Klotzs – Sucht (Major Label/Broken Silence, 30.11.2023)

Das Duo Klotzs, einst als Trio gestartet, gibt es bereits seit 27 Jahren und in dieser Zeit haben die beiden einen gewissen Kultstatus erreicht. Das liegt allerdings mehr an ihrem eigenem Sound, bestehend aus einer Bariton-Gitarre und Schlagzeug sowie einige Effekten und natürlich Gesang, als an der Größe ihres Outputs. Denn neben einigen Singles und Samplerbeiträgen ist „Sucht“ gerade mal ihr viertes Album, wenn man die 2013 erschienene 10-Inch „In eigener Sache“ mitrechnet.

Dafür liefern sie nun immerhin direkt das zweite Doppelalbum nach dem 2018 erschienen Vorgänger.

Auf diesem bietet das Duo 18 knackige Rocksongs zwischen Alternative und Punkrock, sehr schön rau und Straff produziert und mit einer guten Portion Wut in vielen Stücken. Die Produktion kracht wunderbar über den Hörer, ohne schlecht zu sein. Es scheppert ordentlich, das Schlagzeug treibt, dirigiert und wirbelt. Und was für Klänge aus der Gitarre geholt werden, ist schon der reine Wahnsinn. Und den meisten Stücken gehört ein Kanal dem Riff und der andere den Melodien und so entsteht ein wunderbar räumlicher Klang.

Der Gesang ist mal manisch, mal schroff, mal verloren und mal bestimmt, also immer gefühlvoll. Manchmal dürfte sie für meinen Geschmack mehr nach vorn gemischt sein, weil man leider manchmal die Texte im wuchtigen Gitarrensound nicht versteht.

Natürlich ist das hier keine Neuerfindung des Rocks, sondern das Ganze lehnt sich sehr am Cold und New Wave der frühen 80er Jahre an. Als ich das Album auf einer schönen Herbstwaldrunde mit unserem Hund hörte, hat es mich sofort mitgenommen, weil mir vieles so vertraut vorkam ohne, dass irgendetwas billig abgekupfert klingt und einige Wochen später fiel mir auch auf, was mir so besonders an dem Sound der Band gefällt: dieser ähnelt sehr dem der frühen Chameleons, aber in einer etwas raueren Ausprägung.

Zusätzlich liefert die Band eine Menge an guten Texten die sich durch persönliches, gefühlsmäßig Alltägliches aber auch politisches Fräsen. So liefert „Kennzeichen D“ eine wunderbare Beschreibung zu einigen Dingen, die seit Jahren so passieren.

Und so muss ich mir wohl wieder mal ein Doppel-Vinylalbum bestellen. Denn dieses feine Rockalbum besitzt einfach alles, was ich von einem an sich einfachen, aber doch ergreifenden und packendem Rpckalbum erwarte. Knackiger Sound, prima Songs, spannende Texte und das Ganze mal schwebend fein und dann wieder krachend rockend.

Fein, fein, fein!

 

  1. sand
  2. tristesse
  3. generalprobe, kleiner saal
  4. phantom
  5. geist
  6. lokalpatriot
  7. kennzeichen D
  8. zeitzünder
  9. tagträumer
  10. museum der gestrandeten ideen
  11. kalender
  12. nur zur erinnerung
  13. helden der bedeutungslosigkeit
  14. filibuster
  15. erwachen
  16. in der drachenstadt
  17. am morgen
  18. lebe wohl

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4.7