The Seer feiern mit Verspätung ihr großes Jubiläum in Augsburg (Spectrum, 08.07.2022)

Eigentlich wollte die Augsburger Institution The Seer bereits vor zwei Jahren mit ihren Fans feiern: zum einen das 30-jährige Bandbestehen, zum anderen erblickte vor 25 Jahren das grandiose Debütalbum „Across The Border“ das Licht der Welt. Aufgrund des „großen C“ wurde 2020 daraus natürlich nichts. Es vergingen zwei weitere Jahre, bevor man wieder die Bühne entern konnte. Dann hat das Schicksal im Mai noch einmal zugeschlagen und die beiden Jubiläumskonzerte in Augsburg mussten noch einmal verschoben werden. Aber am 6. und 8. Juli 2022 enterte man die Bühne des Spectrums, um zwei umjubelte Jubiläumskonzerte zu geben. Ein symbolträchtiger Ort für die sympathische Truppe. Nicht zuletzt hatte man hier 1998 das Livealbum „Organic“ aufgenommen. Das sollte sich nun wiederholen – war zumindest dereinst angekündigt. Schau mer mal, ob am Ende was daraus wird…

Tolle Publikumsreaktionen hätte man an diesem Freitagabend auf jeden Fall jede Menge einfangen können. Nicht selten wurde euphorisch beklatscht, was auf der Bühne so abging, jedes Mitsingspielchen (von denen es wieder viele gab) mitgemacht und ein Männergrüppchen sang gar zwischen den Songs lauthals seine Wunschnummern schon mal laut heraus.

Der Heimspielbonus tat sicher das seinige dazu. Aber The Seer sind auch so eine sehr starke, nahbare Liveband, die mit ihren Songs einfach mitzureißen weiß. Dabei verließ man sich glücklicherweise nicht bloß (eigentlich dem Anlass entsprechend) auf altgediente Klassiker wie dem beschwingten „The One“ oder „I Need The Energy“, sondern dockte auch bei neueren Nummern wie „Sirens“, „The Evidence“ oder „The Black And The Blue“ an, die live noch etwas runder klangen.

Dem Debütalbum wurde im letzten Drittel des regulären Sets gehuldigt. Leider ging man da nicht besonders in die Tiefe und zog die üblichen Standards aus der Kiste, auch wenn man „The World Cries Love“ (hat über die Jahrzehnte leider nicht seine Aktualität eingebüßt) und „Wait For The Day“ etwas umarrangiert wurden – genauso wie der Dauerbrenner „Man In The Mirror“, den man dieses Mal sehr reduziert zum Besten gab. Aber wer kann am Ende schon Gassenhauern wie dem Singalong „Esmeralda’s Story“ oder der ersten Single „Take A Walk With Me“ widerstehen? Eben, dann doch niemand!

Und so war es kein Wunder, dass zahlreiche Zugaben gefordert wurden. Da durfte dann natürlich auch der geisterhafte „Ferryman“ auf die Bühne. Mit dem rockigen „Gone Forever“ rüttelte man den Laden vorher aber nochmal richtig durch. Seinen Abschluss fand das über zweistündige Konzert dann mit der hochemotionalen Ballade „The Killing Fields“. Und besser hätte der Abschied auch nicht klingen können.

Ein toller Konzertabend mit feinen, unkaputtbaren Songs, einer gute aufgelegten Band und einem ausgelassenen Publikum!

 

Setliste:
Meditating On Madness
Own World
I Need The Energy
November Rain
The One
Please
The Black And The Blue
Unsaid
Sirens
The Evidence
Man In The Mirror
The World Cries Love
Across The Border
Wait For The Day
Esmeralda’s Story
Take A Walk With Me

Gone Forever
Ferryman

Nothing Else
The Killing Fields