Justin Townes Earle – The Saint Of Lost Causes (New West Records, 24.05.2019)

Justin Townes Earle hat wie sein Vater, der große Alternative-Country-Haudegen Steve Earle, auch schon einiges durch in seinem Leben: Alkohol, Drogen, Ärger mit der Staatsgewalt, überhaupt viele persönliche düstere Phasen und ein unsteter Lebenswandel. Mittlerweile ist allerdings etwas Ruhe bei ihm eingekehrt. Weg von den süchtig machenden Substanzen, Heirat und vor zwei Jahren ist seine Tochter geboren.

Jetzt erscheint seine neues Album „The Saint Of Lost Causes“, genauso wie die Musik des alten Herrn, auf dem Label New West Records. Auch sonst verbindet die beiden musikalisch einiges. Sie singen von den düsteren Seiten eines geschwächten, entfremdeten Amerika. Allerdings ist Justin dabei weniger politisch und konzentriert sich mehr einzelne Schicksale und Figuren. Dementsprechend fällt auch seine Musik nicht so kantig und bissig aus. Nein, er wirkt teilweise schon fast etwas zu brav. Vielleicht auch seine Art einem übermächtigen Schatten zu begegnen.

Musikalisch sitzt „The Saint Of Lost Causes“ fest im Americana-Sattel. Ursprünglicher (Alternative-)Country, Folk und Singer/Songwriter-Musik, dazu eine gute Portion Blues – das ist der Stoff, aus denen die Songs auf dem Album gemacht sind. Der Start mit dem Titeltrack ist gleich ein guter Fingerzeig in die vorzufindende Richtung. Melancholisch zurückhaltend, ein blubbernder, bluesiger Groove, natürliches Flair und Lapsteel-Sounds sorgen für eine warme Atmosphäre. Ein etwas ernüchternder, ungewöhnlicher Opener. Dafür wird es mit „Ain’t Got No Money“ lebendiger. Altmodischer Country-Rock mit Mundharmonika- und E-Gitarren-Solo.

Und damit sind die Pfade abgesteckt. Stimmungsvolle bis sensible Balladen wechseln sich stets mit lauteren Momenten ab. Das Hin und Her ist dabei recht voraussehbar, bietet aber zahlreiche angenehme Momente, von denen gerade die ruhigen die spannendsten sind. Balladen wie das schöne „Mornings In Memphis“ oder das von Lapsteel und Klavier getragene „Over Alameda“ sind Earles Stärke. Dazwischen finden sich das knarzige „Don’t Drinke The Water“, der düster-schwere Blues „Appalachian Nightmare“ oder das eintönig basische „Say Baby“.

Nicht alles davon ist gleichsam gelungen, aber die Platte bietet genügend Kurzweil in Form von traurigen Außenseiter-Geschichten, deren Protagonisten so manches Jammertal durchschreiten. Zum Heulen und Schwelgen gleichsam geeignet.

 

Trackliste:
1. The Saint Of Lost Causes
2. Ain’t Got No Money
3. Mornings In Memphis
4. Don’t Drink The Water
5. Frightened By The Sound
6. Flint City Shake It
7. Over Alameda
8. Pacific Northwestern Blues
9. Appalachian Nightmare
10. Say Baby
11. Ahi Esta Mi Nina
12. Talking By Myself

 

 

Photo Credit: Joshua Black Wilkins

 

3.8