestern noch darüber gesprochen: damals als es noch an der alten Location war, da war das ja noch viel näher am Deich und deswegen auch eine viel „steifere Brise“. Wir sind dann damals mal nach vorne gegangen ins Publikum und haben uns Bullet for my Valentine angeguckt und deren Set wurde zur Hälfte weggetragen vom Wind…
Guido: Aber mal ganz kurz… warte: Warum geht ihr bei Bullet for my Valentine nach vorn (allgemeines Lachen)
Ingo: Hömma!
Das müsst ihr intern klären… da bin ich raus! 😉
Ja, das fand ich auch… am Anfang noch mit 500 Leuten hinten am Fort Kugelbake und mittlerweile Donots55.000, und das in so kurzer Zeit – das ist für uns auch total super durchorganisiert. Perfekt… die Leute sind alle super nett!
Ingo: Der ist überhaupt der Beste, der Thanscheidt (zeigt auf einen zufällig vorbeikommenden Menschen)… ohne den läuft hier nämlich gar nichts!
Ingo in Richtung Stephan Thanscheidt (Festivalbooker bei FKP Scorpio): Was hast du denn da für ne Menge Pässe? Denkst wohl du bist etwas besonderes… die von Skorpio die müssen mehrere Pässe tragen oder was?
Stephan Thanscheidt kommt an den Tisch: Moin.
Moin.
Ingo: Ich lobhudel gerade dich und Skorpio!
Thanscheidt: Das ist vernünftig, weiter so… das sind aber nicht nur FKP Skorpio, sondern auch ESK Events! Ingo, du machst das schon. (Gelächter)
Die sind okay, oder?
Thanscheidt zu mir: Wenn nicht…
… ich sage bescheid!
Ingo: Also fürs Protokoll, Stephan Thanscheidt ist ein schöner Mensch!
Werde ich reinschreiben, wird auf jeden Fall erwähnt!
Ingo: Das haben jetzt alle gehört!

Euer Name sagt ja eigentlich „nichts zu tun“ – das stimmt ja so nicht… ihr habt ja eigentlich viel zu viel zu tun quasi. Ingo, du hast 2006 auch in Japan ein Label gegründet und ihr vertreibt dort die Sachen von Placebo, den Beatsteaks und die ganzen Geschichten – alles für den asiatischen Raum.
Ingo: Genau.
Wie oft bist du da?
Ingo: Das Label liegt dort seit Fukushima auf Eis… bis dahin haben wir da tolle Platten von den Dropkick Murphys, Placebo, BoySetsFire, den Beatsteaks und sogar von den Toy Dolls veröffentlicht – das war echt eine super schöne Zeit. Wir sind dann eigentlich auch immer einmal im Jahr in Japan gewesen, auch mit der Band auf Tour und so konnte ich natürlich das eine mit dem anderen verbinden. 2008 haben wir dann das Label Solitary Man Records nach Deutschland geholt, hatten zwischendurch eine Liaison mit Universal und für die neue Platte wird das Label jetzt gerade wieder ein wenig reaktiviert und mit neuen Leuten ausgestattet, die so dazu kommen…
… das heißt ihr werdet die neue Platte dann auf dem eigenen Label veröffentlichen!
Ingo: Genau!
Wäre eine Frage für später gewesen, kann ich aber jetzt auch fragen – also es gibt neues Material, es gibt demnächst eine neue Platte? In Deutsch?
Ingo: Ähhm, ich kann dir soviel sagen… Deutsch fühlt sich gerade ziemlich gut an! Es macht ultra viel Spaß! Wir haben die letzte Platte für Touren in den Staaten und in Japan auch nochmal in Englisch aufgenommen… ich denke mal, dass es in einer perfekten Welt auch wieder so laufen würde, dass wir zweigleisig fahren!
Das wollte ich gerade fragen… du hast irgendwo in einem Interview gesagt, das geilste wäre, wenn du jede Platte auf Deutsch und auf Englisch aufnehmen könntest… für die LP wäre das doch auch eine Idee!?
Ingo: Zum Beispiel… gute Idee!
Für die Idee gehen dann 10 % an mich, oder?!
Ingo: Alles klar, dann steigst du auch bei unserem Label mit ein. (Lachen)

