Lost In Kiev – Rupture (Pelagic Records, 21.10.2022)

Lost In Kiev setzen ihrer pandemiebedingten Trägheit ein neues (wieder mal gelungenes) Album entgegen. Bei (überwiegend) instrumentalem Postrock ist es natürlich nicht einfach die Musik in ein übergeordnetes Thema zu klammern. Aber die vier Pariser Musiker haben es trotzdem getan und ihre Gefühle über die drastischen Umweltveränderungen, die mittlerweile auf der ganzen Welt wahrgenommen werden können, in Töne zu gießen. Dieses Mal hat man das sogar live im Studio getan und nicht alles am Ende erst zusammengefügt. Ob das vielleicht einer der Gründe ist, dass „Rupture“ so angenehm flüssig und natürlich klingt?

Lost In Kiev verstehen es auf jeden Fall auf beste Art und Weise flächige Gitarren- und Synthesizer-Sounds sowie packende Rhythmen zu spannend fließenden Kompositionen zu vereinen. Gleich die Eröffnung „We Are“ ist ein solches Exemplar mit angenehmer Dynamik, verpackt in einen überraschend natürlichen Sound voller Atmosphäre, in den man sich fallen lassen kann.

Die klangliche Gewichtung wechselt dabei von Stück zu Stück. Während sich „Another End Is Possible“ zuerst ruhiger Melancholie hingibt und zum Ende hin recht knackig wird, poltert „Squaring The Circle“ mit viel Drive gleich ordentlich. „Digital Flesh“ verzahnt hell aufleuchtende (Klar-)Gitarren mit vollen Synthesizer-Flächen. Nicht ganz neu ist ein Element, welches in „Dichotomy“ auftaucht: zwischen kräftigen Gitarrenklängen machen sich befremdlich mit Vocoder verfremdete Stimmen breit.

Noch etwas weiter geht „Prison Of Mind“. Hier gibt es tatsächlich richtigen Gesang zu hören. The-Ocean-Sänger Loic Rossetti gibt sich ein Stelldichein und überzeugt mit seinem emotionalen Vortrag. Ein richtiger Farbtupfer, der anfangs etwas fremd auf dem Album wirken mag, aber dann noch gut funktioniert, da er das Spektrum der Band auch in dieser Form repräsentiert: Atmosphäre und Wucht.

Am Ende steht „Rupture“ so seinem auch schon tollen Vorgänger „Persona“ in nichts nach und ist eine dicke Empfehlung im Postrock-Genre!

 

Trackliste:
1. We Are
2. Prison of Mind
3. Squaring the Circle
4. Another End is Possible
5. But You Don’t Care
6. Solastalgia
7. Digital Flesh
8. Dichotomy
9. Rupture

 

4.3