Ihsahn – Ámr (Spinefarm Records, 04.05.2018)

Ein neues Album von Ihsahn ist meist ein Fest für Freunde des etwas besonderen Metals. Seit er 2006 seine Solokarriere mit „The Adversary“ startete, legte er ein progressiv angelegtes Album nach dem anderen vor. Stets eigenwillig, stets interessant, wenn auch nicht immer einfach oder restlos überzeugend. Nach dem etwas seltsamen Ausreißer „Das Seelenbrechen“ (2013) ging es mit „Arktis.“ wieder steil bergauf.

Wie schon beim Vorgänger, legte Ihsahn bei „Ámr“ darauf Wert, dichte, für sich selbst stehende Stücke zu schreiben. Einfache 08/15-Mucke gibt es natürlich trotzdem nicht zu hören. Der Musiker kombiniert auf unnachahmliche Weise Elemente von Black und Progressive Metal mit zeitgemäßen Artrock – kalte, maschinelle Härte mit warmen Emotionen und Atmosphäre.

Dabei wendet er sich auf seinem neuesten Werk verstärkt ruhigeren Klängen zu, die allerdings nie einfach so im Raum stehen, sondern vom typischen Ihsahn-Sound flankiert werden. Man nehme zum Beispiel die Vorab-Single „Arcana Imperii“ oder „Where You Are Lost And I Belong“. Überraschend, wenn man bedenkt, wie das Album startet. Mit „Lend Me The Eyes Of The Millenia“ flirtet Ihsahn nämlich stark mit einem modernisierten Emperor-Sound – düster, hart und bombastisch. So konsequent auf Krawall gebürstet klingen allerdings nur wenige Songs auf „Ámr“. Am ehesten noch das unruhige „In Rites Of Passage“. Das komplette Gegenteil sind das mit einem fast poppigen Refrain angereicherte „Sámr“ und das hitträchtige „Wake“.

Was allerdings nicht heißen soll, dass wir hier ein Album voller purem Schönklang vorliegen haben. Ganz und gar nicht. Ihsahn spielt gekonnt mit dunklen, verschlungenen Disharmonien und Melodien, schichtet Gitarrensounds und Synthesizer-Klänge zu einem angenehmen Klangwall auf. Auf allzu ausgefallene Klanggeber wird dieses Mal allerdings verzichtet. Das Saxophon von Jorgen Munkeby der Blackjazzer Shining fehlt. Dafür spielt dessen Bandkollege Tobias Ornes Andersen auf „Ámr“ Schlagzeug. Neben einem Gastsolo von Opeth-Gitarrist Fredrik Akesson der einzige neben Ihsahn beteiligte Musiker hier.

Der extravagante Norweger hat es mal wieder geschafft, ein starkes progressives, aber nie verkopftes Metal-Album zu erschaffen das seinesgleichen sucht. Ziemlich gut!

 

Trackliste:
1. Lend Me the Eyes of the Millenia
2. Arcana Imperii
3. Sámr
4. One Less Enemy
5. Where You Are Lost and I Belong
6. In Rites of Passage
7. Marble Soul
8. Twin Black Angels
9. Wake
10. Alone (Bonus Track – Poem by Edgar Allan Poe)

4.2