Festivalbericht: Metalheadz Open Air 2018 (11. – 12.05.2018, Oberndorf am Lech)

So, genau zwei Wochen nach dem Keep It True XXI haben die Bavarian Metalheadz mal wieder ganz selbstbewusst die schwermetallische Freiluftsaison mit ihrem Metalheadz Open Air eröffnet. Und das bereits zum achten Mal. Man muss die Veranstaltung damit ohne Wenn und Aber als etabliert erachten. Das heißt aber natürlich nicht, dass man sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Nein, man merkt, dass die ehrenamtlichen Veranstalter immer noch für ihr gemütlich-familiäres Fest brennen und richtig Bock darauf haben ein Open Air von Fans für Fans zu organisieren. Das sieht man ganz deutlich, wenn zwischen den Headbangern die Vereinsvorstände ganz vorne mit dabei sind, ihre Haare in den ersten Reihen zu schütteln.

An der Organisation gibt es nichts zu bemängeln. Das neue Gelände hat sich ein weiteres Mal bewährt, Technik und Produktion sind einwandfrei und professionell, die Preise für Verpflegung angemessen bis günstig und ganz nebenbei hat man auch noch die freundlichste Security vor Ort, die man bekommen kann. Das Programm hat ein gutes Gleichgewicht an internationalen Szenegrößen, interessanten Newcomern und nicht so oft zu sehen Acts sowie Hoffnungsträgern und Geheimtipps der einheimischen Metaller-Gesellschaft zu bieten. Nachdem auch das Wetter mitspielte und sich von der besten Seite zeigte (Sonnenschein von der ersten bis zur letzten Sekunde!), gibt es erst recht nichts zu meckern. Erst der Abbau am Sonntag fiel sintflutartigen Regenfällen zum Opfer. Aber da werden sich die meisten wohl schon eine ganze Zeitlang auf dem Heimweg befunden haben, der für so manchen sogar ziemlich lang war. Der gute Ruf des Festivals reicht schließlich weit über Bayern und Baden-Württemberg hinaus. Man konnte schließlich nicht umsonst bereits im Sommer letzten Jahres das Ausverkauft-Schildchen raushängen.

 

Hier geht’s zu unserer Bildergalerie.

 

Freitag, 11. Mai 18

Den Liederreigen eröffneten zur besten Mittagszeit die schwäbischen Heavy-Metaller DEMONS DREAM, die pünktlich zum Wochenende ihr Debütalbum „Battle Cry“ im Eigenvertrieb veröffentlicht hatten. Keine schlechte Entscheidung und ein Zeichen, dass den Bavarian Metalheadz der heimische Nachwuchs besonders am Herzen liegt. Als Nächstes war eine Portion Speed aus dem Nachbarland dran. SPEED QUEEN hießt die quirlige Truppe, welche das noch etwas spärlich bevölkerte Gelände langsam in Wallung brachte. Die aus der Nachbarschaft (genauer gesagt aus Augsburg) stammenden DEADFREIGHT OF SOUL legten dann härtetechnisch eine ganze Schippe drauf. Derber Death Metal bis Deathcore war angesagt. Ein satter Schlag ins Gemächt und die brutalste Band des Wochenendes. Dagegen waren die hessischen Thrasher STAGEWAR, die für die kurzfristig ausgefallenen Abandoned antraten, schon fast beschaulich. „Killing Fast“ nennt sich die aktuelle Platte des Quartetts. Das steht dann auch synonym für das, was aus den Boxen schallte. Vielleicht nicht besonders markant, aber oldschool as fuck mit rockiger Kante und live durchaus unterhaltsam.

