Charly Hübner – Sophia, der Tod & Ich [Filmrezension] (31.08.2023)

Stellt euch vor der Tod möchte euch abholen, wird aber leider dabei abgelenkt und hat nun diverse Schwierigkeiten euch dennoch über die Klippe springen zu lassen.

Klingt amüsant? Ja genau, das ist es auch bzw. soll es das sein!

Was hier nach jeder Menge Phantasie und geiler Story klingt, hat ganze sieben Jahre gedauert, bis es vom Roman zu einer Verfilmung gelangt hat. Damals hatte sich der liebenswürdige Thees Uhlmann nämlich dazu entschlossen, unter dem Titel “Sophia, der Tod & Ich” einen Roman zu schreiben, der wochenlang die Bestseller-Listen angeführt hatte. Landauf, landab wurde das Buch gefeiert und alle fragten sich, ob und wann man hier denn nun endlich mit einer Verfilmung rechnen durfte.

Jahre zogen ins Land und da musste quasi erst Charly Hübner als Regisseur in den Ring steigen, bevor man sich daran machte, “Sophia, der Tod & Ich” in bewegte Bilder zu verwandeln. Wenn dann auch noch so namenhafte Schauspieler:innen wie Anna Maria Mühe (Sophia), Johanna Gastdorf (Mutter), Marc Hosemann (Morten de Sarg), Dimitrij Schaad (Reiner) – um hier nur einige zu nennen – auf der Besetzungscouch Platz nehmen, dann kann die ganze Sache ja eigentlich nur gelingen.

Ach ja, wen ich auf keinen Fall unerwähnt lassen möchte ist neben dem zweiten Tod (Carlo Ljubek), dem allmächtigen G. (Josef Ostendorf) und dem Erzengel Michaela (Lina Beckmann), natürlich die für mich beste Nebenrolle des Films, nämlich niemand geringerer als Rocko Schamoni und natürlich Charly Hübner himself, der es sich nicht nehmen lässt in einer kleinen, aber witzigen und nicht unerheblichen Rolle (die inhaltlich mit seiner Herkunft zu tun hat – also dann, viel Spaß beim recherchieren 😉 ) auch vor der Kamera aufzutauchen.

Für alle, die bisher noch nie etwas von “Sophia, der Tod & Ich” gehört haben, würde ich gerne einen kurzen Überblick des Story-Inhalts wieder geben, ohne dass ich zu viel spoiler. Da ich damals in Bremen die Gelegenheit hatte der Lesung des Romans beizuwohnen, von welcher ich berichtet hatte, würde ich meine damalige Zusammenfassung (da sie meiner Meinung nach sehr gut gealtert ist) hier gerne schnell zum besten geben…

Der Tod besucht den „Protagonisten“ Reiner um ihn mit sich zu nehmen – Sophia, die Ex taucht auf und muss nun mit zu seiner Mutter – die Reise beginnt zu Dritt – der Zug wird verpasst – Besäufnis – Reise geht los – Mutter ist überrascht und muss mit zum Sohn des Protagonisten, da er diesen noch einmal sehen möchte bevor er mit dem Tod verschwindet – lange Fahrt – Hotel – die Reise geht weiter – dort dann der große Showdown – ENDE!

Ja, zugegebenermaßen ist das ganze ein wenig sehr zusammen gerafft, aber ihr sollt ja schließlich selber noch zum Roman greifen bzw. euch Tickets für den Kinofilm holen, der am 29.08.23 in Berlin Premiere feiert und dann ab dem 31.08.23 deutschlandweit zu sehen sein wird. Wer möchte kann sich hier gerne noch schnell den Trailer gönnen:

Und jetzt zum Kern der Angelegenheit hier, nämlich der Frage ob sich das Machwerk erstens grundsätzlich lohnt und ob Charly Hübner es zweitens hinbekommen hat, die Story so buchgetreu wie möglich auf die Leinwand zu übertragen.

Alleine schon die Anfangssequenz, wo der Tod (oder besser die vielen Tode) sich die Bücher der zum Ableben verdammten Menschen an einer imaginären Imbiss-Bude abholen müssen, um sich dann auf den Weg ins Diesseits zu machen ist sehr gut umgesetzt. Besondere Beachtung findet hier natürlich schon der feine Herr Tod, der sich auf den Weg zu Reiner machen soll – der Charakter ist wunderbar getroffen und ich ziehe den Hut vor der schauspielerischen Leistung vor dem Morten de Sarg-Darsteller Marc Hosemann! Tiefenentspannt, leicht überfordert und extrem gelassen beginnt er seine Reise, die beinahe im absolutem Chaos endet und einen weiteren Tod auf den Plan ruft, der ihm jeglichen Kompetenzen abspricht, es jedoch über den gesamten Trip hinweng selber nicht besser hinbekommt. Der Kampf beider Giganten zur Mitte des Films ist die einzige Szene, die mir zu kitschig rüber kommt und vielleicht ein wenig realistischer (ja ich weiß, in diesem Zusammenhang von Realismus zu sprechen ist schon schräg!) hätte werden dürfen.

Der Radtrip an sich versprüht aber extrem viel Witz und schwarzen Humor. Man verfolgt die Flucht vor dem “bösen” Tod mit Spannung und schlägt sich schnell auf die Seite des “guten” Tods – eigentlich schizophren, wenn man darüber nachdenkt, dass selbiger ja spätestens am Ende des Films den ein wenig lebensfrustrierten und durchaus verpeilten Reiner mit sich nehmen wird.

Die Story an sich ist super wiedergegeben und in keiner Sekunde langweilig – Charly Hübner ist hier ein sehr gutes Regie-Debüt (ja ich weiß, zuvor hatte er schon den “Monchi” Dokumentarfilm “Wildes Herz” gedreht – aber halt noch keinen richtigen Spielfilm) gelungen und ich denke, dass der liebe Thees bestimmt ein klein bisschen stolz auf die Umsetzung ist. Übrigens, schauspielerisch hält sich der gute Herr Uhlmann in “Sophia, der Tod & Ich” zwar zurück, musikalisch hat er es sich aber nicht nehmen lassen, mit “Egal was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht” eine schicke Nummer beizusteuern, welchen mittlerweile schon als Single veröffentlicht wurde.

Ob der Film genauso gut ankommen und die Kino-Chart wochenlang ebenso anführen wird, wie der Roman damals die Bestseller-Listen, dass weiß ich natürlich nicht.

Ich persönlich würde auf jeden Fall allen, die das Buch auch nur ansatzweise gut fanden raten, sich auf den Weg in die Lichtspielhäuser der Nation zu machen und sich ein wenig mit dem Tod zu beschäftigen.

Eine Botschaft wird mir übrigens noch länger im Gedächtnis bleiben, nämlich dass man sich häufiger mal die Zeit nehmen und sich mehr mit seinen Liebsten beschäftigen sollte – manchmal steht der Tod nämlich unverhoffter vor der Tür, als wir es uns wünschen würden!

Infos zum Film auf WIKIPEDIA

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