Ingo, ich habe mal ein persönliches Erlebnis mit dir gehabt – im Jahr 2000… da wirst du dich wahrscheinlich weniger dran erinnern. Ich hatte etwas anderes an an dem Tag (allgemeines Lachen). Auf dem Bizarre-Festival 2000 kamst du mir irgendwann nachmittags mit einer Plastiktüte entgegen, ich glaube da stand ALDI drauf – auf jeden Fall klapperte das Dingen verdächtig. Du kamst auf mich zu, ich stand mit drei/vier Leuten da… du guckst mich an und fragst „sag mal, weißt du wo hier der Backstage-Bereich ist?“ – „Nee leider nicht… tut mir leid!“ – „Ja okay, danke… dann frage ich weiter!“… gehst weg und eine Stunde später habe ich dich auf der Bühne gesehen und ich wusste vorher gar nicht wer du warst! (Lachen!) 2000 auf dem Bizarre in Weeze!
Ingo: Wahnsinn… das war abfucken in Style!
So kam ich auf die Frage wann der Moment kam, als ihr sagen konntet „geil, ALDI-Tüte weg… jetzt gibt’s endlich gekühlte Getränke aus dem Kühlschrank!“ (allgemeines Lachen) – und wann brauchtet ihr euch nicht mehr jeden scheiß Nebenjob an die Backe nageln um am Ende des Monats die Miete zahlen zu können?
Ingo: Ähhh, das ist immer noch nicht so weit! (Lachen)
Ach, das habt ihr immer noch nicht geschafft?!
Ingo: Ich bin gespannt, wann das endlich mal so weit ist! Nein, aber ein guter Westfale der bringt ja durchaus seine eigenen Getränke mit – also man will ja a) abgesichert sein… so ein Netz und doppelter Boden sollte eigentlich immer dabei sein! Wweil wie schlimm ist das, wenn die Tanke auf einmal zu hat? (allgemeine Zustimmung) Und natürlich nimmst du auf der anderen Seite eine ALDI-Tüte mit, weil du die Kühlschränke ja hier auch plündern kannst… man muss ja auch mal was mit nach Hause nehmen können! (Lachen)
Alles klar (Blick durch den Pressebereich)… habt ihr das alle gehört?
Jan-Dirk: Nicht so laut, Thanscheidt ist noch irgendwo!
Ingo (in Richtung Pressezelt): Der ist ein schöner Mann!
Aber jetzt mal ehrlich… wie witzig ist die Geschichte bitte?! Ich kann mich noch dran erinnern, das war das Jahr als wir auf bei diesem VISIONS-Contest auf der Bühne als zweite Band gespielt haben… danach habe ich mir noch zwei Bands angeschaut und gedacht „die sind alle um Längen besser“…
Jan: Obwohl, dass war 1998… 2000 war die Dikon-Bühne wo wir gespielt haben…
Guido: Im Hangar!
Ingo: … ach das Dingen, genau!
Und danach hat irgendwie noch was ganz Großes gespielt…
Guido: Die Ärzte!
Ja, genau… und Papa Roach haben auch noch gespielt!
Jan-Dirk: Und die Beatsteaks haben auf der Bühne auch noch gespielt!
Da waren die auch noch gar nicht so bekannt!
Ingo: Nee, stimmt!
Giudo: Ja, genau!
Jan-Dirk und Ingo: Snapcase, Sick of it All, Less Than Jake und so’n Kram.
Ihr habt sogar noch die Namen parat… wunderbar! Ich habe morgen vergessen wer heute gespielt hat! (Gelächter) Ja coole Sache… unser gemeinsames Erlebnis!

