Steve Earle & The Dukes – Guy (New West Records, 29.03.2019)

Steve Earle ist ein Original. Ein kantiger ungemütlicher Typ, fest in der Country-Szene verwurzelt, aber nie von ihr assimiliert worden. Selbst als er große Erfolge mit seinen Rock-orientieren Alben wie dem Megaseller „Copperhead Road“ feierte, war er immer anders. Mit zunehmendem Alter wurden seine Song immer politischer und er legte seine Finger in Wunden, welche Amerika so einige aufweist. „Alternative Country“ ist das Stichwort das immer wieder fällt, wenn die Sprache auf den Mann mit der brummigen Stimme kommt.

„Guy“ ist nicht einfach ein normales neues Album von Steve Earle, sondern ein Tribut an eines seiner größten Vorbilder. Neben Townes Van Zandt (welchem er bereits 2009 eine Platte widmete) ist dies der 2016 nach langer Krankheit verstorbene Country-Troubadour Guy Clark. Mit beiden Herren verband ihn neben Bewunderung auch eine tiefe Freundschaft und so war es nur obligatorisch, dass auch Clark besonders gewürdigt wird.

Zusammen mit seiner Band The Dukes spielte Steve Earle 16 Song aus dem Katalog von Guy Clarke ein. Ganz puristisch und live im Studio. Der ursprüngliche Country-Sound tritt hier noch stärker als sonst hervor. Lapsteel und Fiedel gibt es ständig zu hören, oft auch ein Akkordeon. Doch im Mittelpunkt steht ein Mann mit seiner Gitarre.

Clark war eher ein Geschichtenerzähler, seine Lieder so genannte „Story-Songs“, was dem Ganzen noch viel mehr einen bodenständigen Singer/Songwriter-Charme verleiht. Und Earle interpretiert die Nummern fast so, als wären es seine eigenen. Mit viel Liebe und Leidenschaft. Dadurch wirken die Songs auch heute noch frisch, auch wenn sie nicht gerade so klingen.

Vor allem dem Charme der bekanntesten Stücke „L.A. Freeway“ und „Desperados Waiting For A Train“ kann man sich kaum entziehen. Aber auch der Rest beschert einem ein angenehmes Hörerlebnis. Und mit der abschließenden Ode an die Freundschaft namens „Old Friends“ muss man fast ein Tränchen verdrücken.

Da kann man also nicht anderes sagen als: Tribut gelungen!

 

Trackliste:
1. Dublin Blues
2. L.A. Freeway
3. Texas 1947
4. Desperados Waiting For A Train
5. Rita Ballou
6. The Ballad Of Laverne And Captain Flint
7. The Randall Knife
8. Anyhow I Love You
9. The Old Time Feeling
10. Heartbroke
11. The Last Gunfighter Ballad
12. Out In The Parking Lot
13. She Ain’t Going Nowhere
14. Sis Drper
15. New Cut Road
16. Old Friends

 

4