Emil Bulls – Mixtape (AFM Records, 24.05.2019)

Es ist Tradition bei Emil Bulls nach regulären Alben irgendwie was anderes oder besonderes zu machen. Als dann die Nachricht eines Coveralbums in unsere Redaktion ankam, nun ja, da war zunächst mal keine große Begeisterung vorhanden. Schon wieder ein Coveralbum von einer Metalband – muss das wirklich sein?

Nun ja, nach dem ersten Durchhören jedoch kann diese Frage beantwortet werden! Ja, unbedingt – was die Bulls hier auf Vinyl, CD oder sonstigen Datenträger gezaubert haben, sollte man sich unbedingt anhören. Es ist weit mehr als ein Coveralbum!

Da wäre alleine schon die Auswahl der Songs, die hier gecovert werden – beim reinen Lesen der Tracklist entsteht doch ein inhomogener Eindruck. Man findet sich 80er Jahre Hits wie Taylor Daynes „Tell it to my heart“, Rockklassiker wie Starships „We built this city“, Genesis‘ „Jesus he knows me“ oder Rap mit Enimens „River“. Beispiel gefällig? Hier:

Irgendwie Songs, die man kaum zusammen in einem Satz verwenden würde oder gemeinsam auf einem Mixtape überspielen – die älteren von uns erinnern sich. Nun wurden genau diese Songs auf einem Coveralbum in die Emil-Bulls-Metalversion verwandelt, ohne dabei jedoch die Seele des bisherigen Songs unkenntlich zu machen! Stark – sogar Saustark!

Die Tracklist beginnt mit Destinys Childs “Survivor” – da käme man nicht direkt drauf einen Metalsong daraus zu zaubern.

Tracklist (inkl. Original-Interpret in Klammern)

  1. Survivor (Destinys Child)
  2. Tell it to my Heart (Taylor Dayne)
  3. Brightside (The Killers)
  4. Grenade (Bruno Mars)
  5. River (Eminem)
  6. Rebell Yell (Billy Idol)
  7. Jesus he knows me (Genesis)
  8. You should see me in a crown (Billy Eilish)
  9. Jungle Drum (Emiliana Torrini)
  10. The Hills (The Weekend)
  11. We built this City (Starship)
  12. Where is my mind (The Pixies)
  13. Every you every me (Placebo)
  14. Kids (MGMT)

Dabei hält das Album doch einige sehr besondere Coverversionen bereit – eigentlich gefallen mir nahezu alle. 80er Jahre Hit „Tell it to my Heart“ ist in dieser Version nochmals besonders und dennoch klingen die 80er durch. Zuletzt hörte ich das glaube ich in der Tanzschule als ich 14 war, da wecken die Bulls einige Erinnerungen!

“Rebell Yell” von Billy Idol wird hier deutlich entschleunigt und kommt dafür deutlich düsterer daher! Unfassbar tolle Variante!

Emiliana Torrinis verrückten Song „Jungle Drum“ hatte ich eigentlich schon verdrängt – Emil Bulls’ Metalversion brachte mich wirklich zum Lachen. Und die Version ist einfach nur großartig!

Interessant auch die Version von Billie Eilishs Song “You Should See Me In Crown”. Hier wird dann der Elektronikpart durch Gitarrenriffs ersetzt, was mir deutlich besser gefällt – wobei ich das Original zuvor gar nicht kannte. Im Gegenteil, meine 15-jährige Tochter meint, ich würde mir den Zorn aller Teenager zuziehen, wenn ich hier schreibe, dass ich nichtmal wusste, dass Billie eine Frau ist… ups.

Ein wahres Meisterwerk ist jedoch Pixies‘ „Where is my Mind“: die Bulls bauen hier mit dem ruhigen, klavierbegleiteten Klargesang völlig neue Facetten ein – der Song gewinnt im Laufe deutlich an Härte und bleibt trotzdem bei seinem Ursprung! Klasse! Dieser Song wurde schon so oft gecovert, aber noch nie so gut!

Emil Bulls sagen selbst, die Songauswahl ist geprägt von Songs, die sie selbst in ihren Werdegang zum Musiker beeinflusst und daher auch eine Bedeutung für die Band haben. Wenn man nun „Mixtape“ hört, dann spürt man, dass die Band diese Songs wahrlich liebt: hier wird kein einziges Stück auf diesem Album entstellt!

Nein, das ist eigentlich gar kein Coveralbum – dieser Begriff ist ja inzwischen eher negativ besetzt. Das hier ist ein Kunstwerk, denn es ist schon eine Kunst einen Song mit seiner ursprünglichen Seele widerzugeben und seinen eigenen Stil hinzuzufügen! Selten habe ich eine Platte gehört, wo das so beeindruckend gelingt! Einfach nur Danke für diese Scheibe, Emil Bulls!!!

 

 

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