Und ihr müsst immer noch weiter arbeiten, schuften, malochen?!
Guido: Nebenher noch? Nein, zum Glück nicht mehr!
Ingo: Ach ja, es ist halt auch nicht so als hätte jeder von uns einen Flugzeugträger gekauft, auf dem irgendwie vom aussterben bedrohte Tiere in Pelzmänteln rumrennen…
Jan-Dirk: Du hast keinen?
Ingo: Also ich habe keinen… die anderen schon!
Da vorne stehe ja zwei im Hafen! Also der eine davon ist deiner Jan?
Jan-Dirk: Ja genau… gehört mir!
Ingo: Aber nee, das Schöne ist halt wirklich, dass wir das Ganze jetzt schon 23 Jahre lang machen dürfen. Das fühlt sich immer noch an wie bei der ersten Platte und wir dürfen damit alle unseren Lebensunterhalt bestreiten – das ist ganz schön!
Was besseres geht glaube ich nicht! Ich habe es früher probiert, aber über den Proberaum und 20 Fans vor der Bühne, die dann meistens auch noch mitgebracht wurden, bin ich nicht hinweg gekommen.
Ingo: Wahrscheinlich hattest du keine ALDI-Tüte!
Guido: Wie hießt ihr denn damals?
Totensonntag – man hört schon, sehr positive und fröhliche Musik… die meisten haben sich danach umgebracht! (allgemeines Gelächter) Nein, so schlimm war es nicht… nee, nee, es war so depressiver Emo-Punk – sagen wir mal so… das war Anfang der 90iger!