Septagon

Etwas anspruchsvoller wurde es im Anschluss bei SEPTAGON. Schön, dass man die Band des umtriebigen Gitarristen Markus „Ulle“ Ullrich mal zu sehen bekommt, da sie nicht allzu oft auftritt. Etwas verwinkelter, technischer Thrash und Speed Metal steht hier auf dem Programm und überzeugt auch in der Livesituation. Gerade der melodische Gesang von Markus Becker hebt die Band etwas von der Genre-Konkurrenz ab. Er genießt es anscheinend, auch mal auf der härteren Schiene zu fahren und sich nicht nur der Epik bei Atlantean Kodex hinzugeben. Allerdings machte ihm die stark auf die Bühne scheinende Sonne sichtlich zu schaffen und sein Schädel war nicht nur wegen der getanen Arbeit am Ende knallrot. Der Rest der Band ging in Sachen Stageacting etwas unauffällig seiner Sache nach, legte aber eine spielerisch astreine Performance aufs Parkett. Neben Songs des Debüts „Deadhead Syndicate“ gab man auch einen Vorgeschmack auf das später im Jahr erscheinende neue Werk. Das Niveau scheint gehalten zu werden. Am Ende verabschiedete man sich mit dem Heathen-Cover „Goblin’s Blade“. Eine gute Wahl – weil musikalisch doch irgendwie Verwandtschaft. Insgesamt: Coole Sache, wenn auch die Reihen im vorderen Bereich leider noch relativ licht waren.

Sacral Rage

So, wer sich jetzt um 18 Uhr etwas ausgelassene Partymucke wünschte, ging leider leer aus. Denn nach Septagon wurde es erst richtig abgepfiffen. Die Griechen SACRAL RAGE hatten sich angesagt. Statt Sirtaki oder Kampfeshymnen gibt es hier verdrehten Power bis Thrash Metal auf die Lauscher. Das hat schon regelrecht Hades- bis Watchtower-Niveau. Verwinkelte Prügelei mit zahlreichen Breaks, aber auch Dampfhammerflair mit einer gesunden Portion Irrsinn. Spielerisch wird hier schon ordentlich was geboten. Besonders Bassist Spyros fällt mit seinem Gummiball-Gebaren auf. Ansonsten steht doch Sänger Dimitris im Mittelpunkt des Geschehens. Er klingt schrill, er klingt wild und unterstützt das auch mit seinem Gesichtsausdruck und Gesten. Dass er zum ersten Song in Zwangsjacke auf die Bühne schreitet, passt durchaus ins Gesamtbild. Eine extrem tighte, musikalisch beeindruckende Vorstellung für den besonderen Geschmack.

Ambush

So, im Anschluss kam dann aber doch etwas, zu dem man hemmungslos die Sau rauslassen konnte. So richtig aus den Latschen haben mich die Schweden AMBUSH bisher nicht gehauen. Aber auf der Bühne ist die Band eine echte Granate. Schöner, simpler Traditionsstahl im Priest-/Accpet-Fahrwasser. Das geht ja bekanntlich immer. Und das sahen auch die Headbanger vor Ort so. Das Gelände hatte sich mittlerweile gut gefüllt und das Feierlevel war ordentlich. Die Band selbst schien bereits auch schon etwas angeschickert. Vor allem der oben ohne auftretende Sänger Oskar. Immer wieder gab er leicht nuschelnd das Mikro für Ansagen an Gitarrist Adam oder Schlagzeuger Linus weiter. Da jene anscheinend mehr als genug Selbstbewusstsein getankt hatten, hauten sie ordentlich was raus. Ansonsten gab die Band mächtig Gas. Die Posen der Saitenfraktion schienen für die ganz großen Bühnen gemacht und erinnerten nicht zu selten an eine gewisse Solinger Stahlschmiede. Da fügte sich der in ein Rob-Halford-Gedächtnisoutfit geworfene Aushilfsbassist bestens ein. Der etatmäßige Linus musste aus gesundheitlichen Gründen leider zu Hause bleiben. Gute Besserung von hier aus! Mit dem herzlich mitgegrölten „Natural Born Killers“ endete das erste Tageshighlight. Man dachte schon fast, in diese Richtung ging nicht mehr. Doch schauen wir mal…

