Benedicte Maurseth – Hárr (Hubro, 25.02.2022)

„Hárr“ ist das offiziell zehnte Album der 1983 geborenen norwegischen Komponistin, Sängerin und Instrumentalistin Benedicte Maurseth. Sie bewegt sich mit ihrer Musik im Umfeld des (nordischen) Folk und der Barrockmusik und neben ihrer Stimme setzt sie vor allem das altertümliche Saiteninstrument Hardangerfiedel.

„Hárr“ ist ein instrumentales Album geworden für dessen neun Stücke sie sich einige Prominenz aus der nordischen Folkszene geladen hat. Unter anderem musiziert Stein Urnheim auf dem Album mit.

Die Kompositionen sind allesamt sehr verträumt, ruhig und wunderschön mit melancholischen Unterton. Erzeugt werden diese Klänge mit der schon benannten Hardangerfiedel und schwebenden elektronischen Klängen, ebenso wie einem wunderbaren Vibraphon, Blas- und vielen anderen Instrumenten.

Die Musik tiefergehend zu beschreiben ist schwierig, es ist perlende akustische Anmut und Schönheit. Aber es schleichen sich auch perfekt eingesetzte kurze Contemporary-Momente ein.

Im zweiten Stück gibt es ein beschwingtes Vibraphon für das Hauptmotiv, getrieben von sanfter Perkussion und elektronischen Sounds, über das sich dann das sehnsuchtsvolle Hauptinstrument legt. Das Ganze ist fast zärtlich arrangiert und gespielt. Der fröhliche Grundton hat auch melancholische Seiten, die beschwingte Rhythmik verwebt sich nach und nach zu einem Gesamtsound und so entwickelt sich das Stück zu einem beschwingten Traum voller Schönheit.

Dieser Sound bestimmt das ganze Album. Postrockige/jazzige Arrangements, schwebender Sound und sehnsuchtsvolle Klänge treffen auf wunderbare Melodien, Lebens- und Spielfreude und entwickeln so ein Album das natürlich ganz klar (Nordischer) Folk ist, aber so gar nicht, wie man ihn kennt. Es ist auch ein klassischer Bezug in diesen Songs, die Musik entwickelt einen so malerischen Stil, dass sie mindestens für Tagträume, vielleicht auch für richtige Filmmusik geeignet ist. Mit wenigen Mitteln, bzw. dezent eingesetzten Mitteln erreichen die Musiker einen raumfüllenden Klang ohne laut, überladen oder bombastisch zu sein.

Der einzige Vorwurf, der mir für dieses wunderschöne und entspannte, irgendwie verträumt folkige und doch so gar nicht nervige, folkige Album einfällt ist, dass es mit knapp 40 Minuten zu kurz ist.

Ist es Post Rock? Post Folk? Post Klassik? Keine Ahnung, es ist einfach nur wunderschöne Musik, perfekt arrangiert und ebenso aufgenommen und gemastert.

Ein kleines Traumalbum zum Relaxen und Genießen, irgendwo zwischen Folk, Klassik und elektronischer Musik.

 

  1. Augnast
  2. Heilo
  3. Reinsdyrbjoller
  4. Kollasj I
  5. Eidfyrder
  6. HáRR
  7. Hreinn
  8. Kollasj Ii
  9. Sno Over Sysendalen

 

https://www.maurseth.net/
https://de.wikipedia.org/wiki/Benedicte_Maurseth
https://maurseth.bandcamp.com/

4.4