Ich habe gelesen, ihr habt am Anfang schon ziemlich schnell nach der erste Platte Angebote von Blink-182 und von No Use For A Name bekommen als Support zu spielen. Das kommt ja nicht einfach so – die stehen ja nicht einfach vor der Tür… wie kam das damals zustande?
Ingo: Das musst du dir auch nicht so vorstellen, dass auf einmal die Blink-Leute anrufen und fragen ob wir den Support spielen wollen – das war eher eine proaktive Geschichte von uns damals, weil wir irgendwie immer schon viel DiY gemacht haben. Also die ersten beiden Platten haben wir halt in Eigenregie heraus gebracht, vertrieben und so weiter und sofort… und ich habe damals immer geschaut welche großen Bands, zu denen wir halt soundmäßig passen, spielen in Deutschland, sind auf Tour – und was sind die kleinsten Läden, die sie spielen… und habe dann ganz stumpf immer bei der Auskunft angerufen, gefragt, ob es eine Telefon- oder Faxnummer von dem Laden gibt und habe einfach gefragt „können wir spielen?“. Das ist verrückterweise ultra oft gut gegangen so haben wir dann ganz früh schon Support für Lagwagon, Blink-182, Downset und die ganzen Bands gemacht.
Jan-Dirk: Wir haben uns überall rein gequetscht wo es ging!
Guido: Propagandhi.
Propaghandi auch? Die machen ja jetzt auch was Neues!
Jan-Dirk: Ja, super… ich freu mich drauf!
Ingo: Das war schon eine ganze Menge harter Arbeit, aber das hat sich dann wirklich bezahlt gemacht! Aber das waren auch damals noch andere Zeiten, heutzutage ist ja quasi alles wegen dem Internet auf dem Tablet… man musste damals einfach viel viel mehr Eigeninitiative zeigen – und ich glaube, genau diese paar Kilometer, die man mehr gegangen ist, haben dann wirklich den Unterschied ausgemacht.
Das ist vielleicht im Gegensatz zu anderen Bands, die dann nach zwei/drei Jahren wieder verschwunden sind dann auch die Beständigkeit bei euch!?
Ingo: Ja, und es ist vor allen Dingen für uns halt immer noch dieser DiY-Ethos! Der ist egal ob wir jetzt mit Labels zusammen gearbeitet haben in der Richtung einfach ganz stumpf geblieben – wir sind ganz eklige Kontroll-Freaks… wirklich! Also ich sage es immer wieder gerne… wir tun uns mit jedem Jahr wie so alte – wie so sture Rentner – immer schwerer damit, mit Leuten zusammen zu arbeiten, Sachen von uns abzugeben und anderen Leuten einfach vertrauensvoll in ihre Hände zu geben. Wir halten dann trotzdem die ganze Zeit ein Auge drauf, weil wir es ganz genau so haben wollen, wie wir es halt möchten!
Das darf man ja auch und das ist nach so langer Zeit Erfahrung hat man auch das Recht dazu… finde ich!
Ingo: Es gibt auch viele Bands denen das einfach auch scheißegal ist. Das kann ja auch ein Weg sein, aber ich fühle mich damit nicht wohl!
Jan-Dirk: Wir sind wahrscheinlich auch ein bisschen gebrandmarkt durch die erste Zeit – die ersten beiden Platten, die wir damals mit BMG gemacht haben. Da haben wir halt gedacht, die müssen wissen wie es geht, lass mal laufen… und im Nachhinein müssen wir schon sagen, dass die Leute da teilweise ein anderes Bild von uns gezeichnet haben als wir eigentlich sind. Das hat dann lange gedauert das ein bisschen zu reparieren.
Ja, das ist schwierig, ich kenne da auch einen Musiker-Kollegen aus Dortmund… ich weiß nicht ob ihr die Chainsaw Hollies kennt?…
Ingo, Jan-Dirk und Guido (gleichzeitig): Ja klar, Atze
Der hatte ja damals das selbe Problem, hatte er erzählt. Bei Sony unterschrieben und dann mussten die Jungs machen was das Label wollte… er war nicht mehr er selbst, das ist schon Scheiße!
Ingo: Atze, das ist ein super Typ! Ja, ich schreibe Atze zwischendurch immer mal bei Facebook, so zum Geburtstag… (wildes Durcheinander..!) Cooler Typ… ganz liebe Grüße bitte an ihn!
Nicht böse gemeint, aber ihr seid – wie ich auch – schon ein wenig in die Jahre gekommen und habt ja zum Teil mittlerweile Kinder. Wie lässt sich das Ganze denn vereinbaren – mit der ganzen „Tourerei“ und der „Aufnehmerei“… wie schafft man dann trotzdem noch den Spagat zwischen Familie und Band?
Guido: Es wird natürlich anstrengender, je mehr Kinder in der Band da sind – da ist dann mal irgendwie ein Pferdetreffen, mal ein Geburtstag… und, dass man alle an einen Fleck kriegt ist halt schwer, aber irgendwie trotzdem machbar. Das Ding ist, viele fragen immer „wie ist das, du bist ja gar nicht zu Hause?“, so in dem Sinne – aber ich habe das Gefühl man ist mehr zu Hause als jemand, der einen normalen „Nine-To-Five-Job“ hat… und entweder du bist auf Tour oder im Studio und das ist dann auch ein überschaubarer Zeitraum – und sonst machst du viel zu Hause… schreibst neue Lieder, in meinem Fall zum Beispiel am Computer. Da bin ich zu Hause dann auch mit der Kleenen und der Familie unterwegs und irgendwie schafft man es immer wieder viel Zeit mit der Familie zu verbringen, irgendwie läuft das!
Sind die denn auch mal mit dabei?
Guido: Heute… meine Tochter kommt heute. Das ist dann auch ihr erstes Konzert von uns – sie ist 3 ½ und kommt vorbei.
Sehr geil!
Ingo: Auf Mallorca war Eikes Familie komplett dabei… die sind auch gerade noch da und Eike kommt immer wieder für die Gigs rüber geflogen und fliegt dann wieder zurück. Die machen gerade dort Urlaub und das war dann da auch geil gemeinsam auf dem Festival. Aber die Familie ist dann auch noch vor der Show abgehauen, weil die Kleinste jetzt 1 ½ ist und dann müde war… und dann war irgendwann Schluss!
Ja, das klingt doch sehr cool… unser Großer (11 Jahre) ist auch schon seit Jahren Deichbrand-Gänger und hat euch vor zwei Jahren auch gesehen… seitdem er dabei ist, wird er hier auch entsprechend von den ganzen Besuchern total abgefeiert, auf den Schultern über das Festival-Gelände usw…
Alle Drei: Super… coole Sache… Wunderbar!

