Wrekmeister Harmonies

Wrekmeister Harmonies – Light Falls (Thrill Jockey / Rough Trade, 16.09.2016)

Von experimenteller Musik darf man ja halten was man will und es gibt definitiv die eine oder andere Combo, die sich in dem Genre gut auskennt!

Das was JR Robinson, welcher quasi der Chef des Musikkollektivs Wrekmeister Harmonies ist, auf seinem neuen und damit fünften Werk „Light Falls“ präsentiert, ist auf jeden Fall sehr harte Kost… wenn ich das mal nach dem einen oder anderen Durchlauf so locker aus der Hüfte heraus sagen darf!?

Nachdem ich mich durch die sieben Songs gewunden habe, immer mit dem Gefühl als würde jemand gleichzeitig eine Lobotomie an mir durchführen, stehe ich verwirrt und ebenso fragend da… gleichzeitig spüre ich ein inniges Verlangen zeitnah meinen Therapeuten anrufen zu wollen, oder meinen Doc wegen der Unwirksamkeit meiner Tabletten zu verklagen!

Nee, jetzt Ernst beiseite… die Wrekmeister Harmonies erwischen mich scheinbar komplett auf dem falschen Fuß, wohl eher Bein, naja vielmehr Unterkörper!

Solch eine tiefe, getragene und düstere Darbietung habe ich schon lange nicht mehr erleben können… “dürfen“ oder „müssen“ wären hier die beiden falschen Begrifflichkeiten!

Mag es daran liegen, dass Robinson sich vor der Produktion mit dem Buch Primo Levis („If This Is A Man“) beschäftigt hatte, in welchem es um die Erfahrungen des italienisch-jüdischen Schriftstellers während seiner Ausschwitz Gefangenschaft geht.

Ausschweifende Instrumentalteppiche werden von derben, ziemlich übersteuerten Basssound übertönt… auch wenn meine Lieblingsfarbe Schwarz ist, das Dunkelschwarz was hier vermittelt wird erdrückt mich förmlich!

Spätestens nach „Where Have You Been My Lovely Son?” habe ich das Verlangen mir sofort etwas anzutun und wenn mich JR Robinsons nach zwei Minuten nicht mit seinem Sprechgesang aus meiner Trance geholt hätte, wer weiß ob ich nicht komplett abgedreht wäre… Wahnsinn, im wahrsten Sinne des Wortes!

Aber um nicht alles zu zerreißen kann ich zumindest der mindestens genauso zerstörerischen Nummer „Some Were Saved Some Drowned“ und dem Rausschmeißer “My Lovely Son Reprise” etwas abgewinnen… das ist doch schon mal etwas, oder?!

Auf jeden Fall hat er gemeinsam mit einigen Gastmusikern, wie Sophie Trudeau (Piano, Violine, Gesang), Ryley Walker, Cooper Crain, Thierry Amar (Bass, Kontrabass) oder auch Esther Shaw (Keyboard, Piano, Violine, Gesang) ein psychodelisches Klangwerk entwickelt, welches zerstörerischer kaum hätte ausfallen können…

… „Light Falls“ ist der passende Soundtrack zur aktuellen Endzeitstimmung!

Für mich ist das nichts, sagt mein Therapeut… und deshalb bin ich hier raus!

 

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Titel:
1. Light Falls I – The Mantra
2. Light Falls II – The Light Burns Us All
3. Light Falls III – Light Sick
4. The Gahtering
5. Where Have You Been My Lovely Son?
6. Some Were Saved Some Drowned
7. My Lovely Son Reprise

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