Them

Die deutsch-amerikanische Truppe THEM hat zwar erst ein Album draußen. Aber es kommt gar nicht in die Tüte, Ulles zweite Band an diesem Tag früher auftreten zu lassen. Status hin oder her, diese Mucke und vor allem die Show braucht Atmosphäre. Und das geht hier erst mit der anrollenden Dämmerung. Schließlich bieten Them eine Art Horrortheater in bester Tradition von King Diamond. Der König scheint hier auch in jeder Sekunde durch. Musikalisch, gesanglich und eben im Auftreten. Trotzdem wäre es schade die Band als reines King-Diamond-Methadon abzukanzeln. Sänger Troy Norr hat sich kostümiert und geschminkt, immer wieder torkeln Statisten über die Bühne. Das hat schon etwas Trashiges bzw. Kitschiges. Aber das Ganze wurde doch mit Liebe und gut getimt umgesetzt, so dass die Sache rund war. Und vor allem musikalisch und gesanglich war das perfekt auf den Punkt (schließlich sind hier nur Profis am Werk), auch wenn eher Zuhören als Abgehen angesagt war. So richtig straight sind die Songs nämlich nicht. Aber mit „Dead Of Night“ hat man immerhin einen Hit an Bord. Lust sich das mal etwas näher zu Gemüt zu führen machte es allemal. Im Herbst hat man mal wieder die Chance dazu. Dann soll nämlich die neue Platte erscheinen, für die man einen Deal mit SPV an Land ziehen konnte.

High Spirits

Hatte ich vorhin gemeint, stimmungstechnisch geht nix mehr über Ambush? Na ja, nicht ganz. Es hatten sich ja noch HIGH SPIRITS mit einer Deutschland-exklusiven Show angesagt. Dabei bewiesen Chris Black und seine Spießgesellen, dass der eh schon coole Heavy Rock noch viel besser kommt, wenn er von einer echten Band gespielt und nicht alleine im Studio ausgetüftelt wird. Das hatte nämlich ordentlich Power, was hier auf die Bühnenbretter gelegt wurde. Ein Ohrwurm jagte den nächsten und die energiereiche Performance sorgte für den Rest. Vor allem der hyperaktive Bassist Bob Scott und Gitarrist Scott Hoffman erwiesen sich als absolute Aktivposten. Und in der Mitte stand Mr. Black, der jede Menge positive Ausstrahlung verschleuderte und sich mittlerweile zu einem echt guten Frontmann gemausert hat. Es war kein Wunder, dass das Publikum bei Spaßpillen wie „Full Power“, „I Need To Know“, „You Make Love Impossible“, „When The Lights Go Down“ oder „Another Night in The City“ abging wie Schmidts Katze. Es war ein Fest, wie man es leider viel zu selten genießen kann. Auf der anderen Seite ist ein Gig von High Spirits in unseren Breitengraden auch immer wieder etwas Besonderes. Die Band war ein mehr als würdiger Headliner, der niemand enttäuscht haben dürfte. Nur einen kleinen Wermutstropfen hatte das Ganze: Statt den angekündigten eineinhalb Stunden riss man nur seine üblichen 70 Minuten runter. Hatte man aber ehrlich gesagt mehr erwartet…?

Setlist High Spirits:
When the Lights Go Down
This is the Night
Full Power
I Need to Know
Demons at the Door
Another Night in the City
I Need Your Love
Torture
Wanted Dead
You Make Love Impossible
High Spirits
Thank You

Nights in Black
Flying High

 

Das war das Ende von Tag eins. Wie schon beim Warm-Up am Donnerstag wurde im Anschluss zu Dosenmusik im Zelt weitergefeiert. Manche kamen dem etwas zu wild nach, was man spätestens ein paar Stunden später merken sollte…

 

Freitag, 11. Mai 18

In aller Herrgottsfrühe wurde Tag Nr. 2 eingeleitet. Und zwar bereits im 9.30 Uhr. Standesgemäß bairisch mit einem zünftigen Weißwurstfrühstück. Dazu spielte die Crailsheimer Coverband HAZARD viele gern gehörte Hard’n’Heavy-Schinken. Um diese Zeit war der Auftritt für Lisa und ihre Jungs sicherlich etwas ungewohnt. Man machte aber das Beste daraus. Nach ungefähr 90 Minuten und einer Pause gab man den Staffelstab an RUYNOR weiter. Diese Band war ein kleines Experiment für das Festival. Denn statt Metal spielte sie Mucke im Punk- / Rock’n’Roll-Fahrwasser. Das störte aber kaum jemand, denn als Farbtupfer macht das Trio durchaus Laune. Nicht ganz so leichtes Spiel hatten LORD VIGO. Epischer Doom Metal und Sonnenschein zur Mittagszeit passen irgendwie nicht ganz so zusammen. Und auch sonst spielte man unter erschwerten Bedingungen. Frontmann Vinz Clortho musste sich aufgrund eines Ausfalls auch noch hinters Schlagzeug klemmen (was er sonst im Studio ja auch tut). Im Ganzen funktionierte das aber doch überraschend gut.

