Therapy? – Troublegum (Mercury/Universal, 07.02.1994)

Ich war 14, wohnte auf dem Dorf und war durch diverse Einflüsse total angefixt was Metal, Rock und Punk angeht. Von Green Day bis Running Wild war alles dabei. Dann saß ich irgendwann bei einem Kumpel im Wohnzimmer und im Musikfernsehen (was damals noch coole Momente hatte) lief plötzlich das Video zu “Nowhere” von Therapy?. Einer Band, die mir bis dahin überhaupt nichts sagte. Und ich war sofort Feuer und Flamme.

Ich wollte also mehr hören. Und was ich dann mit “Screamager” und “Die Laughing” vom großen Bruder meines Kumpels zu hören bekam, war für mich eine perfekte Schnittmenge. Und zwar aus Metal, Rock und Punk. Die Melodien, der Arschtritt und die Stimme von Andy Cairns als perfekter Leim zwischen dem Ganzen. “Isolation”, “Stop it youre Killing me”… man könnte die gesamte Tracklist als Hit aufzählen und so haben Therapy? hier für mich ihr “Nevermind” geschrieben. Großes Kino!

Im Grunde war “Troublegum” für mich die Eintrittskarte zu einer Band, die mich jetzt mittlerweile 20 Jahre begleitet, die ich immer wieder aus der Plattenkiste krame und über die betrunken an den Tresen dieser Welt schon soviel diskutiert wurde. Es gibt nur wenige Bands, auf die sich die langhaarige Kopfschüttelfraktion mit den Punkrocknietengürteln einigen kann und Therapy? ist eine davon.

Ich sehe uns noch 1995, als “Infernal Love” draußen war, mit unseren merkwürdigen Klamotten auf dem Sofa des örtlichen Jugendraumes sitzen und Arm in Arm und theatralisch wie eine ein Best Of von Mitten im Leben “Diane” singen. Keinen Plan worum es geht, aber wird schon passen. Genauso “Stories”. Ein Song zu dem ich die ersten guten und auch unangenehmen Erfahrungen auf Partys, mit Mädchen und zuviel Schnapps gemacht habe. Hat mich das geprägt? Haben Therapy? mich geprägt? Bestimmt. Wäre alles nicht so gelaufen wie es ist, würde ich heute vielleicht nicht hier sitzen und über Musik schreiben.

Da sich Songs wie “Screamager” und “Nowhere” noch in sämtlichen Partyplaylists bei mir befinden und die Jack Daniels Rocknacht 1999 oder 2000 in der Göttinger Outpost (Gott hab sie seelig!!) ein einschneidendes musikalisches Erlebnis für mich war und Therapy? daran beteiligt waren, gehört “Troublegum” auf jeden Fall auf einen Thron gehoben.

Und noch heute stehen diese Typen aus Nordirland auf der Bühne und füllen hier so ziemlich jeden Club auf ihren Touren. Dafür und für diese krassen Ohrwürmer, die sich trotz ihrer Eingängigkeit nicht in Melodie verlieren oder anbiedern, gibt es eine total maskuline und musikalische Umarmung. Danke!

therapy1

  1. Knives
  2. Screamager
  3. Hellbelly
  4. Stop It Youre Killing Me
  5. Nowhere
  6. Die Laughing
  7. Unbeliever
  8. Trigger Inside
  9. Lunacy Booth
  10. Isolation
  11. Turn
  12. Femtex
  13. Unrequited
  14. Brainsaw