T.G. Copperfield – T.G. Copperfield (Timezone Records, 20.01.2017)

Punk, Indie, Metal – klar, das sind unserer Kernkompetenzen. Doch wir wagen auch immer mal wieder gerne einen Blick über den Tellerrand hinaus. Besonders, wenn es sich dabei um unabhängige Musiker handelt. Und Tilo George Copperfield ist so einer. Eigentlich Gitarrist der Regensburger Hardrocker 3 Dayz Whizkey. Aber er hat einiges Material angesammelt, das nicht ganz zu seiner Hauptband passte. Warum also nicht ein Soloalbum damit vollstopfen? Genau das hat er gemacht und sein selbst betiteltes Debüt Anfang des Jahres veröffentlicht.

Zwölf Songs in einer knappen Dreiviertelstunde sind es geworden. Ein Dutzend abwechslungsreiche Nummern, die ziemlich bunt klingen. Aber gerade so bunt, um ein schlüssiges Album zu ergeben. Produziert und eingetrommelt wurde es vom kultigen Voodoo-Bluesmagier Dr. Will. Ein Charakterkopf der besonderen Sorte, der dieser Platte sicher gut tat. Am Bass stand dessen Gefolgsmann Jürgen Reiter und für die warmen Orgelsounds ist der von der Spider Murphy Gang bekannte Ludwig Seuss verantwortlich. Für Gesang und Gitarre war natürlich Herr Copperfield höchstpersönlich zuständig.

Die Platte klingt herrlich rau, warm und auch „live“ – und durch und durch amerikanisch. Viel bluesiges Flair ist hier an der Tagesordnung. Ein wenig Country- und Rootsrock natürlich auch. Es dampft und staubt, wenn die Truppe loslegt. Der Groove ist stets lässig und mitreißend. Gleich das programmatische „Rolling Stone“ ist ein guter Fingerzeig in welche Richtung es geht. Es reiht sich eine coole Nummer an die andere. Mal knackig und treibend („3.30 Blues“), denn wieder gemütlich und schon mit fast poppigen Melodien („The Fire Went Out“). Wer möchte, kann Gesellen wie Tom Petty, J.J. Cale, John Fogerty oder auch Tom Waits heraus hören. Hier mal ein bisschen Tex-Mex-Feeling („Motorcycle Bandit“) oder ein bisschen der Magie, die sonst auch die Lieder von Dr. Will („City of Angels“) auszeichnet. Es gibt einiges zu entdecken, so dass die Dreiviertelstunde sicher nicht so schnell langweilig wird.

Ich muss sagen, ich bin ein bisschen überrascht und ich hatte wirklich Spaß mit diesem Soloalbum, das gar nicht wie ein ebensolches klingt, sondern wie ein echtes Bandalbum. Ein richtig cooles, scheuklappenfreies Rockding. Und: Jemand der auf dem Cover so posiert, muss wohl auch so klingen.

Fein gemacht – Teil 2 der „Solokarriere“ folgt in Kürze auf dem Fuße.

Trackliste:
1. Rolling Stone
2. Going Down Fighting
3. The Lowdown
4. 3.30 Blues
5. El Paso
6. Life In Hell
7. The Fire Went Out
8. Diabolo
9. Motorcyle Bandit
10. City of Angels
11. Spoonful of Blues
12. Headless Bill

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