Ihr seid ziemlich oft auf Tour, ihr geht euch wahrscheinlich dann auch das eine oder andere Mal auf den Zeiger… jede Familie geht sich mal auf den Sack und jede Band geht sich bestimmt auch mal auf selbigen – wie schafft ihr es dann auch mal, euch in „Ruhe“ zu lassen?
Ingo: Also, ich glaube, um mal bei dem „auf den Sack“ gehen zu bleiben, dann ist unser Sack recht klein. Wir gehen uns einfach nicht auf den Sack! Es ist wirklich ganz komisch das zu sagen – oder ein absoluter Glücksfall – aber dieses Line-Up was wir jetzt haben, das gibt es seit 20 oder 21 Jahren in dieser Form und auch da sind wir eher wie ein altes Ehepaar… jeder weiß halt um die kleinen „Wehwehchen“ die der Andere irgendwie hat und jeder weiß, wann dann auch einfach mal gut ist… und wann jemand mal so ein bisschen Zeit für sich braucht. Was das angeht sind wir eine ziemliche Hippie-Kommune und so gar nicht irgendwelche Bollo-Heinis, die sich die ganze Zeit nur auf die Füße treten oder sich irgendwie piesacken… das ist eigentlich genau das Gegenteil bei uns!
Jan-Dirk: Wir haben glücklicherweise nicht so ein Riesen-Ego in der Band… also wir sind ein Team, total! Das sind wir auch schon immer gewesen! Ich glaube es ist auch deshalb so – so doof das klingt – das es erst eine Freundschaft war und dann ist eine Band daraus geworden. Das ist glaube ich etwas anderes, als wenn du dir Musiker zusammen suchst… diese sogenannten Casting-Bands… die dann gar nicht charakterlich miteinander klar kommen. Wir passen einfach gut zusammen, wir nehmen uns alle sehr ernst, obwohl wir die ganze Sache nicht zu ernst nehmen – so ein bisschen Schwarzer Humor der hilft immer ganz gut!
Ingo: Schwarzer Humor und grüne Flaschen!
Grüne Flaschen… besser ist das, bloß nicht braune! Die Grünen tun auch nicht so weh… okay, ein gepflegtes Astra muss dann auch zwischendurch mal sein. (allgemeines Gelächter!)

Dann habt ihr ja dadurch das ihr oft auf Tour seid ja bestimmt auch die eine oder andere Band die ihr häufiger seht. Was sind eure persönlichen Lieblingsbands mit denen ihr euch gerne immer wieder mal trefft, wo ihr sagt „geil, die spielen da… wir auch!“ Oder schafft man das gar nicht bei dem Stress der einen so umgibt?
Guido: Doch!
Ingo: Eigentlich kommen wir mit allen gut zurecht!
Guido: Gestern zum Beispiel… die Sporties sind immer super – das sind super Jungs! Itchy Poopzkid sind super!
Jan-Dirk: Itchy!
Guido: Jau, Itchy… stimmt ja!
Ingo: Ach weißt du, es gibt in der Tat wirklich so viele Bands – auch da sind wir ehrlich irgendwie immer vom Glück geküsst gewesen, dass wir kaum Arschlöcher kennengelernt haben. Die Toten Hosen zum Beispiel sind die geilsten Typen – ohne Scheiß! Das ist so eine Band, wo ich so dermaßen meine Hand drüber halte… wo ich ganz oft auch höre „die Hosen, scheiß Rockstars… das hat mit Punk doch nix zu tun!“ Ey, die haben einen Arbeits-Ethos, da können sich tausende Newcomer-Bands so viele fette Scheiben von abschneiden! Die sind sich für nichts zu schade, machen diese Magical-Mystery-Tours… gehen alles mit einem Kampfgeist an, als hätten sie gerade ihre erste Platte rausgebracht. Das ist so cool… und wie unglaublich du behandelt und hofiert wirst als Support, das ist der absolute Wahnsinn!
Ich war früher auch richtiger Hosen-Fan, dann habe ich zwanzig Jahre lang gesagt „“, aber das neue Album muss ich sagen, dass ist echt nicht schlecht…
Ingo: Das ist echt gut geworden!
Dann noch die Speaking English Vol. II hinterher geschoben…
Jan-Dirk: Genau! Ja und ich meine auch live sind die Jungs der Hammer! Sie spielen sich immer noch drei Stunden den Arsch ab… also, das finde ich wirklich bemerkenswert! Ich kenne keine andere Band die das so durchzieht.
Ingo: Rise Against sind super Typen – ach ja, Billy Talent sind auch super Typen… Green Day haben uns super behandelt damals auf der Tour…
Ich war gestern von den Broilers ziemlich begeistert!
Ingo: Ja… die Jungs und Mädels sind auch tierisch und absolute Lieblingsmenschen!

