Sprechen wir doch heute einfach Mal über die “Erotik des Zerfalls”!
Ich meine ab einem gewissen Alter schreitet der Zerfall ja nunmal in großen Schritten voran. Was daran allerdings erotisch sein soll, vielleicht wissen es ja die Punks von Sinnfrei – schließlich haben sie unlängst ihr erstes Album mit selbigem Namen veröffentlicht.
Aber bevor es direkt mit Selbstzweifeln los geht, nicht den Sand in den Kopf stecken, der “Stock im Arsch” muss raus… und dann mit gehobenem Haupt ab nach Vorne. Die dazugehörige Portion Spaß und Energie wird bei der Nummer dank dem Ska-Gebläse gleich mitgeliefert und lässt mich schon nach diesem Song den Zettel zücken – und Sinnfrei auf meine “die muss ich dringend auch Mal live sehen” Bucket List schreiben.
Und schon habe ich die ersten beiden Fragen, nämlich warum ich erstens bisher noch nichts von den Düsseldorfern gehört hatte – und warum es die sechs erst nach geschlagenen sieben Jahren gemeinsamen musikalischen Aktivitäten geschafft haben, einen Longplayer raus zu hauen.
Okay, nimmt man sich die Textzeile “Alleine ist man weniger zu Zweit!” aus dem zweiten Song “Forever Alone” zu Herzen, dann könnte das eine Erklärung sein. Auch wenn es hier eher um die Vorzüge eines Singlelebens geht, ich meine wer lieber alleine in sich ruht, der kann seinen geballte Kreativität vielleicht auch auf anderer Ebene nicht immer so heraus kloppen?! Ach was weiß ich schon… genug der Mutmaßungen – mehr dazu können mir die Jungs von Sinnfrei bestimmt bei dem einen oder anderen Bierchen erklären 😉
Dann mal direkt weiter mit dem Titel-Song, hier wird der gute alte Rock groß geschrieben und die „Erotik Des Zerfalls“ ist quasi der Abgesang auf den ganzen Driss um uns herum – man muss halt “nur so feste feiern wie man fällt“, dann wird ein Schuh draus… und immer dran denken, der letzte macht das Licht aus! Und sollte einen “Tinder” einmal wieder zum Verzweifeln bringen, erstmal runter fahren, entspannen – ich sage mal so, “Komm Mal Klar“!
Nach dem “College-Song“ läuten Sinnfrei den zweiten Teil ihres Albums ein, nicht jedoch ohne vorher noch schnell in der guten alten Zeit zu schwelgen – früher halt, als bekanntlich ja “noch alles besser” war.
Heute zeigt sich der allgemeine Zerfall ja schon alleine durch die ganze “Sozialinkontinenz“, welche die Schwurbel-Heinis und Verschwörungs-Fanatiker so von sich geben. Diesen gequirlten geistigen Dünnschiss muss man auch erstmal verkraften, aber “Manchmal” wäre es schon “Besser“, wenn man vor diesen geistigen Luftpumpen verschont bleiben würde, oder?! Die beiden letzgenannten Nummern sind vor allen Dingen für die Freunde des gepflegten Ska-Punk ein Gaumenschmaus… daher geht bei mir auch direkt die Partylichter an.
Schon einmal Opfer von dem sogenannten “Ghosting” geworden (vollständigen Kontakt- und Kommunikationsabbruch ohne Ankündigung – besonders in Beziehungen)? Dann sollten euch Zeilen wie bei „Ansatzlos Gestrichen“ nicht fremd sein – aber was will man machen, es geht halt immer auch “Um den freien Willen“, auch wenn selbiger nicht immer allen gefallen kann.
Die Sache rund macht dann die Abschluss-Nummer „Nicht Gut Für Mich“, die sich mit den Lastern des Lebens beschäftigt… welche zu bekämpfen aber in den meisten Fällen quasi nicht von Erfolg gekrönt sind – ich meine, der Sprung von der Klippe soll doch bitte immerhin Spaß machen… auch wenn er dadurch vielleicht schneller kommt als man möchte, oder?!
Ich will es mal ganz einfach und schonungslos sagen, das Album ist alles andere als Sinnfrei und ich habe den Düsseldorfern gerne bei ihrem Zerfall zugehört – Freunde des gepflegten Ska-Punks ala Sondaschule oder Rantanplan werden hier garantiert auf ihre Kosten kommen!
Titel:
1. Stock-im-Arsch-Typ
2. Forever Alone
3. Erotik des Zerfalls
4. Tinder
5. Komm Mal klar
6. College-Song
7. Sozialinkontinenz (feat. Daniel Robust)
8. Manchmal
9. Besser
10. Ansatzlos gestrichen
11. Um den freien Willen
12. Nicht gut für Mich
Foto: Quinten Quist
“Erotik Des Zerfalls” Release Tour
26.05.2022 Pößneck – PAF
28.05.2022 Berlin – Haus der Jugend-Bunte Kuh
03.06.2022 Schwerte – Rattenloch
11.06.2022 Hamburg – Stellwerk
16.06.2022 Bad Kreuznach – Musikkeller Dudelsack