Zea – We are still each other’s only hope (Makkum Records, 03.11.2023)

Mit „We are still each other’s only hope” veröffentlicht der niederländische Multiinstrumentalist Arnold de Boer das zehnte Album unter dem Namen ZEA. Und auf diesem bringt er seinen eigen- und einzigartigen Stil, den ich mal grob als Experimental Rootsrock mit Jazzeinflüssen beschreiben möchte, auf das nächste Level. Hierbei halfen ihm diesmal insgesamt sieben weitere Musiker, wobei das Grundgerüst und vielleicht sogar noch etwas mehr der Aufnahmen von Ihm alleine eingespielt wurden.

Der Reigen aus zwölf Stücken beginnt mit einem sehr reduzierten Stück. Typische Zea-Gitarrenspuren paaren sich mit de Boes Sprechgesang und läeuten das Album zwischen Folk und Postrock ein. Danach wird es dann bandlastiger. Die folgenden beiden Stücke bleiben auch noch eher schnörkellos, bieten aber einen voluminöseren Sound aus Gitarre, Schlagwerk und Elektronik, aber es mischen sich langsam experimentelle Instrumente mit hinein.

Diese gipfeln dann zunächst im vierten Stück „Our hearts in the sun“. Hier wandelt sich das Klangbild in eine elektronische, mysteriöse Klangwelt über welche sich dann Bläser, Bass und Gitarre in Contemporary-Jazz-Gefilde bewegen, ohne die Gehörgänge zu zerreißen.

„Hauntology“ schwenkt dann direkt in die Rockrichtung zurück. Postpunkige Gitarrenriffs, schön rau aufgenommen, bestimmen den schnellen Song. Das Schlagzeug scheppert fein im Hintergrund und zwischen den härteren Passagen finden sich auch immer wieder sehr melodische schwebende Passagen. Und im Untergrund brodeln kontemporäre Klänge der Bläser. Sehr fein, leider viel zu kurz.

Es folgen einige sehr kurze Stücke, ein experimentelles Perkussions-Interlude und ein quasi rein vokales Stück. „The Magican“ bringt es auch nur auf knapp drei Minuten, aber diese bieten eine wunderbare Mischung aus elektronischen Schleifen, ganz starken Perkussionen (elektronisch und analog). Die schwurbelige Elektronik erinnert mich durchaus an eine abgespeckte Radiohead-Variante. Eine feine Überleitung zum längsten Stück „What the world needs now is understanding“, das es auf eine satte Viertelstunde bringt.

Dieses öffnet mit kreisender Elektronik, die wie im Hintergrund ertönt und über der eine eingängige akustische Gitarre erklingt. Und dieses Gitarrenspiel baut sich dann sehr langsam zu einer immer größer werdenden Melodie auf. Hypnotisch wird das Instrument mit viel Hall gespielt und so ein sehr räumlicher Sound erzeugt. Zea füllt mit diesem Sound die ganzen 15 Minuten und das so hypnotisch und wunderbar, dass es zu keiner Sekunde langsam wird.

Es folgen noch drei kürzeren Stücke die sich wunderbar in das Gesamtkonzept einfügen.

Wie eingangs geschrieben bringt sich ZEA mit diesem Album auf das nächste Level. In Nuancen gibt es Neuerungen (der kontemporäre Teil ist effektiver eingesetzt). Ansonsten ist diese an sich ja sehr spröde und mitunter raue Musik in einer großartigen Klangqualität in Szene gesetzt worden.

 

  1. When I got passed the first darkness
  2. Hyperobjects
  3. In defence of the Wad
  4. Our hearts in the sun
  5. Hauntology
  6. Alas for mankind
  7. And the man killed the bird
  8. The magician
  9. What the world needs now is understanding
  10. Burial salt
  11. The last feeling
  12. Wear their shoes

http://www.zea.dds.nl/
https://zeamusic.bandcamp.com/album/we-are-still-each-others-only-hope
https://www.discogs.com/de/artist/275557-Zea

4.5