Das belgische Trio Psychonaut hatte sich vor zwei Jahren mit einem richtigen Knaller in der Musikwelt eingeführt. Das Debütalbum „Unfold The God Man“ war echt stark. Ob sie das mit „Violate Consensus Reality“ fortsetzen können?
Schwer zu sagen, die Band macht es einem auch gar nicht so einfach. Denn das acht Titel starke Album ist ein gar garstiger Brocken, den es einmal zu schlucken gilt. Es scheint gar so, als hätten Psychonaut mit viel Wut im Bauch an den Songs gearbeitet. Und so handelt dieses Konzeptalbum auch von den vielen Ungerechtigkeiten und Problem der Welt. Allerdings begeht man nicht den Fehler alles schlechtzureden und erst recht nicht, sich einem möglichen „Erlöser“ zu wünschen. Die der Herren geben zu Protokoll: „Wir distanzieren uns von einem System, das auf der Vorstellung beruht, dass die Menschheit grundsätzlich schlecht ist und Schutz vor sich selbst in Form einer Hierarchie braucht.“
Los geht es mit schwer stampfend, düster und verdammt aggressiv. Dabei trifft der Titel des Stücks „A Storm Approaching“ den Nagel auf den Kopf. Hier überfallen einen fast schon dissonant klingen Gitarrenriffs und einem heavy Rhythmus sowie auf wild eingeworfenen, garstigen Gesang. Dabei ist die Nummer überraschend geradlinig und versteigt sich noch nicht in sich windende Postmetal-Abgründe, wie sie bei der Konkurrenz oft findet. Psychonaut kann man durchaus eine Verwandtschaft zu ihren Landsleuten Amenra nachsagen (deren Frontmann ist hier auf dem Titeltrack auch zu hören), doch Psychonaut halten ihre Stück relativ knackig.
Aber gerade die Ausnahmen sind am Ende doch die spannendsten Nummern. Gerade mit dem Titelstück „Violate Consensus Reality“ hat ein sehr feines Stück Musik geschaffen. Wo einen anfangs noch ruhige Klangflächen und die Stimme von Brutus-Sängerin Stefanie Mannaerts umhüllen und für feine Postrock-Stimmung sorgen, windet sich das Ganze über harsche Ausbrüche immer mehr, bis zum psychedelisch Dreh im letzten Drittel. Kurze Stücke wie das mit mathematischer Präzision vorgetragene „A Pacific’s Guide To Violence“ oder „All Your Gods Have Gone“ sind dagegen das relative Gegenteil, bringen sie ihre Wut doch recht ungefiltert und deutlich zum Ausdruck.
Es ist ein schwieriges Album zu ungemütlichen Themen und so passt die Musik wohl auch bestens zur Musik. Aber man muss sich darauf einlassen können. „For fans of Mastodon, Russian Circles, Gojira, The Ocean, Amenra” steht mal wieder auf dem Promozettel. Und jene sollten bei Psychonaut durchaus genauer reinhören!
Trackliste:
1. A Storm Approaching
2. All Your Gods Have Gone
3. Age Of Separation
4. Violate Consensus Reality
5. Hope
6. Interbeing
7. A Pacifist’s Guide To Violence
8. Towards The Edge