Horacle

Und noch einmal Belgien. Dieses Mal die Truppe HORACLE. Traditioneller, speediger Metal. Im Laufe des Auftritts hatte sich irgendwann ein Cover von Judas Priests „Freewheel Burning“ eingeschlichen. Ein guter Wegweiser, wie die Musik der Band klingt. Ein Portion Kauzigkeit hinzu und fertig ist das Ganze. Die Sonne brannte mittlerweile unbarmherzig vom Firmament und so ließ das Publikum die Sache etwas gemächlicher angehen. Das Häufchen vor der Bühne war doch recht überschaubar. Eigentlich schade. Denn die zum Quartett geschrumpften Horacle sind gerade dabei noch ein paar letzte Abschiedsveranstaltungen zu geben. Denn offiziell hat man sich bereits aufgelöst. Vielleicht wirkte das Ganze deswegen etwas wie mit angezogener Handbremse gespielt. Denn an sich war die Mucke launig.

Dexter Ward

Die aus Battleroar hervorgegangenen DEXTER WARD um Gitarrist und dem Veranstalter des „Up The Hammers“ (dem griechischen Keep It True), Manolis Karazeris, waren an der nächsten Reihe. Schöner, schnörkelloser Heavy Metal mit leicht epischer Schlagseite wird hier zelebriert. Man packte die stimmigsten Nummern aus seinen beiden Alben aus und konnte die Meute, die sich aus dem Schatten traute, recht schnell überzeugen. Kein Wunder, der äußerst euphorische (fast schon ins Übertriebene kippend) Sänger Marco riss die Leute mit seinen Gesten und seinem Auftreten mit. Technisch war bei der bestens eingespielten Truppe auch alles im Lot. Vor allem der hart und doch filigran gespielte Bass von John Luna Tsimas fiel auf. Das Songmaterial war zum Fäusterecken bestens geeignet und man erntete von Song zu Song mehr Applaus. Dass die Stimmung besonders beim Iron-Maiden-Cover „Powerslave“ (endlich mal keine so augelutschte Nummer der Briten!) köchelte war kein Wunder, auch wenn es das nicht gebraucht hätte. Äußerst unterhaltsame 50 Minuten mit den Griechen!

Züül

ZÜÜL (ihr wisst schon, der Torwächter und Lakai von Gozer dem Vernichter…) feierten eine Art Comeback auf dem MOA 2018. Dafür hatte man sich auch extra T-Shirts drucken lassen. Mit den Abräumern High Spirits teilt man sich einen Gitarristen sowie den Bassisten. Jener gab auch hier das hüpfende Gummimännchen. Die Gitarristen gaben die schwer arbeitenden Poser und der etwas wie Anthony Keidis (Red Hot Chili Peppers) rüberkommende Bratt Batteau klammerte sich sonnenbebrillt an seinen Mikrophonständer. Gesanglich war das anfangs reichlich wackelig. Aber das wurde noch. Um ordentlich Alarm zum machen wäre der Sound gar wunderbar geeignet gewesen. Züül klingen ungefähr so, als würde einen schwedische Rotzrockband Iron Maiden interpretieren. Schöner amerikansicher Partymetal eben. Leider sprang der Funke doch nicht komplett über. Warum, kann ich mir gar nicht so recht erklären. Vielleicht lag es auch nur an der Hitze und/oder dem Alkoholpegel der Headbanger, die noch etwas schwer in Schwung kamen. Der Applaus am Ende war trotzdem recht laut und ausgelassen. Sehr gerne würde man die Band noch einmal in einem kleinen, schwitzigen Club sehen. Da haut das Ganze bestimmt ordentlich rein. Sicher noch etwas mehr als auf den beiden spaßigen Alben.

