At The B-Sites Festival 2018

Nachdem die Premiere 2016 dem Rheinhochwasser bzw. der Überflutung des Jugendparks zum Opfer fiel, 2017 musikalisch wunderbar, aber wettertechnisch doch sehr durchwachsen, stattfand findet nun kommenden Samstag, den 8. September die dritte Auflage des At The B-Sites Festival im Kölner Jugendpark statt.

Das Format At The B-Sites präsentiert seit mittlerweile fünf Jahren dem Kölner Publikum kostenlose Secret-Konzerte über Kopfhörer. 24 Stunden vor dem Konzert wird via Sozialmedien ein Treffpunkt veröffentlicht, an dem 200 Turnbeutel, ausgestattet mit einem Leihkopfhörer, zwei Flaschen Mühlen Kölsch samt Öffner sowie einer Karte, die zur Bühne weist, verteilt. Dieses Jahr wurde neben den vier Konzerten auch vier Musikdokumentationen nach gleichem Prinzip gezeigt.
Da das Prinzip Kopfhörerkonzert gebührend Anklang fand, wuchs die Idee zum Saisonabschluss ein Festival im Jugendpark zu veranstalten. Dieses steht nun kommenden Samstag wieder vor der Tür.

Konkret erwartet Euch am Samstag ein innovatives, aber rundum gelungenes Festivalkonzept:

Durch die Idee Kopfhörerfestival entfällt das Problem Lärmbelästigung der Anwohner. So kann an einem zentralen, gut erreichbaren Ort trotzdem lange gefeiert werden. Auch bietet die Idee, die Musik über Kopfhörer zu genießen, jedem Gast die Möglichkeit, die Künstler in seiner eigenen Wunschlautstärke zu genießen. Will man sich trotzdem zwischendurch mit seinen Freunden austauschen, nimmt man die Kopfhörer ab und plauscht, ohne dabei andere am Musikgenuss zu stören.

Zwar Stadtfestival bietet der Kölner Jugendpark eine wunderbare Kulisse mit Blick auf den Rhein und das linksrheinische Köln und v.a. aber viel Grün. Das dortige Areal ist weitläufig genug die Musik auch gemütlich sitzend auf Picknickdecken zu verfolgen. Es herrscht demnach ein rundum entspanntes Musikerlebnis, das jeder Festivalbesucher nach eigenem Ermessen und Belieben genießen kann.

Neben dem Bühnenmusikprogramm wartet das At The B-Sites Festival auch mit einem interaktiven Rahmenprogramm auf: In Kooperation mit Yamaha kann man sich an verschiedenen Musikinstrumenten versuchen oder als Teil des At The B-Sites Silent Choir unter Chorleiter Max Indieperlen der letzten Jahre zum Besten gegeben.

Daneben wird das At The B-Sites Festival seinem sozialen und moralischen Anspruch gerecht. Aus Gründen der Nachhaltigkeit gibt es ein rein vegetarisches Speiseangebot und die Getränke werden aus Glasflaschen serviert.
Gemeinsam mit dem Projekt “Start With A Friend” wurde die Idee “Jam With A Friend” entwickelt, die auf die integrative Kraft von Musik baut und Geflüchtete eingeladen hat, gemeinsam mit anderen musikinteressierten Festivalbesuchern zu jammen.

Auch beim Ticketverkauf wird der soziale Gedanke berücksichtigt. Um jeden den Besuch des Festivals zu ermöglichen, wurde das Social-Ticketing eingeführt. Es gibt keinen statischen Ticketpreis. Stattdessen gibt es den Appell, fair das zu bezahlen, was einem das Festival wert ist. Um wirklich allen, die Interesse an der Musik haben, den Besuch zu ermöglichen, gibt es Tickets ab 15,- €. Nagt man jedoch nicht am Hungertuch, bitten die Veranstalter um einen fairen Ticketpreis von 25,- € oder mehr.

Das alles klingt zwar bereits schon super interessant und sympathisch, doch was wäre eine Festival ohne Musik?
Aber auch die Bandauswahl braucht sich nicht hinter dem Rahmenprogramm zu verstecken, denn auch hier bewiesen die Macher ein “Goldenes Händchen”: es sind nicht nur tolle Künstler sondern sie passen vielmehr auch zu dem Format Kopthörerkonzert wie Topf auf Deckel.

Das Festival eröffnen Lunir, ein Duo mit Wurzeln aus Edinburgh & Köln. Sie präsentieren einen schönen Mix aus Soul, R’n’B und Indie.

Zwischen den Bands sorgt KingKalk für musikalische Unterhaltung

Auch wenn subjektive Highlights immer ein heikler Grad, folgt anschließend bereits persönliches (erstes) Festivalhighlight mit dem Auftritt Hello Piedpipers. Ihr aktuelles Album “The Raucous Tide” erscheint fast schon konzipiert für die Idee eines Kopfhörerkonzertes. Besser Verlieren in schöner Musik lässt es sich nicht an diesem Samstagnachmittag in Köln.

Es folgen, nicht weniger passend, Bergfilm mit ihrem sphärischen, teilweise cineastisch anmutenden Elektropop. Sie variieren wunderbar zwischen entspannten Liedern und treibenden Melodien.

Spätestens mit der, mittlerweile in Berlin ansäßigen, Südafrikanerin Alice Phobe Lou, sind dann die ersten Gänsehautmomente vorprogrammiert. Bei zurückgenommener Musik fesselt ihre raue, schöne Stimme.

Der Wahlberlinern folgt die deutsche Indieband der Stunde: Giant Rooks. Die Hammer klingen so wunderbar wenig deutsch, dass sie mittlerweile auch im Indiemutterland ihren berechtigten Erfolg feiern. Mal episch verträumt, mal eher bluesig anmutend und immer energiegeladen, präsentieren sie in Köln ihren selbstbetitulierten Art Pop.

Nach Giant Rooks geht es mit Isolation Berlin dann nochmals eine Nummer mehr nach vorne. Romantische, deutschsprachige Texte treffen auf Pop und Postpunkt.

Doch mit Ende der Livemusik ist noch lange nicht Festivalende. Die Aftershowparty gestalten MikeMaikMeik und Frank Schampus von Schere Stein Papier sowie Damend Dan von der legendären Kölner Partyreihe GetAddicted (RIP). Indie trifft Pop und auch etwas härtere Gitarrenklänge.

Zur Einstimmung auf Samstag ein paar Bilder vom letzten Jahr:

© Fotos: LOST IN A MOMENT (Maike Mösta & Stephan Strache)