Ich habe bestimmt noch tausend Fragen vergessen, aber grundsätzlich bin ich hier durch – außer einer letzten abschließenden Frage:
Was würdet ihr euch wünschen, was später mal die nächste Generation sagt, wenn sie eine DonotsPlatte auflegt – dann wenn ihr vielleicht schon lange gemütlich im Ruhestand auf Malle oder sonst wo liegt, Coktails trinkt… was soll hängen bleiben, was sollen die Leute über euch denken?
Ingo: Ähhm, also ich würde mich freuen, wenn ein paar Songs dabei sind, wo die Leute einfach eine sehr gute Zeit mit verbinden, so wie man selbst seine Lieblingslieder hat… und wenn man die anmacht, ist man auf einmal wieder in dem Urlaub wo man den Song gehört hat, oder so – wenn unsere Songs das für Leute machen dürfen ist das ganz toll!
Wenn Leute – selbst wenn sie uns musikalisch nicht mögen – die aber trotzdem goutieren können, dass wir uns sehr viel Mühe gegeben haben und sehr viel Herzblut reingesteckt haben… wenn man das halt irgendwie mitkriegt, fände ich das toll!
Wenn Leute goutieren würden, dass wir genau dieses Quäntchen mehr machen und einfach sehr viele Sachen aus eigenem Antrieb auf unserem eigenen Label anschieben – oder halt irgendwie auch soziale oder politische Kampagnen unterstützt haben, dass wäre toll… und ansonsten fände ich es einfach super, wenn irgendwo aufgelistet wäre, wie viele Hektoliter Bier wir während unser Band-Karriere getrunken haben… (Gelächter!)
Jan-Dirk: … und Leute davor stehen und den Kopf schütteln!
Ingo: … oder die Leute, während sie unsere Musik gehört haben!
Ich als alter Brauer weiß was ihr meint!
Ingo: Ja, super… bidde!
Aber leider nur in braunen Flaschen… deshalb musste ich auch den Beruf wechseln und an die Küste auswandern… (Lachen!)
Ingo: Wenn es gratis ist, dann gibt es erst einmal kein schlechtes Bier!
… und wenn es kühl ist, dann geht alles! Da schmeckt selbst Oettinger… und (also kleine Brücke zur 2000er ALDI-Tüte) Karlsquell!
Ingo: Bidde!
Guido: Bidde!
Jan-Dirk: Bidde!

Ja, vielen Dank… mit diesen wunderbaren Worten möchte ich mich verabschieden und freue mich jetzt schon auf den Gig später! (Der übrigens wieder einmal der absolute Hammer war!)

 

P.S.: Wie sagte Sebi von Massendefekt damals beim 2016er Interview so schön: „Bei den DONOTS kann ich wirklich sagen, das ist die freundlichste Band die ich kenne… so ekelhaft freundlich, sowas habe ich noch nie erlebt!“ Und was soll ich sagen, genau so ist es… macht weiter so!

Jens
Handwritten Mag

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