Freedom Hawk

In der Umbaupause hatte sich das Gelände so gut wie komplett geleert und die nachfolgenden FREEDOM HAWK hatten es wirklich schwer und mussten sich ihr Publikum erst erspielen. Das schien der mittlerweile zum Quartett aufgestockten Truppe aber irgendwie am Allerwertesten vorbei zu gehen. Mit stoischer Gelassenheit und wie eine gut geölte Maschine drückte man seinen zwischen Stoner und Doom wandelnden Heavy Rock durch die PA. Das war schon was ganz anderes als das vorher und nachher. Auch wenn man alles andere als echte Ohrwürmer in Petto hat, konnte man Minute für Minute immer mehr Magie entfalten und am Ende der einstündigen Spielzeit stand das Publikum wie eine Eins hinter der Band, deren Sänger original wie der junge Ozzy Osbourne klingt und auf der Bühne wie Neil Young wirkt. Kein Wunder, dass im Anschluss ordentlich Geld in Platten von Freedom Hawk umgetauscht wurde. Ein angenehmer Kontrast zwischen so viel Traditionalsstahl. So etwas in der Art darf gerne mal wieder hier stattfinden!

Stallion

Die Band der Stunde im treumetallischen Underground sind in unseren Breitengraden sicherlich STALLION. Das liegt bestimmt nicht nur an ihren beiden Alben (der Rezensent findet die ja nur semi-spannend), sondern auch an ihrem Auftreten und ihrer Integrität sowie Fannähe. Die fünf Musiker tummeln auch so ständig in der Szene herum und kommen absolut authentisch rüber. Das muss man erst einmal schaffen, bei dem Leder- und Spandex-Outfit. (Ach ja, das Accessoire des Wochenendes ist übrigens der Keuschheitsgürtel…) Stallion wetzen von Sekunde 1 an bis zum Schluss wie angestochen mit voller Spielfreude über die Bühne, schmeißen sich in die wildesten Posen. Allen voran natürlich Sänger Pauly – eine Rampenau, wie sie im Buche steht. Das Publikum steht ob der Darbietung Kopf und feiert das Quintett nach allen Regeln der Kunst ab. Die Band dankt es ihm und gibt ordentlich Gas. Nummern wie „Wild Stallions“, „Underground Society“ oder das abschließende „Canadian Steel“ werden so zu wahren Brechern, die live um einiges mehr Spaß machen, als auf Platte. Die Gewinner der Tages heißen damit ohne Widerworte: Stallion.

Mass

Als Ersatz für die abgesagten US-Metaller Cage zauberten die Veranstalter die Hardrock-/Metalband MASS aus dem Hut. Das rief anfangs etwas Stirnrunzeln hervor. Die Geschichte der Band aus dem Regensburger Raum reicht über vier Jahrzehnte zurück. Aber so wirklich auf dem Zettel hat man die wohl eh nicht mehr, nachdem das letzte Lebenszeichen schon wieder gut dreißig Jahre zurückliegt. (Immer wieder wurde damit kokettiert einen Song vom aktuellen Album zu spielen – von 1986.) Und dann war es doch die größte Überraschung des Festivals! Urgestein und Basser Günther Radny, der wie eine hünenhafte Version von Keith Richards wirkt, hat die Band letztes Jahr quasi mit komplett anderem Personal neu gegründet. Die alten Schoten der Studiovorlagen klingen für heutige Ohren eigentlich ziemlich bieder. Aber dem war an diesem Abend gar nicht so. Mit viel Schmackes hat man die Songs runderneuert, mit der Hinzunahme einer Orgel klingen sie manchmal wie eine aktualisierte, deftigere Version von Deep Purple. Sänger Matthias Pfaller hat ordentlich Kraft in der Lunge und punktet auch sonst – wie auch die restliche Truppe – mit seiner sympathischen Ausstrahlung. Davon ließ sich das Publikum ziemlich anstecken und war zur besten Abendzeit so zahlreich versammelt wie den ganzen Tag nicht (mehr). Cage hat also tatsächlich überhaupt niemand vermisst. Wäre tatsächlich schön, wenn da noch mehr kommt.

