Tool

Tool – Lateralus (Zoo Entertainment 15.05.2001)

Es ist wieder Zeit für mich einen Beitrag zu unserer Kolumne „Handwritten Classics“ abzuliefern. Ich mag diese Kolumne sehr, es macht einfach Spaß eine Lobhudelei über Musik zu schreiben, welche in den meisten Fällen den Test der Zeit schon lange bestanden hat. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine echte Herausforderung ein Album zu finden, besonders wenn der eigene Fundus an guter Musik so reichhaltig gefüllt ist.

Ich war mir sicher ein Album von Tool sollte es sein. Somit war die Entscheidung für die Band getroffen, aber welches Album nehmen. Eher die sperrigen aber genialen Alben „Untertow“ oder „Ænima“ oder die etwas zugänglicheren „Lateralus“ und „10.000 Days“?

Meine Entscheidung ist auf das 2001er Album „Lateralus“ gefallen. Warum, das versuche ich nun mal in Worte zu fassen.

Die Faszination für „Lateralus“ beginnt bereits mit dem Coverartwork. Ein normales und gut gestaltetes Papierbooklet wäre für dieses Album wahrscheinlich nicht das Richtige gewesen. Das Booklet besteht aus halbtransparenten Folien und baut Schicht für Schicht das Innere einen Menschen auf, ganz ähnlich wie sich die Songs aufbauen. Das Album ist mit diesem aufwendigen Cover heute leider nicht mehr erhältlich.

Nachdem sich Tool mit ihrer alten Plattenfirma überworfen hatten, war die Band durch einen Rechtsstreit für etwas mehr als vier Jahre auf Eis gelegt. In der Zwischenzeit beschäftigte Sänger Maynard James Keenan sich mit dem Nebenprojekt A Perfect Circle. Vergleicht man das A Perfect Circle Debüt Album „Mer De Noms“ (auch ein Kandidat für diese Rubrik) mit „Lateralus“, dann merkt man schnell wie der Sänger die Einflüsse von A Perfect Circle in Tools neues Album „Lateralus“ einfließen lässt.

„Lateralus“ ist immer noch progressiver Rock / Metal, allerdings agiert die Band viel songdienlicher. Die Arrangements sind noch immer sehr komplex, allerdings werden vermehrt großartige Melodien in die Songs eingearbeitet. Was nicht heißt, dass das Album leicht zugänglich ist. Die Rhythmusarbeit ist kompliziert, Bass und Schlagzeug scheinen manchmal nicht miteinander sondern entgegengesetzt zu spielen. Trotzdem ist das Album eingängiger als all das, was zuvor im Soundkosmos von Tool veröffentlicht worden ist.

„The Grudge“ macht den Anfang und nimmt die Zuhörer mit auf die Klangachterbahn. Der Gesang ist zerbrechlich und die Musik auch, allerdings nur am Anfang des Songs. Nach drei Minuten geht die Reise richtig los. Die Gitarren explodieren, Keenans Gesang gewinnt an Schärfe. Rhythmus und Tempo wechseln oft. Trotz aller Ecken und Kanten sitzt das Lied nach zwei Durchläufen tief im Gehirn und verweilt dort.

Die Songs werden immer wieder von kurzen Zwischenspielen unterbrochen. Oft steigern diese die Spannung auf die nächste Großtat, welche dann auch schnell folgt. Der hypnotische Auftakt von „The Patient“ ist grandios. Eine einfache Basslinie, umspielt von allerlei Effekten, nicht wirklich greifbar, aber genial und packend. Auch hier bleibt der Song zu Beginn sehr ruhig, und auch hier explodiert die Band irgendwann um dann wieder mit der Dynamik von laut und leise zu spielen.

„Schism“ ist die erste Singleauskopplung von „Lateralus“. Der Song ist ein zähflüssiges Monster. Laute und leise Songteile wechseln sich beständig ab und der Song hat alles, was eine Singleauskopplung eigentlich nicht haben soll. Unzugänglich, teilweise brutal, teilweise zerbrechlich.

Meine beiden Highlights von „Lateralus“ sind „Parabola“. Der Titelsong ist ein über neunminütiges Songmonster welches die Stimmungen oft wechselt und insbesondere in den letzten 2 Minuten ein paar genial fiese Momente hat. „Parabola“ mag wohl der härteste Song des Albums sein. Hier spielen Tool klare Strukturen und die Band zeigt ihre sehr eingängige Seite.

„Lateralus“ hingegen klingt wie Post Rock mit Gesang und deutlichen Grunge Einflüssen und es ist immer wieder Maynard James Keenans Gesang welcher das Gehör des Zuhörers packt und nicht mehr los lässt.

Auf „Lateralus“ folgte das Album „10.000 Days“, welches ein kommerzieller Erfolg geworden ist. Ich denke der Erfolg von „10.000 Days“ baut sehr auf dem musikalischen Fundament von „Lateralus“ auf, denn weiterentwickelt hatte sich die Band auf dem 2006er Album kaum, jedoch ihre Musik noch weiter perfektioniert!

The Grudge
Eon Blue Apocalypse
The Patient
Mantra
Schism
Parabol
Parabola
Ticks & Leeches
Lateralus
Disposition
Reflection
Triad
Faaip De Oiad

https://www.toolband.com/