Leatherwolf

Mit der Verpflichtung des Headliners LEATHERWOLF haben die Bavarian Metalheadz einen Coup gelandet. Wann bekommt man die Ami-Truppe schon mal in unseren Breitengraden zu Gesicht? Das letzte Mal 2015 beim Keep It True. Und seitdem war da – wie viele Jahre vorher auch – nur Stille. Also, Bühne frei für die „Triple Axe Attack“! Eingehüllt in Tonnen von Bühnennebel legte man mit „Spiter“ los. Und man musste erst mal genau hinschauen. Denn statt Gitarrist Rob stand ein neuer Junger Mann heute an der Sechssaitigen. Cole Jones ist der Bandkollege (Railgun heißt die Truppe) von Neu-Gitarrist Luke Man. Und gemeinsam machten die beiden Jungen den Alten ordentlich Feuer unterm Hintern. Denn wohl nicht nie klangen Leatherwolf so ruppig und massiv wie an diesem Abend. Fast vermisste man etwas das Geschmeidige. Genau das was, diese Band so auszeichnet – die Kombination aus feinen Melodien mit angenehm metallischer Härte. Hatte man seine Ohren aber erst mal justiert funzte das aber doch ganz manierlich. Und Songs wie „Street Ready“, „Princess Of Love“, „Rise Or Fall“, „Season Of The Witch“ oder die unverwüstliche Hymne „Thunder“ kann man wohl nicht kaputt spielen. Wäre auch gar nicht so einfach, wenn man einen Frontmann wie den charismatischen Michael Olivieri an Bord hat. Das musste vor einer Dekade auch Schlagzeug-Urgestein Dean Roberts nach dem gescheiterten Wiederbelebungsversuch mit Sänger Wade Black einsehen… Für kleine Überraschungen im Set war auch gesorgt. Mit dem balladesken „Cry Out“ hätte man vielleicht nicht gerechnet. Nach „The Way I Feel“ machte man dramaturgisch erst einmal den Sack zu, bevor als Zugabe der Dreifachschlag „Kill And Kill Again“, „Letherwolf“ und das unverwüstliche „The Calling“ folgte. Damit hatte die Band ihre Spielzeit nicht nur ausgereizt, sondern sogar etwas überschritten. Sehr fein! Ein würdiger, aber nicht ganz so mitreißender Tagesabschluss wie tags davor.

Setlist Leatherwolf:
Spiter
Endangered Species
Season Of The Witch
Street Ready
Rise Or Fall
Rule The Night
Princess Of Love
Gypsies And Thieves
Hideaway
Spirits In The Wind
Black Knight
Cry Out
Thunder
Too Much
The Way I Feel
Kill And Kill Again
Leatherwolf
Wicked Intro / The Calling / Wicked Outro

 

Tja, und dann war es auch schon wieder zu Ende, das Metalheadz Open Air. Es folgte noch das obligatorische Feuerwerk und dann ging die Feierei noch etwas im Zelt weiter. Der erste Song dort war „Another Night in The City“ von High Spirits. Ein Fingerzeug, wer die wahren Chefs des Wochenendes waren? Egal, die zwei Tage waren voller schöner Auftritte und man freut sich schon aufs nächste Jahr. Die neunte Runde ist dann zwei Wochen später am 31.5. / 1.6.19. Man nutzt (wie es sich dieses Jahr ergeben hat den Feiertag Christi Himmelfahrt). Als Acts wurden bereits Trial, Old Mother Hell, Vulture, Indian Nightmare, Prediction und Mindless Sinner angekündigt. Man hat aber bestimmt noch mehr heiße Kohlen im Feuer. Alles andere würde einen wundern. In Sachen Karten heißt es sich dann aber sputen. Schließlich sind die immer recht schnell ausverkauft. Und das zu Recht!

 

Hier geht’s zu unserer Bildergalerie.

 

Festival-Homepage
Homepage der Bavarian Metalheadz